In den Medien wird derzeit ein Mann kritisch beleuchtet, der sich einen Namen machen konnte als satirischer Sprücheklopfer des linken und feministischen Spektrums. Er äußerte sich, sich selbst beschuldigend, dass er sich in seinen Beziehungen oft nicht entsprechend der Maßstäbe verhalten habe, die er durch seine öffentliche Arbeit setzte, sondern mehrere seiner Partner:innen sogar schlecht behandelt habe. Zum Einen wird er nun von den Massen verrissen, die von vornherein Wokeness und Feminismus gegenüber feindlich eingestellt waren, mit einer gewissen Häme, wie man erwarten kann, wenn man jemanden von einem hohen Ross herunterzerren kann. Zum Anderen verreisst ihn auch das linke Spektrum als scheinheilig und Verräter der eigenen Werte. Dazwischen gibt es Stimmen, die fragen, welcher Mensch mit öffentlichem Vorbildcharakter privat ohne Fehler ist wie auch, warum die Gesellschaft gerne Menschen überhöht, denn letztlich sind wir doch alle Menschen und scheitern regelmäßig an unseren Schwächen.
Dabei wurden in einigen Beiträgen diverse Verfehlungen in partnerschaftlichen und sexuellen Zusammenhängen genannt, derer sich diverse Menschen, in diesem Fall wohl vor allem Männer, schuldig gemacht hätten, und wie tragisch dies insbesondere dann ist, wenn sie sich nach außen hin aufgeklärt, empathisch und rücksichtsvoll geben.
Wenngleich der mediale Aufschrei in Bezug auf diese eine Person als übertrieben gewertet werden kann, so scheint mir die Debatte an sich doch als sehr relevant.
Allerdings kam mir in dem Zusammenhang auch der Gedanke, an welcher Stelle in unserer gesamtmenschheitlichen, aber auch in unserer jeweils eigenen, individuellen Entwicklung wir entschieden haben, dass Partnerwahl und Sexualität so überaus kompliziert sein müssen. Damit soll nicht infrage gestellt werden, sich anständig und rücksichtsvoll zu verhalten so dass niemand zu Schaden kommt. Aber warum machen wir es uns selbst und anderen so schwer, unserem vollkommen natürlichen Bedürfnis nach Kontakt, Körperlichkeit und sexuellem Austausch frei nachgehen zu können? Warum möchten wir uns rar machen, unerreichbar sein, warum geben wir Vorstellungen von sozialen Klassen und pseudo-wirtschaftlichem Wert so viel Raum in der Sexualität? Dabei will ich ja nicht leugnen, dass das Spiel um Jagd und Beute seinen Reiz hat. Aber wir sind oft auch so exklusiv, dass man uns zu Recht "oversexed but underfucked" genannt hat. Und viele, viele Menschen bleiben bei diesem komplizierten Spiel um natürliche, partnerschaftliche Bedürfnisse auf der Strecke, so dass aus mehr und mehr erfahrener Zurückweisung irgendwann Hass und Gewalt entwickelt.
Bonobo-Affen, so scheint mir, sind in diesem Punkt Homo Sapiens überlegen.
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