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Es werden Posts vom Oktober, 2021 angezeigt.

Identität, Inklusion, Potential

Drei Dinge kamen mir als Erkenntnisgewinn dieses Wochenende auf einer Tagung zur Peer-Beratung für Menschen mit Behinderungen: - Identität: Im Zusammenhang mit einer Beratungstechnik, wie man über geschickte Fragestellungen Problem und Beratungsgrund eingrenzen könne, gab es auch einen Frageblock nach Utopien zB derart, dass man gefragt werden kann, wenn man drei Wünsche frei hätte, was man sich dann wünschen würde. In gespielten Situationen und auch im Gespräch über mögliche Antworten dazu fiel mir auf, dass zwar mehr Barrierefreiheit, Schmerzfreiheit und umfangreiche Unterstützung unter den Wünschen waren, aber nicht insgesamt von der Behinderung frei zu sein, was für mich in meiner Situation selbstverständlich ein Wunsch gewesen wäre. Während dies im Zusammenhang mit der einen oder anderen geistigen Behinderung nachvollziehbar scheinen mag, weil die geistige Einschränkung möglicherweise verhindert, sich geistige Nicht-Einschränkung (gibt es diese überhaupt? Sagen wir zumindest &qu

Utopie und Dystopie

Eigentlich gelten Utopie und Dystopie als Gegensatz: Die erste beschreibt ein erstrebtes Szenario, möglicherweise so fantastisch, dass es unerreichbar scheint, die zweite ein bedrohliches, oft so düster, dass auch dieses unwahrscheinlich sein muss. Im Bereich der Utopie sehe ich Träume, Wünsche, Hoffnungen als Motivatoren für Entwicklungen. Denn nur Bewegung auf ein Ziel ist dieses: Entwicklung. Im Bereich der Dystopie sehe ich Angst und Schmerz. Aber auch diese sind ein Motivator, indem Entwicklung das Ziel hat sie zu vermeiden. Man kann sich also fragen, ob in der Dystopie die entsprechende Nicht-Dystopie als Utopie steckt und als solche motivierend wirkt. Rein rechnerisch müsste auch die Nicht-Utopie eine Dystopie sein, also müssten unerfüllte Wünsche schmerzen. Je desillusionierter wir sind, desto weniger spüren wir allerdings leider diesen Schmerz. Es gibt große und kleine Utopien. Menschen finden sich in Gruppen zusammen, wenn sie Utopien miteinander teilen. Je mehr und je größ

Mensch: Evolutionsprodukt oder Gottes Schöpfung?

Warum denn "oder" und nicht "sowohl als auch", wenn z.B. die Evolution vom Urknall an als Fortsetzung des "Es werde Licht" verstanden wird? Allerdings würde ich bei der Evolution nicht unbedingt von einem Prozess ausgehen, bei dem das bisher Entstandene das Neue bedingt und hervorbringt, denn dazu gibt es viel zu viele Emergenz-Phänomene, die dieser Erklärung nicht standhalten können. Stattdessen würde ich vorschlagen, dass das Ziel bereits feststeht, auch wenn es uns verborgen ist, und dass sich die Evolution nach den ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten einen Weg dorthin bahnt, teils mit Sackgassen, Unwegbarkeiten und Engpässen, aber dennoch zielgerichtet. Ob dieses Ziel von Gott gesetzt oder Gott selbst ist, oder mit Gott gar nichts zu tun hat, darüber lässt sich bestimmt streiten, aber darauf lässt sich wohl keine befriedigende Antwort finden.

Reise (1): Boote, Bremen und Ostfriesland (30.8.-13.9.'21)

(Andere, frühere Reiseberichte erschienen auf Englisch in eigenen Blogs und sind von dieser Zählung ausgenommen.) 30.08.: Duisburg und Osnabrück Eigentlich wollte ich schon am 27. oder 28. los, doch ergab es sich kurzfristig, dass ich eine Racer-Cruiser-Yacht, eine Jeanneau Selection 37, in Duisburg würde anschauen können, was erst am Montag möglich war, weil die Bootswerft erst da wieder geöffnet hatte. Mit Studi-Ticket ging es ohne Überraschungen nach Duisburg, die Yacht stand da auch, allerdings erschien mir ihr Preis deutlich zu hoch und er Arbeitsaufwand allein schon an Rumpf und Kiel deutlich umfangreicher, als das Angebot suggerierte. Es schien so, dass sie wohl schon mal unter Wasser gewesen sein müsse, so dass mit noch weiteren, unvorhersehbaren und kostspieligen Reparaturen zu rechnen war. Außerdem wurde ich belehrt, dass ein 7/8-Rigg mit Running Backstays für Anfänger nicht empfehlenswert sei. Auch wenn es also interessant war sie zu besichtigen, war doch schnell klar, das

Korrumpierte Menschen und Systeme?

Ein Mitforist meinte: "Die Bewirtschaftung der Gesundheitssysteme ist von wirtschaftlichen Interessen geleitet, darum bin ich der Auffassung, dass das Gesundheitswesen von Grund auf korrumpiert ist." Ich konnte das nicht unkommentiert stehen lassen: "Der Mensch an sich ist darauf aus, seine Komfortzone auszubauen und zu stabilisieren, sein Nest im weitesten Sinne, also die Sphäre, in der er Macht über Ressourcen und Mitmenschen hat oder zumindest nicht unter die Macht anderer gerät. Dies trifft auf Individuen genauso zu wie auf Familien, Sippen, Interessensverbände, Unternehmen und etliche weitere Systeme usw. Keines dieser Systeme ist notwendigerweise korrumpierter als der Mensch an sich bzw. als die Menschen, die dieses System bilden. Es gibt keine "die da oben", weil wir alle, aus einer weniger privilegierten Perspektive als unserer eigenen betrachtet, auch nur "die da oben" sind. Wenn Menschen "von Grund auf korrumpiert" sein soll