Es ist Mittwoch Abend, 29. Oktober, und ich sitze im Bus, Schienenersatzverkehr, für fast zwei Stunden zwischen Trier und Koblenz. Nach Mitternacht werde ich dort und noch später erst bei mir zuhause sein. Insgesamt befinde ich mich auf der Rückfahrt meiner Bootsfahrt-Fortsetzung, die ich wegen weiterer Vertretung morgen auf knapp zweieinhalb Tage verkürzen musste, eigentlich wollte, denn ich hatte dem Vertretungsgesuch ganz freiwillig zugestimmt, außerdem kann ich dann, vielleicht sogar als Überraschung, mein Kind am Freitag beim Halloween begleiten.
Doch zunächst zurück zum Ende des letzten Blogeintrags. Donnerstag bei meiner Mutter unternahmen wir nicht viel, kochten lecker, spielten etwas und ruhten uns ansonsten vor allem aus, außerdem steckte mir möglicherweise eine aufziehende Erkältung in den Knochen, die ich aber wohl einfangen konnte. Dadurch konnten mein Kind und ich Freitag ins Schwimmbad, nachmittags kam eine meiner älteren Schwestern mit Partner zu Besuch zu meiner Mutter und tauschte vorweihnachtliche Gaben aus.
Samstag fuhren mein Kind und ich nach Stuttgart, um mein Cello meiner jüngsten Schwester vorbeizubringen und zwei Stündchen dort zu bleiben. Leider hatten wir durch unglückliche Umstände durch Verspätung und Verkehr um wenige Minuten ihre Kinder verpasst, die von deren Vater abgeholt wurden, aber auch so war das Treffen schön. Danach machten wir ganz spontan noch ein Treffen mit meiner ältesten Schwester aus, auch dieses schön und für schließlich über zwei Stunden. Für weitere Treffen war dann kaum mehr Zeit, denn wir mussten ja noch zu mir nach Hause fahren.
Sonntag gingen wir mit der Großmutter mütterlicherseits meines Kindes zu einer Physikshow, die zukünftige Energiequellen zum Thema hatte und aus einer Mischung aus Musical und physikalischen Experimenten bestand. Danach gingen wir zu dritt noch etwas essen und saßen bis in den Nachmittag zusammen. Danach allein zuhause versuchte ich meine Reise zum Boot sinnvoll zu planen und fand eine Variante mit einer Zugabfahrt früh morgens bei mir um etwa 04:30. Ich stellte einen Wecker und ging früh zu Bett..
Das mit dem Wecker hatte nicht funktioniert, ich wurde 04:25 von alle wach und stellte fest, dass ich einen späteren Zug würde nehmen müssen und fand eine neue Verbindung für etwa 06:00, die mich etwa zur Mittagszeit, vielleicht am frühen Nachmittag, zu meinem Boot hätte bringen sollen, allerdings fiel kurzfristig in Trier der Anschluss nach Luxembourg aus, wodurch ich alternativ nur den eine Stunde später nehmen und mir für eine Stunde die römischen Ruinen in Trier widmen konnte. In Luxembourg dann kam mein Alternativ-Zug so verspätet an, dass ich meinem Anschluss nach Metz nur noch bei der Abfahrt zusehen konnte und auch hier unfreiwillig eine Stunde Aufenthalt für Kaffee und Gebäck bekam. In Metz gab es einen planmäßigen Aufenthalt, der mir durch Regen und Wind eine Stadtbesichtigung nur gerade so erträglich machte, in Sarrebourg schließlich gab es bis zum Boot nur die Möglichkeiten entweder für über eine Stunde zu laufen, drei Stunden auf einen Bus zu warten oder aber, und das tat ich, zur Verbindungsstraße nach Héming, dort hatten wir nämlich letzten Mittwoch das Boot abgestellt, zu laufen und dann den Daumen rauszuhalten.
Nach ein paar Minuten hatte ich Glück, ein Mann nahm mich mit. Von meinen Bootsplänen war er ganz angetan, er selbst war gerne in der Natur unterwegs, selbstversorgend, fischend usw. und träumte davon aus dem europäischen Bürokratie-Wahn auszuwandern, zB nach Kanada. Er meinte, die Rhône ("der" Rhône bei den Franzosen) sei im Frühjahr nicht ungefährlich nach all dem Winterregen, mit Strömungsstärken ähnlich wie im Rhein, außerdem habe man mit Segelbooten vor der Küste Marseilles viele Scherereien mit dem Grenzschutz wegen illegaler Migration und Drogenhandel. Er riet mir, das nochmal gut zu überdenken.
16:30 konnte ich in Héming schließlich ablegen und bis 18:20 (18:00 Uhr schließen zur Winterzeit die Schleusen) vor die tiefste Schleuse Frankreichs fahren und dort übernachten.
Am nächsten Morgen nutzte ich diese Schleuse mit etwa 35m tiefem Schleusenbecken, bekam dann die Anfrage zur Vertretung und beschloss, um diese wahrnehmen zu können, mit etwas mehr Gas den Kanal entlangzufahren und bis in die Dunkelheit 16 weitere Schleusen abzusteigen tatsächlich bis kurz vor Nancy. Vor der vorletzten Schleuse dieses Kanals kurz nach 19:00 Uhr konnte ich mich vor der Idylle chemischer Industrie für die Nacht einrichten und am nächsten Tag den relativ kurzen Verbindungskanal mit 13 Schleusen aufwärts und fünf wieder abwärts und mehreren Fehlfunktionen an den Schleusen, einige davon, aber ganz ehrlich nicht alle, tatsächlich durch mich selbst verursacht, bis zum Kanal Richtung Epinal hinter mich bringen. Damit hatte ich bis heute 17:20 erreicht, was ich mir bis etwa Freitag vorgenommen hatte.
Dann mit dem Rad nach Ludres, das dort zurücklasen, mit dem Zug nach Nancy, mit einem weiteren nach Metz, um von dort mit dem TGV nach Luxembourg zu kommen. Leider hatte der Zug von Nancy in Metz bereits so viel Verspätung, dass ich den TGV verpasste und mit dem Nancy-Zug gemütlich und mit weiterer Verspätung nach Luxembourg fuhr. Dies stellte sich letztlich nicht als Verlust dar, weil inzwischen der Anschlusszug von Luxembourg nach Trier wieder ausfiel und ich ohnehin auch dieses Mal keine Alternative hatte als eine Stunde auf den nächsten zu warten und mir die Zeit mit Pizza zu vertreiben. Für den nicht erreichbaren TGV möchte ich dennoch versuchen, mein Geld zurückzufordern; mal sehen, ob das klappt.
Von Trier aus dann der Schienenersatzverkehr, von Koblenz an habe ich schließlich ein Ticket für den ICE sehr günstig bekommen können. Wenn alles klappt, bin ich gegen 02:00 nachts im Bett und um 08:00 wieder auf, 10:30 bei der Arbeit für 24h bis dann Freitag, abends beim Halloween und davor oder Samstag oder irgendwann treffe ich mich mit dem Ingenieur-Freund, vielleicht entsteht ja dabei ein gemeinsames Projekt. Sonntag auf Dienstag habe ich eine Doppelschicht, dann nächste Woche Donnerstag, inzwischen der 06. November, eine 24h-Schicht, am Freitag nehme ich am frühen Abend am St.-Martins-Umzug meines Kindes und danach an einem sehr verfrühten Weihnachtsessen meiner Arbeit teil und danach mein Kind zu mir fürs Wochenende. Montag darauf startet mit einer 24h-Schicht, 7,5h Pause und danach weitere etwa 40h, diese dann in Vertretung, dann habe ich wieder ein paar, dann nur noch vier, Tage frei.
In all der Zeit dazwischen sollte und will ich mich um verschiedenes kümmern: Hausarzt, Blutbild, Tiefenpsychologie, Erbrecht-Anwalt, Velo-Proa, Nomaden-Anzug, Einstein und noch einiges mehr. Doch jetzt, immer noch im Bus, freue ich mich erstmal auf mein Bett.
Soweit...
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