Heute ist Sonntag, der 28. Dezember am Abend. Bis eben saß ich im Hotel und schlug mir am Buffet den Magen voll mit unzähligen sehr mittelmäßigen Speisen, mittelmäßig, weil für viele verschiedene Geschmacksgewohnheiten tauglich, immerhin mit vielfältigen Optionen, um nachzuwürzen, aber auch dann noch Mittelmaß. Aber was soll ich mich beschweren - ich esse dort täglich umsonst, seit ich am Dienstag, 23. Dezember mit der Klientin und ihrem Partner hier ankam. Während ich nun hier schreibe, sitze ich in der Nacht am Strand im Süden Teneriffas. Bei kurzer Kleidung ist es gerade so nicht zu kalt für mich - die Klientin und ihr Partner hingegen bevorzugen am Abend hier schon eine Jacke. Tagsüber hingegen ist es zuverlässig warm und die Sonne oft sogar sonnenbrandgefährlich - meine Stirn und Nase sind mal wieder gerötet. Gestern habe ich mir einen Sonnenhut besorgt - Sonnencreme nutze ich nur selten zum Einen, weil ich meiner Haut nicht irgendwelche Chemie und sonstige Mittel antun will und zum Anderen, weil ich mit einbilde, dass die Haut mit sowas grundsätzlich von selbst umgehen können sollte.
Das Hotel, in dem wir noch bis ins Neue Jahr hinein bleiben, ist in besonderer Weise für Menschen mit Behinderung geeignet, so dass mindestens 80% der Gäste mit Behinderungen zu tun haben. Es macht mich jeden Tag aufs Neue demütig und dankbar zu sehen, welche Schicksalsvarianten, Gebrechen, Verfall, Einschränkungen, mir erspart geblieben sind, und gleichzeitig berührt es mich und bewundere ich, mit wie viel Optimismus, Zuversicht und Aufopferungsbereitschaft sich Menschen ihrem Schicksal stellen. Über Weihnachten war das Hotel halbwegs voll, jetzt über die Tage nach Weihnachten, auf Silvester zu gehend, hat es sich deutlich mehr gefüllt, ist wohl fast komplett belegt. Über Weihnachten waren die Gäste wohl mehrheitlich Engländer, inzwischen sind es wohl wieder viele Deutsche, zumindest in diesem Hotel. Ansonsten ist der Ort und auch sonst der Süden Teneriffas stark überwiegend von Engländern unter Beschlag. Sie sind so viele, und oft so unangenehm, dass ich schon darüber nachdachte, mir auf ein T-Shirt einen Spruch zu drucken à la "...if only there weren't those lower class noisy British whales", und damit natürlich auch meiner eigenen klassistischen Gehässigkeit Ausdruck verleihen, wenn nicht sogar - zu recht? - verprügelt werden würde.
Inzwischen ist der 29. Dezember, wieder am Abend, und wieder bin ich müde, komme wohl also auch heute nicht weit. Ich bin weiterhin im Lästermodus. Diesmal bekommt es meine Klientin ab, nachdem ich nun zwei Tage intensiver mit ihr verbracht habe, während ihr Partner von morgens bis in den Nachmittag tauchen war. Sie ist oft total unentschlossen, scheint sich nur für wenig begeistern zu können, außer es geht darum Geld auszugeben, das sie selbst meist gar nicht hat, sondern von Partner oder Vater bekommt, zB für Handtaschen, eine neue Bluetoothbox usw. Gleichzeitig macht sie ihrem Vorhaltungen, wenn er etwas unternimmt, zB tauchen geht. Dann ist ihr Fokus oft auch auf dem Preis, sie kritisiert also, dass er sein verdientes Geld für seine Aktionen ausgibt und sie es nicht ausgeben darf, sinngemäß, wobei ich fairerweise hinzufügen muss, dass sie auch kritisiert, dass, während sie gemeinsam Urlaub machen, er zeitaufwendige Dinge alleine unternimmt und sie bei ihrem Assistenten parkt. Da gab es sogar Tränen deswegen. Trotzdem hat sie oft auf Nachfrage keine eigene Idee für eine interessante Aktivität, ich selbst kann aber auch nichts vorschlagen, denn dann heißt es, Vorschläge sind auch Schläge und der Assistent soll sich zurückhalten. Also fahren wir unmotiviert die Strandpromenade auf und ab und schauen hier und da mal in ein Geschäft. Sie mietet sich einen Rollstuhl für den Strand ohne ihn zu benutzen, das Hotel hat einen beheizten Pool speziell für Menschen mit Behinderungen, den sie bis jetzt noch nicht benutzt hat. Außerdem ärgert sie sich, wenn ihr Partner länger mit mir spricht, und sie nichts zum Gespräch beitragen kann.
Nun ist der 30. abends, ich bin wieder im Bett, wieder müde, möchte aber den Eintrag noch im alten Jahr abschließen. Vorhin war der Partner nur abends zwei Stunden tauchen und ich saß solange mit ihr in einem Restaurant mit Blick aufs Meer, wo er ab- und auftauchte, wobei wir davon nur wenig sehen konnten, aber der Sonnenuntergang war ganz schön. Ich muss schon wieder lästern, wieder über sie: Bevor er ging, bestellten sie in einem Restaurant eine recht teure Flasche Wein und probierten sie und befanden sie gemeinschaftlich für gut. Während er weg war, studierte sie weiter die Weinkarte und sah einen anderen Wein, der teurer war, und begann, über den aktuellen Wein zu schimpfen, wie schlecht der doch sei, den wolle sie nicht mehr weiter trinken. Als ihr Partner zurückkam, nötigte sie ihn, ihr von dem anderen Wein ein Glas zu bestellen, was er auch tat, trotzdem war sie nur so halb zufrieden und wollte die davor bestellte teure Flasche Wein sogar wegschütten, was der Partner gerade so noch verhindern konnte.
Bevor sie ins Bett ging, überlegte sie, was sie am morgigen Silvestertag machen wollte, an dem sie mit ihrem Partner für teures Geld einen Ford Mustang angemietet hatte, bezahlt durch ihren Vater als Verlobungsgeschenk. Ich versuchte vorsichtig mit geschickten Fragen, ohne ihr direkt Vorschläge zu machen, sie darauf zu bringen, sich aus Vorfreude eine Rundfahrt oder sonstige Route vorzustellen, doch außer dass der Ford Mustang teuer ist, kam da wenig, eher kam da nur, was sie alles nicht wollte, nämlich nicht zum Vulkan hoch fahren, denn den hatte sie ja schon einmal besucht, auch nicht die Küstenautobahn, und auch sonst wisse sie nicht so recht. Ich wage die Vorhersage, dass sie sich in den Mustang setzen lässt, vielleicht eine halbe Stunde, vielleicht zwei, Freude daran hat, ziellos damit herumzufahren, dann aber schon wieder raus und woanders Geld ausgeben möchte, so dass die teure Tagesmiete auf sinnlose zwei Stunden und viel Streit zusammenschmilzt, wobei dann natürlich alle anderen schuld sind und nicht sie. Sie ist wohl in vielerlei Hinsicht fast wie ein extremes Gegenteil von mir: Sie explodiert bei jeder Kleinigkeit, ich zeige oft zu viel Gelassenheit selbst bei großen Problemen; sie scheint wenig Kreativität, Begeisterung und komplexe Gedanken entwickeln zu wollen oder zu können und dafür lieber schnelle, kostspielige Konsumentscheidungen zu treffen, ich scheue Entscheidungen, insbesondere, wenn sie mit Geld ausgeben zu tun haben, und ergötze mich lieber in ausufernden Ideen und Vorstellungen; sie sucht die Schuld fast immer bei anderen, ich tendenziell bei mir selbst, glaube ich.
Ich muss noch vier Tage aushalten, das werde ich schon schaffen, aber es ist wieder so, dass mir der Stresspegel gelegentlich Burnout-Symptome bereitet. Abgesehen von der Behinderung, die ja auch oft Anstrengung bedeuten kann, will mir nicht in den Kopf, wie man vom Wesen her so furchtbar anstrengend und launisch explosiv sein und dies kein Stück selbstreflektierend merken kann. Und ich verstehe auch nicht, welchen Gefallen ihr Partner an ihr findet. Für mich ist der Umgang mit ihr, und zwar egal, ob es um Pflege oder einfach nur um ein Gespräch geht, oft wie ein Tanz auf einem Vulkan oder wie Jonglieren mit Handgranaten: Jederzeit und unvorhersehbar kann es einen Ausbruch, eine Explosion geben. Ich dachte auch darüber nach, die Chefin nach einer Gehaltserhöhung zu fragen, nachdem ich schon sechs Jahre das aushalte und wohl auch nicht schlecht mache.
Aber nun genug gelästert, ich fasse die letzten Tage zusammen. Den letzten Eintrag schrieb ich am 18. Dezember vom Mittelalter-Weihnachtsmarkt. Das sind bis heute zwölf Tage. Trotzdem, wo ich jetzt bin, fühlt sich das zeitlich, nicht nur räumlich, sehr weit weg an. Am 19. kam mein Kind zu mir, wir waren wieder in der Bibliothek und spielten dort wie auch zuhause, waren mit dem Longboard in der Stadt unterwegs und versuchten uns am Käfig meines Flaschen-Kanus, nur um festzustellen, dass die Idee mit den dickeren Umwicklungen nicht genügend Halt gab und wir alternativ doch mit Dübeln zur besseren Stabilität arbeiten mussten, wobei wir dafür mangels Bohrmaschine, da die auf meinem Boot ist, mit einem Lötkolben die Löcher zu brennen versuchten, was am Wochenende nicht fertig wurde und als Projekt ins neue Jahr wandern muss. Dennoch zeigte mein Kind viel Begeisterung und Tatendrang dabei und wurde Sonntag Abend wieder von der Mutter abgeholt.
Montag, inzwischen 22. Dezember, begann diese lange Schicht, die am 23. nach Teneriffa führte und in der ich auch jetzt noch bin, noch bis zum 04. Januar. An jenem Montag wurde nur noch gepackt und die verderblichen Reste aus dem Kühlschrank verbraucht. Am Dienstag war der Abflug gegen 11:30 in Düsseldorf, also brachte uns der Vater der Klientin um 07:00 Uhr dorthin und, obwohl sie auf einen Großteil der Pflege besser verzichten wollte, empfand die Klientin es als notwendig, dafür bereits um 04:00 Uhr aufstehen zu müssen. Wir verbrachten also den sehr frühen Morgen sehr müde damit, auf den Vater zu warten. Der Flug hatte dann anderthalb Stunden Verspätung, also verbrachten wir den weiteren Morgen damit, weiter am Flughafen zu warten, und als wir endlich im Flugzeug und in der Luft waren, warteten wir die fast fünf Stunden Flugzeit ebenfalls, wobei wir alle drei hin und wieder dabei einnickten. Die Landung auf Teneriffa, das Auschecken bis zur Ankunft im Hotel gingen dann zügig, so dass wir dort noch genug zu Abend essen konnten, wobei die Klientin direkt auswärts zu Abend essen vorschlug. Nach einem kurzen Abendspaziergang die Strandpromenade entlang gingen wir reichlich müde zu Bett.
Am nächsten Morgen direkt nach dem Frühstück bekam ich bis zum Abend Pause und fragte mich, von was ich mich erholen müsste - Pausen sind eigentlich sinnvoll nach anstrengenden Diensten, aber bislang war nicht viel anstrengend. Aber meinetwegen, ich nahm die Zeit für mich an Pool und Strand gerne für mich in Anspruch. Und indem ich jetzt hier schreibe, denke ich über das Thema Pause nach. Damit gab es in der Vergangenheit öfter Unstimmigkeiten, da Assistenten nach Möglichkeit bei 24h-Schichten und auf jeden Fall bei 48h-Schichten Pausen als bezahlte Arbeitszeit zustehen und dies nicht immer eindeutig so gegeben und Situationen von Aussage gegen Aussage geschaffen wurden, weil die Klientin etwas anderes behauptete als die Assistenz und deswegen ein Pausenbuch mit Unterschrift eingeführt wurde. Klar, ich sehe ein, dass die Klientin ihren Tag spontan gestalten möchte und sich Pausen daher auch mal kurzfristig ergeben können, außerdem entstehen automatisch durch die Natur der Assistenz über den Tag hinweg und insbesondere in der Nacht Bereitschaftspausen, in der der Assistent sich zwar verfügbar halten soll, durch Nichtinanspruchnahme sich aber ebenfalls etwas erholen kann; bei den tatsächlichen Pausen allerdings kann der Assistent abschalten, muss nicht verfügbar, nicht auf Empfang sein, was mitunter bei stressigen Klient:innen spätestens bei 48h-Arbeitseinsatz sehr nötig sein kann. Nun ist es dieses Mal auch noch so, dass ich im Dezember gar nicht für alle Tage vom 22. bis zum 31. offiziell mit Dienstzeiten geplant bin, denn der Partner der Klientin übernimmt auch anderthalb Schichten in diesem Monat, und zwar während der Reise. In diesen Zeiten habe ich ebenfalls frei, bin aber gleichzeitig dabei auch unbezahlt. Und die mir von den beiden bislang gegebenen Pausen, die sie mit meiner Unterschrift im Pausenbuch festgehalten haben, waren am 24. 10:00 bis 20:00 Uhr zehn Stunden (laut Dienstplan hat der Partner 10:30 Uhr bis zum 25. 10:30 Uhr eine volle und am 31. von 10:30 bis 18:30 Uhr eine halbe Schicht, dann im Januar noch am 02. von 10:30 bis 20:00 Uhr am Folgetag anderthalb Schichten, aber tatsächlich nur formal, mit der Option, das den Gegebenheiten entsprechend anzupassen), dann war der Partner am 25. tagsüber tauchen, ich bekam am 27. tagsüber frei und dazwischen noch einmal ein paar Stunden. Bis jetzt, wenn ich mich nicht täusche, sind die offiziell vergebenen Pausen noch nicht einmal deckungsgleich mit den offiziellen Arbeitszeiten des Partners, also mit meinen offiziellen unbezahlten Dienstfrei-Zeiten, und ich bin der Ansicht und würde das beim Arbeitgeber noch nachfragen wollen, dass dienstfrei unbezahlt nicht als Pause im eigentlichen Sinne gilt. Das mag typisch deutsche Erbsenzählerei sein, aber ich möchte bei meinem ohnehin manchmal hart verdienten Geld nicht auch noch übervorteilt werden. Genauso ist es mit dem Essen: Anscheinend - vielleicht muss auch dieses offiziell dienstlich festgelegt werden, denn genau weiß ich das nicht - hat der Assistent Anspruch darauf, während längerer Dienste in einem gewissen Rahmen mit verpflegt zu werden. Im Hotel findet das automatisch über die Halbpension statt, aber wenn die Klienten mir diese vorenthalten, weil sie lieber auswärts essen gehen und mich dabei mitnehmen wollen, dann, so habe ich es aufgeschnappt, sollten sie bis zu einem gewissen Betrag meine Verpflegung übernehmen. Ich bestelle nun nicht teuer, aber weil ich nicht die Dreistigkeit habe, zu fordern, eingeladen zu werden, biete ich an, meinen Teil zu übernehmen, lade gelegentlich, selten, auch mal freundschaftlich auf einen Drink ein, empfinde es trotzdem manchmal als unstimmig, denn wenn ich nicht die bezahlte Halbpension wahrnehmen kann, entstehen mir ja zusätzliche Kosten, und ich bin ja nicht zum Spaß, sondern zur Arbeit hier. Ich werde also anregen, dass die Geschäftsleitung diese Situationen in ihrem Regelwerk klar definiert, selbst auf die Gefahr hin, dass ich dann wüsten Ärger und Beschimpfungen der Klientin auf mich ziehe, weil ich ja sehr undankbar und nicht mehr für Urlaube geeignet sei. Vielleicht muss ich die Geschäftsleitung bitten, diskret und diplomatisch mit dem Thema umzugehen. Würde ich, wie die Klientin gerne hätte, offen und direkt mit ihr das Thema ansprechen, würde sie natürlich in die Luft gehen, und würde ich es jetzt noch während des Urlaubs tun, wäre der Urlaub für die restlichen Tage im Eimer, die Klientin nur noch sauer und ich nur noch im Dauerstress. Ja, ich denke, sowas kann man mitunter toxische Arbeitsbedingungen nennen. Ich muss unbedingt mehr über die Gehaltserhöhung nachdenken.
Weil am 24. eine weihnachtliche Postsendung, drei Hörspiele, nicht bei meinem Kind angekommen waren, beschloss ich kurzerhand, eine bereits angefangene selbstgeschriebene Geschichte - mein Kind und ich wollten ja beide eine schreiben bis Mitte Januar - in ein erstes Kapitel zu formen und dieses als Hörspiel aufzunehmen und meinem Kind per Internet zukommen zu lassen.. Die Tonbearbeitung war unter den gegebenen Bedingungen nur mäßig gut, so dass ich für später eine neue, bessere Aufnahme in Erwägung zog. Inzwischen denke ich aber, dieses erste Kapitel hat dadurch, zB durch die Hintergrundgeräusche des Hotels, eine gewisse Einmaligkeit, die den spontanen Schafensprozess dezent festhält, und ich sehe von einer erneuten Aufnahme ab (es sei denn, ich würde sie einem größeren Publikum zugänglich machen). Die weiteren Kapitel sollte ich aber nicht zu lange auf sich warten lassen: Die Geschichte soll gewissermaßen eine Weihnachtsgeschichte sein, das erste und bisher einzige Kapitel spielt aber noch im Herbst. Und auch wenn viele Menschen schon vor Silvester Weihnachten beenden, ist die Weihnachtszeit am 02. Februar definitiv vorbei. Immerhin kann ich schon im zweiten Kapitel das Thema Weihnachten kindgerecht entwickeln und dann erst später, vielleicht auch erst in einem Jahr, Weihnachten etwas mehr hinterfragen, was eine ursprüngliche Intention dieser Geschichte war.
Am 26. waren die beiden Kleider kaufen, er Hawaii-Hemden und sie von ihr so genannte Teneriffa-Outfits, leichte einfarbig weiße, schwarze und graue Hemden und Hosen im weiten Schlabberlook mit einigen wirksam gesetzten Ornamenten, eigentlich nett, aber irgendwie auch Ramsch, der nur dadurch, dass er hier auf Teneriffa gekauft wurde, eine ideelle Aufwertung erfährt und ein Erinnerungsstück wird. Die Psychologie dahinter ist simpel und sie funktioniert bei vielen Menschen gut, die im Urlaub unbedenklicher Geld ausgeben als zuhause, zuhause diese Dinge nicht einmal eines Blickes würdigen würden. Nun ja, Menschen eben, solches Tourismusgeschäft bringt gut Einnahmen, da sind die Klienten keine große Ausnahme, sondern eher ich, der ich auch im Urlaub oft knauserig bleibe und nur nach echter Notwendigkeit und günstig kaufe wie zB den Sonnenhut.
Am 27. dachte der Partner, da habe er einen Tauchgang geplant, und setzte sich durchaus rücksichtslos egoistisch über die Bedenken der Klientin, dies sei ja ihr Urlaub mit ihrem Partner und nicht der mit ihr und ihrem Assistenten, hinweg, was bei ihr zu Tränen führte und ihn trotzdem nicht aufhielt. Etwas später kam er zurück: Er hatte sich im Tag vertan, erst am 28. sei sein Tauchgang, und am 29. auch, und dann noch am 30. abends. Wie er zurückkam und ihr zusagte, mit ihr den Tag ganz so wie sie wollte zu verbringen, drehte sich ihre Stimmung direkt in Freude und ich bekam tagsüber bis zum Abendessen frei, ging wieder baden und stieg dann einen kleinen Berg hinauf, von dem aus man einen guten Rundumblick auf das Städtchen, die Küste und das Meer hat.
Am 28. war er tauchen von etwa 09:00 bis 16:00 Uhr und die Klientin in dieser Zeit mit mir allein. Da sie die Tränen schon am Vortag hatte und danach von ihm ausgeführt worden war, war es an diesem Morgen kein großes Problem. Nach der Morgenpflege gingen wir im Hotel frühstücken und danach hatte sie keine gute Idee, was sie tun könnte, außer durch verschiedene Supermärkte zu gehen und nach einer bestimmten teuren Weinsorte zu suchen, die es im Hotel nicht mehr gab. Im fünften Supermarkt fanden wir ihn schließlich und der Preis dort war fast so hoch wie im Hotel, wir ließen ihn also stehen. Ansonsten gingen wir noch etwas unmotiviert die Strandpromenade entlang. Am späteren Nachmittag stieß ihr Partner zu uns und übernahm. Der 29. war dem 28. ziemlich ähnlich.
Am heutigen 30. frühstückten sie auswärts und ich im Hotel, sie gingen dann auf einen Markt und beauftragten mich, mit ihrem Boule-Spiel zum Strand zu gehen und sie dort zu treffen. Nach drei wenig motivierten Runden packten wir wieder ein und gingen wieder ins Hotel, ruhten uns auf dem Balkon aus und gingen später wieder an die Promenade, um dort für den Abend bei Tapas und Wein abzuwarten, bis der Partner seinen Nacht-Tauchgang verbracht hatte, eigentlich mit dem Gedanken, ihm während wir essen zuzusehen, aber außer verwaschenes Aufleuchten von Taschenlampen war da nicht viel von zu sehen. Auf die Diskussion um die Qualität des Weines und mein selbst bezahltes Abendessen bin ich ja schon eingegangen.
Aber nach all diesem Gossip, der ja auch nur zeigt, wie primitiv ich selbst bin, wollte ich noch ein paar hoffentlich interessante Gedanken zusammentragen.
Die erste Besiedelung der Kanaren fand nach jetzigem Kenntnisstand erst ca. 500 v.Chr. statt durch die Römer und Phönizier, vor allem wohl durch letztere, denn das Genom der Altkanarier ist dem der Menschen im Großraum um Gibraltar, und zwar vor allem der Berber Nordafrikas am ähnlichsten bzw. am nächsten verwandt. Über die Antike fand für beinahe 1000 Jahre regelmäßige Seefahrt zu den Inseln statt. Als das römische Imperium, vor allem Westrom, im 5. Jahrhundert zusammenfiel, wurden die kanarischen Inseln auf dem Festland vergessen und die Bewohner der Inseln verlernten binnen weniger Generationen Seefahrt und vieles mehr, was an kultureller und technologischer Entwicklung durch die Römer bestand, und fielen eine Art Steinzeit zurück, entwickelten ein Stammeswesen mit einem ausgeprägten Totenkult, teilweise mit Pyramidenbau, und zwar auf jeder Insel unabhängig, denn auch der Austausch zwischen den Inseln fand nicht mehr statt. Über fast 1000 Jahre in Abgeschiedenheit ging jede Insel für sich kulturell und damit bald auch sprachlich eigene Wege, bis sie im 15. Jahrhundert von den Spaniern erobert und "spanifiziert" wurden. Die Kultur der Altkanarier wurde dabei ausgelöscht, ging dabei fast vollständig verloren, und erst in jüngster Zeit, vor allem in den vergangenen zwei Jahrzehnten, wird nach und nach einiges davon erforscht und wiederentdeckt.
Im Zusammenhang mit dem Buch über die Entstehung Deutschlands zwischen den Jahren 1 und 1000 und einem Video auf Youtube tauchte die Frage nach dem Genom in Deutschland auch schon auf für mich, dem Genom, das gerade in Deutschland, mehr als in anderen europäischen Ländern, eine große Vielfalt aufweisen und damit für einen besser anpassungsfähigen Genpool sorgen soll, da sich in Deutschland über die Jahrhunderte Germanen, Kelten, Römer (und über die Römer viele verschiedene Mittelmeer-Anrainer), Goten, Sachsen, Alemannen, Hunnen, Franken, Slawen und viele weitere Stämme und Völker vereinigt und nebeneinander miteinander entwickelt statt sich gegenseitig ausgelöscht haben.
Wenn sich Kultur entwickelt, und damit meine ich nicht moralisch entwickelt, sondern vor allem technologisch, so dass eine Gesellschaft an Mitgliedern wächst, so kam mir bei diesen beiden Feststellungen der Gedanke, dann macht sie das, was sie im Kleinen gemacht hat, in immer größeren Stil, ohne dies grundsätzlich infrage zu stellen: Ein Totenkult baut immer mächtigere Pyramiden, ein Schweinekult baut immer mächtigere industrielle Mast- und Schlachthäuser. Dies nur exemplarisch, es lassen sich etliche weitere Beispiele finden, bei denen man Sinnhaftigkeit und Moral vermissen kann, weil Menschen oft moralisch blind sind für das, was sie für normal halten.
Inzwischen ist längst Mitternacht vorbei, es ist die Nacht zum 31. Dezember, zum Silvestertag. Es steht an, dass die Klienten nicht mehr ganz so früh wie bisher aufstehen wollen, dass sie nach dem Frühstück den Ford Mustang holen wollen und dass ich prognostiziert habe, dass aus der Fahrt wohl nicht viel wird. Für die restlichen Tage auf Teneriffa bin ich gespannt, was noch auf mich zukommt an Stress, Pausen und Arbeitszeit. Die offenen Fragen werde ich vielleicht doch direkt am Ende des Urlaubs, nach meinem Dienstschluss und dann vielleicht besser schriftlich nach mündlicher Ankündigung, eher in Form offener Fragen statt Anschuldigungen, direkt bei der Klientin anbringen mit der Bitte darum, die Regeln diesbezüglich von ihrer Seite aus zu definieren. Mir fällt da möglicherweise ein Weg ein, der einen potentiellen Wutanfall geschmeidig umgeht.
Am 01. Januar kommt abends meine Mutter in dieses Hotel und bleibt bis zum Monatsende, am 03. über Mittag ist der Rückflug meiner Klienten und mir, am 04. morgens mein Dienstende. Danach am gleichen Tag wollte ich mich mit dem Ingenieur-Freund treffen und mich mit ihm zur Projektplanung über regelmäßige weitere Treffen besprechen, am 05. mache ich wohl einen Termin beim Finanzamt, um Steuerangelegenheiten zu klären, und arbeite ansonsten einige der angefangen Projekte ab, gehe u.a. auch wieder zum Boot bis zum nächsten Treffen, am 14. bin ich in Stuttgart im Gericht, am 17. und 20. habe ich jeweils eine Doppelschicht und einen Tag dazwischen frei, am 23. habe ich mein Kind fürs Wochenende, an dem wir die Bootsmesse in Düsseldorf besuchen werden, am 28. ist noch eine Schicht und ab 29. ein Mischmasch aus Kind-Wochenende und Mithilfe bei einer Süßwarenmesse.
Fürs neue Jahr möchte ich mich im Rahmen japanischer Traditionen täglich kleinen Verbesserungen widmen, nichts wirklich neues, nur in neuem Gewand, mit neuem Geist, und damit vielleicht doch ein neuer Versuch. Alle Projekte einschließlich Sport stehen dafür zur Disposition. Die Anregung dazu kommt aus einem Video:
https://m.youtube.com/watch?v=t0fqRqLHq_w
1️⃣ Kaizen - 1% better every day (the compound effect that built Toyota)
2️⃣ Ikigai - Your reason for being (why Okinawans live past 100)
3️⃣ Hara Hachi Bu - Eat until 80% full (the simplest longevity hack)
4️⃣ Shinrin-Yoku - Forest bathing (nature as medicine, prescribed by doctors)
5️⃣ Wabi-Sabi - Embrace imperfection (freedom from the perfection trap)
6️⃣ Gaman - Endure with dignity (quiet strength without complaining)
7️⃣ Omoiyari - Compassionate consideration (small acts that ripple outward)
8️⃣ Kintsugi - Repair with gold (your scars make you stronger, not weaker)
Rückblickend, bei allem Mist, der national und international dieses Jahr deutlich zunimmt, war mein persönliches Jahr 2025 wahrscheinlich positiv, wenn ich meine ersten Schritte beim Thema Boot und Velo-Proa in Betracht ziehe. Dass mir meine schöne Marokko-Reise wie maximal nur ein halbes Jahr entfernt vorkommt, zeigt mir, wie schnell die Zeit vergeht und wie sehr ich mich bemühen sollte, weniger davon zu vergeuden.
Soweit...
Erstes Update am Morgen des 31.:
Die Klientin ist sich dessen bewusst, dass ihr Partner heute Dienst hat, und beschließt, dass ich ja "als Kumpel" ihre heutige Unternehmung mitmachen kann, denn sie braucht mich ja trotzdem. Nun, dann ist das anstelle von offiziellem, planmäßig unbezahltem Dienstfrei nicht einmal eine Pause. Was ich alles bereit bin hinzunehmen...
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