Es ist der 20. Januar, seit Ende Dezember des vergangenen Jahres, also seit dem letzten Beitrag ist sehr viel passiert, das es mir schwer macht, es alles in ein Bild zu bekommen.
Ich las den Roman "Die Vermessung der Welt" von Daniel Kehlmann, der sich abwechselnd mit Humboldts Forschungsreise und Gauss' Forschungsdenken befasst, eine lohnende Lektüre, wenn ich das sagen darf, während ich letzte Woche verreist war. Die Wahl dieser Lektüre als Reisebegleitung war ziemlich zufällig, stellte sich jedoch als ziemlicher Katalysator heraus.
Ziemlich mittig im Buch, im Kapitel "der Berg", äußert sich Humboldts Begleiter Bonpland über die bisherigen Reiseerlebnisse wie folgt: "Denke er an die vergangenen Monate, so sei ihm, als habe er dutzende Leben hinter sich, alle einander ähnlich und keines wiederholenswert. Die Orinokofahrt [Expedition des Vorjahres] scheine ihm wie etwas, wovon er in Büchern gelesen habe, Neuandalusien [heutiges Venezuela] sei eine Legende aus der Vorzeit, Spanien nur mehr ein Wort." Mir ging es während diverser mehrwöchiger Reisen etwas ähnlich. 2013 für fünf Wochen durch Frankreich, Spanien und Portugal per Autostop und Couchsurfing war es für mich so, dass ich mich nach einer Woche unterwegs fühlte wie einen Monat unterwegs, nach zwei Wochen kam mir die erste Woche bereits wie eine entfernte Erinnerung vor usw., ähnlich verhielt es sich 2015 bei einer dreiwöchigen Trampreise durch den Balkan und Griechenland.
In einem früheren Kapitel dieses Buches wird geschildert, wie ein anderer Weltreisender von Melancholie umgeben sei, denn er habe zu viel gesehen. Auch als Davongekommener erhole man sich nicht von der Nähe des Fremden, finde kaum mehr Schlaf, die Erinnerungen seien zu stark. Nur ansatzweise ging es mir so. Ich erlebte neben Gefahr und Entbehrungen oft auch die drückende Übermacht des Fremden, wobei ich oft eher mich selbst als fremd empfand im Zusammenhang mit den Gegebenheiten, die mich umgaben und dortige Normalitäten darstellten. Insofern war mein Alltag oft von Anpassen und Zurechtfinden mit unzähligen neuen Erfahrungen geprägt und zuhause Ankommen bedeutete Loslassen.
Zu Beginn dieser Humboldt-Reise wird auch Teneriffa mit dem Teide besucht. Das war insofern ein amüsanter Zufall, dass das erste Ziel meiner Reise vor etwas über einer Woche ebenfalls Teneriffa war.
Doch Ende Dezember, als der letzte Beitrag aufhörte, befand ich mich noch an der Nordsee mit der Arbeit, inzwischen bin ich seit wenigen Tagen wieder in meiner häuslichen Normalität. Dazwischen liegen etwa 20 Tage, die sich in meiner Erinnerung etwa wie ein halbes Jahr anfühlen. Dementsprechend fühlen sich Erinnerungen an Ereignisse von vor drei Wochen bereits weit entfernt an.
Der 28. Dezember war unser Anreisetag in Carolinensiel an der deutschen Nordsee. Das Wetter war der Jahreszeit entsprechend dunkel, kalt, windig, nass und daher draußen meistens ungemütlich. Ich bekam es häufig so mit, weil ich am häufigsten draußen Runden mit dem Hund ging und dabei morgens auch Brötchen von einer nahen Bäckerei besorgte. Am ersten Tag richteten wir uns in der Ferienwohnung ein, wobei für die ersten beiden Tage "wir" aus der Klientin, ihrem Partner, deren Hund und mir bestand. Die ersten beiden Nächte schlief ich in einem eigenen Schlafzimmer. Wir verbrachten die Tage viel im Haus, nur selten gingen wir für einen kurzen Spaziergang nach draußen, einmal Richtung Küste, einmal Richtung Städtchen. Die Zeit im Haus verbrachten wir gelegentlich mit Karten- und Würfelspielen.
Am dritten Tag kamen Mutter, Stiefvater und Onkel der Klientin mit ins Haus. Bezüglich des Onkels war dies eine spontane Entscheidung, weswegen mein Schlafzimmer gebraucht wurde und ich in ein Beistellbett im Zimmer der Klientin und ihres Partners umzog für die nächsten drei Nächte. Durch die Anwesenheit der Familienteile reduzierte sich mein Arbeitsaufwand, denn einige Tätigkeiten wurden gerne von ihnen übernommen, so dass ich mich öfter zurückziehen, ein Buch lesen oder fernsehen konnte. Dort in der Ferienwohnung fand ich einen Krimi von Håkan Nesser, ein Autor vielleicht vergleichbar mit Henning Mankell, den ich immer wieder gerne lese für seine detaillierte Charakterbeschreibung. Es ging um einen traurigen Mörder, um einen Menschen, der betrunken am Steuer einen jungen Menschen unabsichtlich Tode fährt, vom Unfallort flüchtet, dann von einem Zeugen erpresst wird, dessen Gehilfen und schließlich ihn selbst er ermordet. Die Erinnerung an dieses Buch ist angesichts der Erlebnisse seitdem allerdings schon fast gänzlich wieder verblasst.
Um Silvester herum buchte ich die Flüge zu der Reise, die ich im letzten Beitrag ja schon als Idee angedacht hatte. Am 7. Januar wollte ich nach Teneriffa fliegen und meiner Mutter dort einen Überraschungsbesuch bescheren, am 10. von dort weiter nach Agadir in Marokko fliegen und irgendwie durch das Land kommen, bevorzugt per Autostop und Couchsurfing, um am 14. abends von Tanger wieder nach Deutschland zu fliegen und am 15. wieder bereit für 48h Arbeit zu sein. Die Flüge bekam ich relativ günstig, die öffentlichen Anfragen in Couchsurfing für Marrakech, Casablanca, Rabat und Tanger schrieb ich quasi als Copy-Paste, bislang, immer noch an der Nordsee, stellte sich erst noch wenig Aufregung ein.
Weil ich durch meinen Langzeitgast ins Minus gerutscht war, zögerte ich beim Buchen der Flüge etwas, außerdem machte ich von Selbstgerechtigkeit Gebrauch, um mir die massive Klimabelastung durch die Flugreisen zu rechtfertigen, denn ich konnte mir diese Reise ja als Vorbereitung für eine klimaneutrale Segelreise schönreden. Die finanzielle Bedrängnis löste sich schließlich, als der Depottransfer von einer Bank zu einer anderen in jenen Tagen abgeschlossen war und mir noch eine recht beträchtliche Summe zur Verfügung stellte.
In der Zeit in der Ferienwohnung mit der Verwandtschaft war ich häufiger mit dem Hund allein zB als die Verwandten eine Gedenkstätte zur Seebestattung aufsuchten, was in der Familie schon häufiger die Wahl verstorbener Angehöriger war. Silvester verbrachten wir alle zusammen mit Raclette, bei dem ich vollständig teilnehmen durfte genauso wie beim Anstoßen zu Mitternacht. In fünf Jahren, die ich inzwischen mit der Klientin arbeitete, war dies nach 2021 und 2023 das dritte Silvester mit ihr. Nachdem bereits Weihnachten schön gestaltet war mit meiner Mutter und Tochter, gefiel mir, dass ich auch Silvester stilvoll verbringen konnte.
Am 2. Januar reisten Mutter und Stiefvater der Klientin ab und ich konnte wieder ein eigenes Schlafzimmer beziehen, allerdings für nur noch eine weitere Nacht, denn angesichts angekündigter Schneestürme beschlossen die Klientin und ihr Partner, den Aufenthalt in der Ferienwohnung bereits am 3. statt wie geplant am 4. zu beenden. Der Onkel blieb für diesen weiteren Tag bei uns. Für den 3. besorgte er reichlich Brötchen fürs Frühstück und in dessen Nachhall kam es zu einer Eskalation zwischen der Klientin und mir:
Am 2. hatte ich, zusätzlich zu den Aufbackbrötchen der Eltern von Silvester, bei der morgendlichen Runde mit dem Hund für meine Klientin ein Mohnbrötchen besorgt, wie sie sie gerne mag, und dazu ein Croissant und ein Franzbrötchen für denjenigen, der wollte, alles auf meine Rechnung. Während sie das Mohnbrötchen aß, blieben die anderen beiden Gebäckteile übrig, auch, weil es noch einiges von den Vortagen gab, worum ich mich kümmerte und fleißig von aß. Nun am 3., der Onkel brachte frische Brötchen, nahm ich mich meiner vortags von meinem Geld gekauften Gebäckteile an, nämlich des Croissants und des Franzbrötchens, was den Onkel etwas verwunderte angesichts frischer Ware, was er aber akzeptierte. Nach dem Frühstück dann, etwa eine Stunde später, als sie mich um Unterstützung beim Toilettengang bat, fuhr mich meine Klientin an, was das denn sein sollte, dass ich die alten Brötchen aß, wo ihr Onkel doch extra frische besorgt hatte. Ich fragte sie zurück, ob ich das denn nicht dürfe und ob jemandem dadurch ein Schaden widerfahren sei. Sie meinte, ich sei an ihre Weisungen gebunden, das bestätigte ich zwar, wandte aber ein, dass diese sich gewiss nicht auf das bezögen, was ich esse, das sei weiterhin meine Entscheidung, abgesehen davon seien die Brötchen, die ich aß, welche von meinem eignen Geld bezahlte. Sie ertrug offenbar nicht, dass ich ihr widersprach, und so erhoben wir gegenseitig unsere Stimmen, wurden laut, um unseren Argumenten Nachdruck zu verleihen. Sie war schließlich kurz davor, mich aus dem Dienst zu entlassen und Ersatz an die Nordsee zu rufen. Ihr Partner schließlich erklärte ihr daraufhin, dass es selbstverständlich meine Freiheit im Dienst sei, das zu essen oder nicht zu essen, was ich möchte, und schließlich, mit Widerwillen und Ausreden zwar, sah sie ein, dass die Eskalation unnötig und sie daran nicht unschuldig war. Auf der nachmittäglichen Rückfahrt versuchte sie sich bei mir zu entschuldigen und mein Verständnis zu suchen, da ihr Onkel ihr gegenüber seine Verwunderung ausgedrückt hatte und sie nicht gut damit umzugehen wusste. Ich ließ es dabei bewenden. Zum heutigen Tag ist unsere Beziehung stabil und positiv. Sie sieht mich als ihren besten Assistenten und auch als einen Freund.
Am frühen Nachmittag war ich draußen für eine größere Runde mit dem Hund, als ein erstes Schneetreiben einsetzte und ihn und mich in Schneeflocken kleidete, das fand ich durchaus schön. Am 3. abends kamen wir wieder im Zuhause der Klientin an. Das Wetter mit Schnee reichte durchaus bis dorthin, wenngleich auch nicht in dem Ausmaß wie an der Küste.
Der 4. blieb ruhig, am 5. übergab ich den Dienst planmäßig an einen Kollegen, am 6. blieb ich überwiegend zuhause, verteilte nur abends Sandwiches an Bedürftige, und in der Nacht zum 7. brach ich auf zum Flughafen. Da die erste Verbindung morgens zu knapp an der Abflugzeit lag, nahm ich lieber die letzte Verbindung nachts und verbrachte drei Stunden dösend am Flughafen, bevor ich während fast fünf Stunden Flug versuchte, weiter ein bisschen zu schlafen, was angesichts enger Sitzplätze nur eingeschränkt möglich war. Dementsprechend verkatert kam ich vormittags auf Teneriffa an.
Das freundlich sonnige, warme Wetter der Insel konnte mir augenblicklich den Kater nehmen und die Stimmung heben, und guter Dinge machte ich mich auf zu Fuß zum Ort des Hotels meiner Mutter, nicht etwa, weil ich das Geld für den Bus sparen wollte, so teuer war der gar nicht, sondern weil ich mit gehobener Stimmung Lust verspürte, draußen in der Sonne und Wärme zu laufen.
Am frühen Nachmittag hatte ich etwa die Hälfte der 14km hinter mich gebracht und nahm nun doch einen Bus zum Hotel, schlich mich an der Rezeption vorbei und klingelte ohne jede vorherige Ankündigung an der Zimmertür meiner Mutter. Wahrscheinlich war sie überrascht, dass überhaupt jemand klingelte, aber erst recht überrascht war sie, als sie mich sah. Wir freuten uns des Wiedersehens, dann machten wir uns auf zum Hotel-Pool. Zwischenzeitlich checkte ich noch über die Rezeption als Gast im Zimmer meiner Mutter ein, so dass ein Beistellbett für mich vorbereitet wurde und ich auch an den Mahlzeiten teilnehmen konnte. Am Pool ließ ich es mir mit Cocktails gut gehen und begann das Buch über die Humboldt-Reise zu lesen - im zweiten Kapitel ging es um Teneriffa, das war ein amüsanter Zufall. Früh abends ging ich noch ans Meer für einen kurzen Plansch und war rechtzeitig zum Abendessen zurück. Die nächsten zwei Tage verliefen ähnlich ruhig mit Pool, Sonne, Meer, Spazierengehen und Buch lesen, dann in der Nacht vom 9. auf den 10. machte ich mich auf den Weg zum Flughafen.
Anders als vorher für einen Flug im Schengenraum musste ich dieses Mal durch die Passkontrolle einmal vor dem Flug, der in der Dunkelheit des frühen Morgens begann - ich fand einen Fensterplatz und konnte so die kanarischen Inseln unter mir und die Sterne über mir beobachten sowie den Beginn des Sonnenaufgangs über den marokkanischen Bergen - und ich musste auch in Agadir nach der Landung durch die Passkontrolle. Hier begegnete ich für kurze Zeit einer leicht beängstigenden Situation.
Für die Einreise nach Marokko, so hatte ich vorher gelesen, brauchte ich als EU-Bürger nur meinen Pass, kein zusätzliches Visum oder so. Der Zollbeamte allerdings fragte mich nach meiner Übernachtungsadresse, ein Hotel oder so. Ob ich denn nicht wüsste, dass man nur nach Marokko einreisen könne mit einer solchen plus mit genügend marokkanischem Bargeld und mit einem Rückreiseticket!? Ohje, ich hatte nichts davon. Den Rückflug von Tanger hatte ich schon gebucht, den hätte ich ihm zeigen können, aber nach einem Hotel hatte ich noch nicht gesucht und über Couchsurfing hatte ich noch nichts definitives gefunden, lediglich eine feste Zusage für Casablanca und eine lose jeweils für Rabat und Tanger, für Marrakesch noch gar nichts. Außerdem hatte ich noch keinen Internetzugang für Marokko. Ich hatte mir zuvor einen Mobilfunkladen in der Nähe des Flughafens von Agadir gesucht, zu dem ich zunächst hingehen wollte, um mir eine marokkanische SIM-Karte zu besorgen nebst Guthaben fürs Internet. Blöderweise war mein Flug nicht in Agadir, sondern weit außerhalb bei einem anderen Flughafen, der wohl zu Agadir gehörte, gelandet. Ich zeigte mich also etwas ratlos dem Zollbeanten gegenüber. Der allerdings gab mir meinen Pass, ließ es mir der Aufklärung gut sein und wandte sich dem nächsten Kunden zu.
Von diesem Flughafen kam ich nicht "einfach so" zu Fuß in die Stadt, er lag zu weit draußen, und außerdem hatte ich ja noch Pläne, für den Nachmittag bereits Marrakesch per Autostop zu erreichen. Vor dem Flughafen gab es Busse in die Stadt, aber die nahmen nur Bargeld. Dieses musste ich also erst bekommen. Im Flughafen gab es Geldautomaten, aber es dauerte eine Weile, bis ich erfolgreich Bargeld hatte, dann aber nahm ich den Bus in die Stadt. Schon während der Busfahrt tauchte ich ein von einem "Kulturschock" zum nächsten. Das klingt so als habe ich schlechte Erfahrungen gemacht, aber das meine ist nicht. Ich sah alte, sehr reparaturbedürftige PKWs auf den Straßen, daneben gelegentlich Fuhrwerke, ebenfalls auf der Hauptstraße, außerdem sehr viele uniformierte Personen mit Hüten und Markierungen, die wohl ihre Wichtigkeit unterstreichen und Eindruck schinden sollten, aber aus meiner Sicht eher wie alberne Kostümierungen aussahen - die Zeiten eindruckschindender Uniformen waren in Deutschland schon seit einigen Jahrzehnten vorbei, und während ich diese Uniformen-Parade aller möglicher Art in Marokko sah, war ich froh, dass sie für Deutschland vorüber war.
Schließlich in Agadir verließ ich den Bus an einer Stelle, wo es nicht weit zum Meer und zum Strand war. Ich beschloss, dass ich zuerst dorthin gehen wollte und erst danach die Innenstadt besuchen und einen Punkt zum erfolgreichen Trampen suchen wollte. Die Brandung hatte beeindruckend große Wellen! Leider war ich wegen des Fluges noch in meinen schweren Stiefeln und in meiner langen Kleidung. Ich ging eine Weile in Schuhen am Strand entlang, kam mir aber schließlich albern vor, setzte mich, wechselte die Schuhe und überlegte noch kurz, ob ich auch in die Badehose wechseln sollte. Da ich keine Umkleidekabinen fand und mir nicht sicher war, wie in diesem fremden, muslimischen Land darauf reagiert werden würde, wenn ich mich in der Öffentlichkeit, natürlich mit einem Handtuch, aber dennoch öffentlich, umziehen würde, krempelte ich mir lieber nur die Hosenbeine hoch und ging so durch die flachen Wellen, die teils auch in ihren Ausläufern über die Knie hoch kommen und mir die Hose nass machen konnten. Es war warm, ich beschloss also, dass es bald trocknen und mir nichts ausmachen würde. So ging ich etwa einen oder zwei Kilometer am Strand entlang.
Auf dem Weg in die Stadt begegnete ich einem Schild, das auf einen Souk verwies. Aus Erzählungen wusste ich, dass sich darunter ein Markt u.a. mit vielen Gewürzen, aber auch sonst mit vielen Produkten der Landwirtschaft und der Handarbeit finden würde. Ich stellte mir das vor wie eine große Markthalle, wie man sie ja auch bei uns oft finden könnte, und ging daran vorbei, denn ich wollte das belebte Stadtzentrum finden. Ich irrte durch einige Straßen, teils Wohnstraßen mit schönen Häusern hinter Mauern, und stellte mir vor, dass das wohl die Orte seien, die einige muslimische Frauen wohl als ihr reichhaltig verziertes, teils auch mit etlichem Komfort versehenes, aber dennoch, weil auf bestimmte Rollen festgelegt, als ihr hübsches Gefängnis nur selten von außen sehen könnten. An belebteren Straßen fand ich schließlich einige Cafés und wollte auch eigentlich in eines einkehren, allerdings saßen in den meisten davon nur Männer, Männer, Männer, so dass ich mich, von Vorurteilen befangen, die meine vorherigen Gedanken bestätigt sahen, abwendete und lieber weiter ging. Gegen Mittag machte ich mich vom Zentrum aus auf Richtung Autobahn, lief die Hauptstraße entlang und ging schließlich in einen Carrefour-Supermarkt, um mich mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Ich war mir meiner lächerlichen Ignoranz zu dem Zeitpunkt noch nicht ganz bewusst...
Der Weg aus dem Stadtzentrum zog sich über einige Kilometer durch verschiedene Viertel, einige davon bitterarm, andere in besserer Verfassung. Um den Akku meines Mobilgeräts zu laden, suchte ich schließlich doch ein Café auf, trank einen Kaffee und verblieb für etwa eine Stunde, dann zog ich weiter. Inzwischen führte mich mein Weg eine breite Allee entlang, die zum Zubringer zur Autobahn führte. Ich hielt einfach den Daumen heraus, während ich weiter ging, und nach einiger Zeit hielt ein Taxi neben mir. Es sei auf dem Weg zum Flughafen und könne mich zum Zubringer mitnehmen, da stünden oft viele Tramper. Ich bräuchte auch nichts zu bezahlen. Wunderbar, dachte ich, und fuhr mit, wenngleich es auch nur wenige hundert Meter, vielleicht anderthalb Kilometer waren, die ich mitfuhr. An einem großen Kreisverkehr hielt der Fahrer, verwies auf seine Richtung zum Flughafen und zeigte mir, wo ich zur Autobahn hin musste. Vielen Dank, auf Wiedersehen.
Der Zubringer war tatsächlich schon von einigen Trampern bevölkert. Nun ja, nicht klassische Tramper aus europäischer Sicht, eher marokkanische Arbeiter, die auf dem Weg in ihre Dörfer auf eine Mitfahrgelegenheit hofften. Ein junger Mann stand dort und fragte mich, was ich wolle und ob ich nicht lieber ein ein Taxi suchte, er könne mir eines besorgen mit speziellem Preis. Ich sah schon, das würde schwierig werden. Gegen die Einheimischen und ihre täglichen Fahrgewohnheiten konnte ich wohl kaum ankommen, also hoffte ich auf jemanden, der gerne explizit einen Ausländer mitnehmen wollen würde, vielleicht im Austausch für dessen Geschichten, vielleicht für eine kleine Spende, aber ich hatte keinen Erfolg. Ich fand ein Stück Pappe, schrieb "Marrak." darauf (vorsorglich hatte ich mir einen dicken Edding mitgenommen) und versuchte es damit, aber weiterhin war kein Erfolg für mich. Nach etwa einer Stunde zog ich den Zubringer weiter in Richtung seiner Einmündung in die Autobahn. Dort gab es einen weiteren Kreisverkehr, und an der Ausfahrt zur Autobahn stellte ich mich erneut auf. Nach einiger Zeit hielt eine Frau an, die aber nur in die nähere Umgebung fuhr und abwinkte, als ich von Marrakesch sprach. Dann, nach weiterer Wartezeit, hielt ein LKW mit französischem Kennzeichen. Er würde an Marrakesch vorbei bis nach Tanger fahren, ich könne gerne einsteigen. Ich freute mich riesig. Später erzählte er mir, er sei Algerier und würde Woche für Woche für eine französische Firma Tomaten aus dem Süden Marokkos bis in die Niederlande fahren. Sein LKWv war schon alt und quälte sich durch die Berge, aber er war nicht so alt und quälte sich nicht so sehr wie die vielen, vielen anderen LKWs, an denen wir vorbei fuhren, die, massiv überladen, die Bergstraßen entlang krochen. Viele von deren Fahrern kannte mein Fahrer wohl, denn viele grüßte er beim Vorbeifahren und sie grüßten zurück. Hin und wieder konnte ich in den Bergen Hirten sehen mit ihren Herden, gelegentlich sogar Dromedarherden, die ihre Tiere zur Weide führten und in enger nomadischen Behausungen lebten. Einige von ihnen, meinte mein Fahrer, seien Berber.
Über den Bergen ging schließlich die Sonne unter und wir hatten noch einiges an Strecke vor uns. Mein Fahrer wollte um 04:00 Uhr in Tanger am Hafen sein und es war gegen 21:00 Uhr, als wir eine Raststätte im Umfeld von Marrakesch erreichten und ich mich von ihm verabschiedete. Mein Akku war erneut zur Neige gegangen, so ging ich ihn das Bistro der Raststätte, ließ mir etwas zu essen und zu trinken geben und stöpselte mein Gerät ein. Während ich aß, machte ich mir klar, dass diese Raststätte derart abgelegen von Marrakesch war, dass ich in kaum unter zwei Stunden Fußweg ein Hotel oder eine Bushaltestelle erreichen konnte, und die Möglichkeiten, per Autostop von der Raststätte in die Stadt zu kommen, sahen auch schlecht aus. Wahrscheinlich hätte ich mir für nicht wenig Geld ein Taxi zur Raststätte bestellen können, aber in der Regel gehören Taxis nicht zu meinen Transportmitteln. Ich beendete meine Mahlzeit, vergewisserte mich, dass ich einigermaßen Akkuladung hatte, und wollte zu Fuß ein akzeptables Hotel in etwa 12km Entfernung erreichen. Von der Raststätte kam ich nur durch ein Loch im Zaun auf einen Feldweg. In einer Entfernung hörte ich einen Hund bellen, außer ein paar Höfen war hier sonst nichts außer Geröll und Gestrüpp. Na schön, das konnte ja etwas werden. Als erstes besorgte ich mir einen stabilen Ast von einem Baum, denn nach meinem Erfahrungen mit Straßenhunden in Albanien 2015 wollte ich gewappnet sein. Da ich nicht wusste, welches kleinere Getier mich in Marokkos Wildnis nachts aufsuchen könnte, Schlagen, Skorpione etc., beschloss ich, von meinen Flipflops wieder in die schweren Stiefel zu wechseln. Auch gegen Straßenhunde fühlte ich mich so besser aufgestellt. Außerdem wurde es etwas kühl, also zog ich mir meinen Hoodie über. Und nun sprach ich mir Mut zu, immerhin war der Mond recht hell, ich konnte recht gut die Umgebung sehen, und machte mich auf die Nachtwanderung in die Fremde.
Es stellte sich heraus, dass es keinen Grund zur Sorge gab: Bald erreichte ich asphaltierte Straßen, die Hunde entlang der Strecke waren alle wohlerzogen und fühlten sich ausschließlich ihren Höfen verpflichtet und kümmerten sich nicht um das, was auf den Straßen passierte, und ansonsten bemerkte ich kein Kleingetier. Dafür aber roch man schon von weitem, dass sich diese Höfe der Haltung von Schafen widmeten. Die Schäfer hatten wohl ein großes Interesse, dass es in dieser Umgebung keine Streuner gab. Ein Hütehund, wohl fast einen Meter groß, lag etwa 10m von der Straße entfernt neben seinem Hof und hob nur kurz den Kopf, während ich vorbeiging, ohne sich sonst irgendwie beeindruckt zu zeigen. Gleichzeitig wuchs mit jedem Schritt, mit den Stiefeln und dem Stock in der Hand, mein Selbstbewusstsein, das am Anfang dieses Marsches, als ich die Autobahn verließ, sich noch verkümmert hinter meiner Milz versteckte. Und der Himmel über der Landschaft war überhaupt wunderschön, von keiner größeren Lichtquelle gestört. Lediglich an einer Stelle am Horizont konnte man die Lichtglocke Marrakeschs vermuten, aber sehr groß war deren Lichtverschmutzung nicht. Die Erfahrung Agadirs, auch wenn ich wohl das wichtigste dort verpasst haben mag, die Tramptour durch die Berge, und nun diese Nachtwanderung, das waren jeweils für sich schon eigenständige Abenteuer, die meine Reiselust kitzelten, und ich war von der Fülle dieses einen Tages bereits überwältigt. Mit einer Freundin diskutierte ich nebenbei, die mir wärmstens empfahl, eine Nacht in der Wüste zu verbringen, und mir Kontakte dafür verschaffen wollte. Über Couchsurfing hatte mir jemand dieses auch angeboten, war dann aber nicht mehr erreichbar gewesen. Ich für meinen Teil war einfach glücklich, getrampt zu sein, war glücklich, durch die Nacht zu wandern, und hatte das Gefühl, auch mit einer gewissen Melancholie, dass es wohl nicht viele Menschen gibt, die so wie ich darin Glück sehen können würden, mit denen ich also diese Art Begeisterung für solche Abenteuer würde teilen können.
Der Weg zu dem Hotel, das ich für die Nacht in Betracht gezogen hatte, führte teils an einer Hauptstraße entlang, die nach Marrakesch führt. Nicht sehr ernsthaft, nur versuchsweise, hielt ich den Daumen heraus, ob mich vielleicht doch noch jemand um Mitternacht in die Stadt nehmen wollen würde. Und tatsächlich hielt bald ein Transporter: Zwei junge Männer wollten große Glasscheiben zu einer Baustelle in einem Vorort Marrakeschs auf der anderen Seite bringen und könnten mich zentrumsnah mitnehmen. Sehr schön, dachte ich, also doch nicht ins Hotel. Ich suchte mir für die Innenstadt eine Übernachtungsmöglichkeit, und von da, wo die beiden mich aussteigen ließen, an einer großen Ausfallstraße Richtung Casablanca, machte ich mich auf den Weg in die Innenstadt zu der Adresse einer Unterkunft, die laut digitalem Kartendienst irgendwo zwischen engen Seitengassen zu finden sein musste - ich wusste ja noch überhaupt nichts über Marrakesch.
Ich ging also einen Park entlang und fand am Ende einer Seitenstraße einen Torbogen zur Innenstadt, durch diesen kam ich in eine enge Gasse, mehr in einen Gang, eine überdachte Gasse, und orientierte mich mit dem Kartendienst weiter, um aus diesem Gebäude herauszufinden, irgendwo die andere Seite des Torbogens zu finden, so dass ich über eine richtige Straße weiter zur Unterkunft komme konnte. Es stellte sich heraus, den gab es so nicht. Die Wege waren leer, es waren kaum Menschen unterwegs, einmal fuhr ein Moped an mir vorbei durch dieses, nun ja, komplexe Haus, einmal begegneten mir Leute, die mich fragten, ob ich mich verlaufen habe und Hilfe brauche. Ich verneinte, hatte ich ja meinen Kartendienst, und laut jenem folgte ich doch irgendwie der richtigen Spur: Dies war die Innenstadt, der Souk, nur nachts war alles leer und hochgeklappt. Aber im Prinzip, ja, besteht die Innenstadt Marrakeschs aus einem einzigen großen Souk, aus einem Gewirr kleiner und kleinster Gassen, viele davon überbaut, als würde man durch ein einziges riesiges Gebäude gehen, ohne richtiges Zentrum, ohne richtigen Orientierungspunkt - außer den großen Platz in der Mitte Jemaa el-Fna, zu dem man sich verweisen lassen konnte, falls man sich im Gewirr verloren hatte. In der Stille der Nacht, ab und zu mit einem Blick zum Nachthimmel, waren die Souks auf eine besondere Art geheimnisvoll, auch wenn vom Betrieb des Vortages noch recht viel Müll herumlag.
Die Adresse, zu der ich wegen Übernachtung wollte, bzw. die dort angegebene Unterkunft, Riad hieß so etwas hier, vielleicht vergleichbar mit einem AirBnB-Zimmer, war nach Mitternacht, gegen 01:30, schon geschlossen. Ich suchte eine neue, die laut Angaben im Internet die ganze Nacht über geöffnet war, und fand eine neue Adresse mitten in den Souks. Der Weg dorthin war nicht ganz einfach, da ein kleiner der Souks über Nacht komplett geschlossen war, so dass ich um ihn herum gehen musste. Ich kam an einem größeren Platz vorbei, vermutete schon den Fna dort, ging aber mit letztem Akku lieber weiter zu dieser Adresse, denn falls dort auch nichts war, musste ich ja noch mit den letzten Akku-Prozent irgendwie wohin kommen, von wo aus ich weiter planen konnte. Die Tür zur Adresse war geschlossen, ich sah durch einen Türschlitz aber, dass innen noch Licht war, und klingelte an der Türglocke, kurz nach 02:00 Uhr. Es gab keine Reaktion, nur innen wurde das Licht gelöscht. Ich klingelte ein paar Sekunden später noch einmal - nichts. Ich ging also zurück zu diesem Platz, dort war noch einiges Leben, fand sogar noch ein Bistro in Betrieb, bei dem ich etwas essen und trinken und meinen Akku wieder laden konnte. Riads waren zu dieser Uhrzeit also wohl eine schlechte Idee. Wie war es dann mit Hotels, ausdrücklich mit 24h-Rezeption? Ich fand ein paar in der näheren Umgebung, aber das erste war im Umbau, das zweite war um inzwischen 03:00 Uhr, so lange hatte essen und Akku laden gedauert, geschlossen und ohne Türklingel. Nun gut, dann eben keine Unterkunft. Etwas verärgert über diese ersten Erfahrungen in Marrakesch machte ich mich auf den Weg in einen kleinen Park nicht weit von der Moschee. Auf einer Bank sitzend, zusätzlich zum Hoodie in meine Fleece-Jacke gehüllt und mein Gepäck um meine Arme gesichert, versuchte ich zu dösen. Das ging nur einigermaßen, war zuerst eher ungemütlich und später sogar fast unerträglich wegen zunehmder Kälte und gegen 06:00 oder 07:00 noch zusätzlich erschwert durch Muezzinrufe von mindestens drei Moscheen gleichzeitig um mich herum. Ich stand also auf und versuchte durch strammes, zielloses Herumlaufen wieder Wärme in meine Glieder zu bekommen, was nach und nach besser ging. Eigentlich versuchte ich dabei, eine Toilette zu finden, aber öffentliche waren verschlossen und Cafés machten erst nach und nach auf. Schließlich fand ich ein Café, es war wohl inzwischen schon nach 08:00 Uhr, bestellte mir einen Tee und ein bisschen Gebäck und suchte die Toilette auf, um mich nach dieser Nacht wieder frisch zu machen, dann widmete ich mich dem Frühstück und entspannte mich.
Eigentlich hatte ich jetzt schon so viele verschiedene prägende Erfahrungen hintereinander innerhalb weniger Stunden, dass sie vom Gefühl her Tage ausfüllen konnten. Agadir am Strand schloss sich noch an Teneriffa an, aber die ersten marokkanischen Straßenszenen, dann das Trampen durch die Berge, die Nachtwanderung durch Geröll-Wildnis und weiteres Trampen, die geheimnisvollen Wege nachts durch die Souks und die Nachtkälte auf der Parkbank, das alles war in nur 24 Stunden geschehen und fühlte sich an wie Erlebnisse aus einer ganzen Woche.
Im Café nahm ich erneut Kontakt auf zu den Couchsurfern, die mir Übernachtungen angeboten hatten. Der junge Mann aus Marrakesch mit der Option für die Wüste meldete sich wieder. Nun ja, ich ließ ihn in der Schwebe und erzählte ihm nicht, dass ich ihn längst gebraucht hätte. Und meine Nacht in der Wüste hatte ich so nun ja auch schon, Geröllwüste, und Nachtkälte, was sollte schon groß anders sein in der wirklichen Wüste. Vom Gastgeber in Casablanca bekam ich nun immerhin die Adresse. Er freue sich, mich abends mit einer Tajine empfangen zu können. Meine Laune wurde zusehends wieder besser. An einem Nachbartisch waren Gäste gegangen ohne ihre Mahlzeiten und Getränke aufzubrauchen und kurze Zeit nachdem sie den Platz verlassen hatte kam ein Bettler, vielleicht sogar Obdachloser, vorbei und beendete ihre Mahlzeit noch bevor die Bedienung abräumen konnte.
Wieder guter Dinge beschloss ich, mir die Souks nun auch noch einmal am Tag anzuschauen. Die engen Gassen waren nun voll mit diversen Artikeln, die Leute in ihren Hauseingängen, Garagen und Hofeinfahrten und sogar Balkons anboten und auch voll mit Interessierten, viele davon Touristen, die sie sich gerne anschauten und hier und da einen Kauf wagten. Auf dem Weg durch die Souks fand ich auch erneut die nächtliche Adresse, die auf mein Läuten das Licht ausgeschaltet hatte, beschloss aber, einfach daran vorbeizugehen und auf eine Beschwerde zu verzichten. Nach einer oder zwei Stunden in den Souks ließ ich mich erneut in einem Park nieder, um das weitere Vorgehen zu planen. Am Nachmittag wollte ich einen Bus nach Casablanca nehmen, der für 60 Dirham in etwa 3h dort ankommen würde. Für meinen dortigen Gastgeber war das in Ordnung. Also blieben mir noch über zwei Stunden, um mir eine Stadtführungsroute zu erstellen vorbei an der Stadtmauer und ihren imposanten Torbögen, weiteren Moscheen, Palästen und Museen und zuletzt wieder durch die Souks bis zum Busbahnhof. Dort liefen Leute herum, die Fahrkarten verkauften. Nach Casablanca? 70 Dirham. Ich zahlte mit 200, er gab mir 120 zurück. Übers Ohr gehauen wurde ich also auch noch. Aber dafür geleitete er mich in den Bus und wies mir einen Platz für mich zu. Als ob ich das nicht selbst gekonnt hätte. 10 Dirham sind ungefähr 1€, also um 2€ betrogen, nun ja, immerhin von 60 auf 80 ein Drittel Aufpreis. Was soll's, dafür ging es bald weiter, und die Leute dort hatten es alle nicht so dicke. Er achtete peinlich darauf, dass keine Muslima neben mir Platz nehmen musste. Fremde Kulturen... Als der Bus schließlich los fuhr, hatte ein Mann neben mir Platz genommen. Ich saß am Fenster und ließ die Landschaft draußen vor meinen Augen vorbeiziehen, nickte dabei aber immer wieder ein für wenige Minuten.
Als wir Casablanca erreichten, war die Sonne zwar noch nicht untergegangen, aber kurz davor. Die unmittelbare Umgebung des Busbahnhofs in Casablanca prägten Armenviertel, doch auf dem Weg in die Innenstadt änderte sich das Stadtbild zu langweilig grauen alten Bürogebäuden und Mietskasernen dazwischen - nach Marrakesch, das für mich vor allem durch seine Souks geprägt war, war dies ein ganz anderer Eindruck, allerdings ähnlich unaufregend wie ein Spaziergang durch Krefeld oder Gütersloh. Immerhin hatte das Hafenviertel einige interessante Architektur zu bieten, hier wirkte Casablanca eher reich und touristisch, und auch die sehr große Moschee am Strand sollte wohl Eindruck machen. Inzwischen war es dunkel geworden und ich wollte mich auf den Weg zu meinem Gastgeber machen, allerdings nicht ohne kleine Umwege über die Medina, die historische Altstadt zu machen. Hier fand ich auch wieder die engen Gassen und Souks, nicht ganz so reichhaltig und traditionell wie in Marrakesch, dennoch interessant und außerdem mit StreetArt, Graffitis gespickt, von denen ich durch meinen Gastgeber erfuhr, dass sie vor allem zu zwei Fußballclubs gehörten. An der anderen Seite der Medina war der Platz der Vereinten Nationen, hier war Casablanca wieder Großstadt und von hier nahm ich die Straßenbahn ins Stadtviertel meines Gastgebers, hatte dann noch einige Minuten Fußweg, konnte von einer Anhöhe einen schönen Blick auf das nächtliche Casablanca erhaschen und war dann bei ihm. Er lebte zu zweit mit seinem Partner in einer Wohnung, die über zwei Stockwerke ging, und hatte die Tajine bereits auf dem Herd. Wir tauschten und über viele verschiedene Themen aus, während er auf seinen Partner wartete für die Tajine, dabei tranken wir marokkanischen Tee. Er sei der Abstammung nach Berber, aber das sei ein Wort wie Eskimo, eine Fremdbezeichnung, und wie jene sich selbst als Inuit bezeichnen, bezeichnen diese sich als Amazigh. Der König Marokkos habe Amazigh in seiner Verwandtschaft, u.a. deswegen seien deren Rechte zunehmend mehr berücksichtigt worden. Auf dem Weg durch Marokko waren mir häufig Straßenschilder mit Amazigh-Schrift aufgefallen und einige staatliche Feiertage aus dem Kalender der Amazigh seien für die Allgemeinheit eingerichtet worden.
Während ich hier schreibe, ist übrigens längst der 21. Januar geworden.
Der Partner meines Gastgebers kam nicht, also aßen wir die Tajine zu zweit, sehr lecker tatsächlich. Ich hatte öfters schon davon gehört, öfters auch die typischen Kochgefäße dafür gesehen, aber, soweit ich weiß, hier zum ersten Mal richtig eine gegessen. Nach dem Essen, es war inzwischen nach Mitternacht, kam dann noch der Partner und wir verbrachten einige Zeit in weiteren Gesprächen. Mein Gastgeber zog sich irgendwann zurück, aber sein Partner war noch weiter am Gespräch interessiert. Ich weiß nicht, ob es angemessen ist dies zu schreiben, aber der Ausdruck in seinem Gesicht, in seinen Augen ließen mich über die Gesprächsthemen hinausgehende Interessen vermuten. Nach einigen weiteren Minuten brachte ich meine Müdigkeit ins Gespräch, kurz darauf zog er sich zurück und ich konnte mich schließlich auf einer Matratze unter warmen Decken lang machen. Ich beschloss, und das war vielleicht auch nötig nach der Nacht davor, bis in den Vormittag zu schlafen. Nach einem kurzen Frühstück nahm mich mein Gastgeber auf eine kleine Tour durch ein benachbartes Stadtviertel, in welchem ein großes Finanzzentrum entstehen sollte und in welchem es einen schönen, weil künstlich bewässerten Park gab, in welchem wir auch ein bisschen flanierten. Wir streiften wieder viele Themen im Gespräch, u.a. fragte er mich, was für mich Glück bedeutete. Ich überlegte kurz und antwortete, auch im Einfluss der vorherigen Abenteuer, dass ich mich dann glücklich fühle, wenn mein Leben nicht aus langweiligem Trott besteht sondern wenn ich spannende Aufgaben bewältigen und an ihnen wachsen kann. Ich stellte die Frage an ihn zurück und er antwortete, Glück bedeute für ihn, wenn man ohne Sorgen zur Ruhe kommen könne, und da fiel mir die Ignoranz meiner vorherigen Aussage auf, denn mein Glück funktioniert ja nur dann, wenn es eine stabile, sichere Grundlage gibt, auf die ich zurückfallen kann, wenn ich meine Aufgaben nicht gut bewältigt bekomme, während wenn der ganze Alltag nur aus schwierigen Aufgaben besteht, denen man sich nicht entziehen kann, weil die sichere Basis fehlt, hofft man darauf, diese Stabilität zu erreichen, derer ich mir als quasi Selbstverständlichkeit nicht mehr bewusst war. Ich korrigierte also meine vorherige Aussage dahingehend, dass ich mir wünsche, dass alle Menschen diesen Luxus genießen können, sich aus persönlichem Interesse Aufgaben zu widmen, während die alltägliche Basis für sie gesichert ist.
Als wir wieder bei ihm zuhause waren, zog er sich mit eigenen Aufgaben zurück und ich machte mich abreisefertig, ging dann wieder zur Straßenbahn und mit ihr zum Platz der Vereinten Nationen. Mir war erst am Vorabend eingefallen, dass eine frühere Bekannte von mir, die vor über 10 Jahren per Couchsurfing bei mir gewesen war, in Casablanca lebte, und erst jetzt hatte sie auf meine Nachrichten geantwortet. Sie lebte etwas außerhalb südlich der Stadt und ich sah, dass allein schon zu ihr zu kommen mehr als anderthalb Stunden benötigen würde, dabei wollte ich an diesem Tag noch weiter nach Rabat. Wir freuten uns also nur daran, unseren Kontakt wieder reaktiviert zu haben, erkannten aber ansonsten, dass zumindest dieses Mal ein Wiedersehen zu schwierig sein würde. Ich machte mich also auf Richtung Norden, mit einem kleinen Kloß im Hals, da so nah und doch so weit etwas weh tat, zunächst zu Fuß entlang einer von mehreren Ausfallstraßen, entlang der Küste, in der Hoffnung, das Meer zu sehen. Nach wenigen Kilometern Fußmarsch wechselte ich in einen lokalen Bus, der mich bis Mohammedia bringen konnte, wo die Chance auf einen Zug nach Rabat oder zumindest auf einen Autobahnanschluss dorthin bestand. Sowohl auf dem Weg nach als auch in Mohammedia sah ich viele Straßenhunde, doch anders als in Albanien und Griechenland schienen diese Tag wie Nacht träge und freundlich zu sein. Aber vom Meer sah ich auch hier nichts, wenngleich es einige Zugänge zu Ständen gab, laut Beschilderung.
Online konnte ich keine Informationen über einen Zug in Mohammedia finden, also ging ich gar nicht erst zum Bahnhof; auf dem Busbahnhof war auch kein Betrieb mehr, also stellte ich mich ganz aufs Trampen ein. Wo ich den Linienbus verlassen hatte, wirkte Mohammedia wie ein trauriges Armenviertel. Auf dem Weg zum Autobahnzubringer schließlich wandelte sich das Bild und man konnte bessere Situationen beobachten.
Je näher ich der Autobahnauffahrt kam, umso klarer gab ich Daumenzeichen, hatte sogar mein Pappschild von neulich, diesmal mit der Aufschrift Rabat. Nach einer Weile hielt ein Wagen, eine Teenagerin, vielleicht 13 oder 14 auf dem Beifahrersitz, ließ das Fenster hinunter und fragte mich in perfektem amerikanischen Englisch, wo ich hin wollte, ob ich mich verlaufen habe. Ihre Mutter am Steuer könne zwar weder Englisch noch Französisch sprechen, aber falls ich den Weg zum Bahnhof verloren habe, können sie mir helfen. Ich erklärte, dass ich per Autostop meinen Weg nach Rabat machen wollen würde, und sie fragte zurück, ob das nicht zu gefährlich sei, sie könnten mich zum Bahnhof bringen. Ich erklärte weiterhin, ich würde dann lieber weiter hier warten, bis mich ein Wagen nach Rabat mitnehmen wollte, und schließlich beschloss die Mutter, dass sie mich nach Rabat mitnehmen würde. Ihre Tochter setzte sich auf die Rückbank, wo bereits zwei weitere Töchter saßen, die aber nicht so gut Englisch sprachen. Die Teenagerin erklärte auf meine Frage, sie habe sich dieses Level durch Animes angeeignet, nicht durch die Schule. Das weitere Gespräch während der Fahrt war offen und interessiert und ich bot an, für zukünftigen Austausch meine Nummer da zu lassen. Ich erklärte zwar, dass ich wegen meiner marokkanischen SIM-Karte nur per WhatsApp über meine deutsche Nummer erreichbar sei, dennoch versuchte sie sie anzurufen und landete in der Sackgasse. Seitdem haben sie noch nicht erfolgreich Kontakt zu mir aufgenommen.
Später abends in Rabat, es war längst dunkel, schon während wir von Mohammedia losfuhren war es dunkel, ließen sie mich weit südlich des Zentrums, der Medina, aussteigen, und seltsamerweise fuhren auch keine Stadtbusse mehr - es war etwa 20:00 Uhr. Ich buchte mir ein Hotelzimmer in der Medina, machte mich zu Fuß auf den recht langen Fußweg dorthinb und checkte gegen 22:00 Uhr dort ein. Auch diese Medina war tagsüber ein Souk, ich sah noch, wie die letzten aktiven Buden langsam ihren Betrieb einstellten, ging ein bisschen durch die Straßen, fand ein Bistro für ein spätes Abendessen und freute mich dann auf mein Bett. Auch die Couchsurfing-Kontakte in Rabat waren zunächst nicht mehr erreichbar, obwohl im Vorfeld mindestens einer davon noch mit mir schwimmen gehen wollte.
Am nächsten Morgen checkte ich aus dem Hotel aus und ließ mich ohne konkretes Ziel durch die Medina und andere historische Stadtteile bis zu Hafeneinfahrt und Strand treiben, badete dort meine Füße und suchte mir dann eine eigene Besichtingsroute zusammen. Rabat hatte einige Bauwerke zu bieten, u.a. die Ruinen der Hassan-Moschee, außerdem besuchte ich, weil nicht weit entfernt, das Botschaftsviertel, nahm die langweilige, unauffällige deutsche Botschaft zur Kenntnis und ging weiter zum Bahnhof. Von Rabat nach Tanger wollte ich mit dem Zug, das war mit einem Umstieg für 140 Dirham möglich ohne besondere Vorkommnisse - das Bahnwesen, zumindest im Norden, wirkte in gutem Zustand. Während südlich von Casablanca das Land überwiegend trocken bis wüstenartig ist, wird es nördlich von Casablanca immer grüner, und so konnte ich vom Zug aus oft auf Wiesen, Felder und Wälder schauen. Die Schnellzugtickets kamen mit festgelegten Sitzplätzen, doch daran hielt sich niemand. Eine Touristin konnte ich beobachten, wie sie versuchte, Einheimische zu überzeugen, ihren Platz freizugeben. "Mein" Platz war natürlich auch besetzt, aber ich nahm einfach einen anderen, der frei war.
Am frühen Abend, noch war die Sonne nicht untergegangen, kam ich in Tanger an und machte mich zuerst auf den Weg zum Strand. Ich war überrascht, wie gut man vom Strand die spanische Küste sehen konnte, wirklich nicht weit, fast schon frech, dass dieses Sehnsuchtsziel so nah und doch so weit war, weil durch Behörden und Grenzschutz so schwer erreichbar. Auch in Tanger suchte ich die Medina auf wie auch ihren Souk, wenngleich ich nun nicht mehr viel neues erwartete. In einem netten Restaurant am Boulevard konnte ich mir nicht nur mein Kommunikationsgerät wieder aufladen, sondern auch eine mittlere Auswahl an salzigen Teigröllchen und süßem Mandelgebäck bei einem Kännchen Tee zu Gemüte führen und dabei weiter in meinem Humboldt-Roman lesen. Ich buchte erneut ein günstiges Hotelzimmer, weil erneut meine Couchsurfing-Kontakte nicht erreichbar waren, und machte es mir im Zimmer gemütlich. Ich versuchte, meine deutsche SIM-Karte zu aktivieren, um zu erfahren, ob aus Rabat eine Kontaktaufnahme versucht worden war, doch ohne Ergebnis, dann genoss ich den Schlaf. Für den kommenden Tag hatte ich einen Kontakt schließlich aktivieren können, eine junge Teilnehmerin von Couchsurfing, die allerdings keine Gäste bei sich aufnehmen sondern Reisende nur in ihrer Stadt herumführen konnte. Wir verabredeten uns für den kommenden Nachmittag, nachdem sie ihre Arbeit würde abgeschlossen haben.
Am nächsten Morgen ging ich erneut zum Restaurant am Boulevard und nahm erneut einiges des süßen und salzigen Gebäcks mit Tee und Buch und entwickelte mir dann wieder eine kleine Stadttour zu Fuß, die eine Anhöhe, eine Stierkampfarena und verschiedene Moscheen einschloss, bis ich mich schließlich mit der Couchsurferin traf. Da ich nicht mehr viel Zeit hatte angesichts des baldigen Abflugs, setzten wir uns bei einem Tee zusammen und tauschten uns über verschiedene Themen aus. Sie half mir dann ein Taxi zum Flughafen zu finden und in quasi letzter Minute, mit halsbrecherischer Fahrt durch das Verkehrsgewühl, kam ich schließlich an. Der Taxifahrer wunderte sich, dass ich aus Gewohnheit den Sicherheitsgurt anlegte - für ein Taxi sei dies nicht erforderlich, meinte er. Na und, dachte ich, aber schaden wird es ja wohl auch nicht, ihn anzulegen. Der Fahrer hatte beim Militär gedient und war nun schon seit einigen Jahren im Tourismus tätig. Unterwegs gab er mit noch eine Flasche Wasser, die in den Bergen an einer Quelle abgefüllt worden war und seiner Aussage nach viel besser als Wasser aus dem Laden sein sollte.
Letztlich hatte ich über das Gespräch mit der Couchsurferin den Zeitslot für den Online-Check-in nur um wenige Minuten verpasst und musste am Schalter nachzahlen, abgesehen davon verlief alles reibungslos am Flughafen. Nicht einmal wurde beanstandet, dass ich noch eine weitere fast volle Flasche Wasser bei mir hatte - ohne Probleme konnte ich diese in die Kabine mitnehmen. Im Flugzeug hatte ich einen Fensterplatz und konnte so per GPS die Flugroute nachvollziehen. Dadurch wusste ich auch, wann wir über Paris flogen, und konnte, schließlich in der Nacht, den Eiffelturm als winziges Türmchen unter uns ausmachen. Ansonsten las ich mein Buch zuende. Der Zielflughafen war mitten in der Pampa; mit der letzten möglichen Verbindung kam ich von dort weg und unterwegs mit großen Bahnverspätungen kam ich schließlich um 02:30 Uhr bei mir zuhause an.
Mein Langzeitgast war noch wach, überrascht mich zu sehen, wollte direkt wieder irgendwas von mir, hatte wohl auch wieder Besuch da und in der Küche sah es furchtbar aus, aber das war mir in dem Moment egal, ich wollte nur noch ins Bett und musste ja für den Folgetag fit sein für die Arbeit. Die bestand aus einer Doppelschicht, verlief reibungslos und mit viel Zeit für mich und den Hund, da die Klientin mit der Familie ihres Partners ausgehen wollte. Das war vom 15. auf den 17. Am Freitag dann nach Dienstende übernahm ich nachmittags mein Kind und wir verbrachten ein schönes Wochenende mit Spielen in der Bibliothek und zuhause, mit Lesen, Filmen und gemeinsamem Kochen, dann schließlich wollte ich mir diesen Blogeintrag vornehmen, der mir schon seit Tagen im Nacken saß und den nun, in der Nacht zum 22., nachdem ich ihn mit vielen Unterbrechungen teils zuhause, teils in der Bibliothek, in Cafés und unterwegs geschrieben hatte, einmal unterbrochen an diesem jetzigen Abend auch durch Sandwich-Verteilen und ansonsten oft genervt von und auf der Flucht vor meinem Langzeitgast, der mir nur noch ein großes Ärgernis ist.
Ruckblickend bleiben mir aber noch ein paar Punkte, die ich schnell noch unterzubringen versuchen will:
Inzwischen schon mehrmals hatte ich wahrgenommen, wie meine Klientin oder auch sonst generell sehr viele Menschen Ferienwohnungen, Hotelzimmer usw. als neuen Wohnraum "in Besitz nehmen", fast schon zeremoniell, und dass dies für mich schon immer wenig attraktiv war, da ich vor allem Menschen, Kultur, Klima, Natur erfahren möchte, statt etwas in Besitz zu nehmen. Mir kam kurz der Gedanke, dass vielleich eher Leute, für die so ein Prozess große Ressourcenanstrengung bedeutet, eher zu dieser Zeremonie neigen, während im Gegensatz dazu Leute, die das wenig kostet, es eher als notwendiges Übel betrachten, während sie sich auf zuhause freuen, wo es für sie am schönsten ist. Ich hatte so etwas mal von reisenden Bühnenstars gehört und musste an der Nordsee an diesen Kontrast denken.
Am Flughafen in Deutschland vor dem Flug nach Teneriffa fiel mir erneut auf, und dies war mir die vorherigen Male letztes Jahr schon genauso aufgefallen, dass sich unter den Fluggästen vermehrt unangenehme "Hauptsache ich"- und "ich zuerst"-Menschen befinden, bemerkbar an ihrem ganzen Gehabe, ihrer Kleidung, ihren Blicken. Natürlich nicht alle, aber doch erschreckend viele. Wie werden Menschen so?
In Marokko fühlte ich mich oft schließlich, ich möchte fast sagen - augenzwinkernd, wohlgemerkt - "exponiert wie eine Frau". Damit meine ich, dass ich angestarrt und mir hinterhergepfiffen wurde, nicht etwa, was die Frau betrifft, weil ich für Fortpflanzung infrage kam, sondern weil ich als Geschäftsgelegenheit wahrgenommen wurde. Unter unzähligen Menschen, die die Straßen bevölkerten, hupten Taxifahrer mich an und keine Einheimische, fragten Menschen mich, ob ich Hilfe brauche und nicht die Personen neben mir, mir wurden Grüße zugerufen und nicht den anderen Menschen um mich herum usw.
Und auch sonst, denke ich, dass muslimische Länder tendenziell schwierig für mich sind: Es gibt dort meinem Gefühl nach deutlich mehr Männer, junge wie alte, die deutlich raushängen lassen, dass sie schlecht erzogene Lümmel sind, in den meisten Gastronomien sitzen fast ausschließlich Männer, von denen viele es ausreichend finden, auf ihr Mannsein des Mannseins wegen stolz zu sein und es ausführlich zu zelebrieren; sich gegenseitig küssende, Frauen nicht anfassende Männerliebe, die aber auf keinen Fall schwul genannt werden darf... Ich komme damit nicht klar, das verdirbt mir regelmäßig die Laune, die Lust auf Cafébesuche und auf die Gesellschaft in einem solchen Kulturkreis allgemein.
Bleibt noch allgemein, was ansteht: Das Fünfminutenschritt-Projekt kam vorerst zum Erliegen, da muss ich für Tage, die ich nicht zuhause oder anderweitig verhindert bin, geeignete Alternativen finden, ansonsten es versuchen wieder aufzunehmen. Da fast alle anliegenden Themen im Fünfminutenschritt-Projekt erfasst sein sollen, lohnt es sich vorerst nicht, auf einzelne einzugehen - es wäre zudem unnötig frustrierend. Ein Gedanke kam mir noch, erneut, denn ich hatte ihn vorher schon, nämlich dass große Projekte für mich allein kaum stemmbar sind, denn sie brauchen eine Basis, ein Fundament aus vielen direkt und indirekt Mitwirkenden, worauf sie aufbauen können, zB eine Partei, eine NGO oder sogar eine Religionsgemeinschaft, zB durchaus auch die Jesuiten und vergleichbar, auf die kam ich, weil sie auf Humboldts Reise etliche Außenposten in der Wildnis Lateinamerikas unterhielten und wohl gut vernetzt und mit Ressourcen ausgestattet sein müssten. Darüber müsste ich noch weiter nachdenken, die Freunde der Erziehungskunst hatte ich ja schon im Sinn...
Soweit...
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