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Kynosarges 2526

Heute ist Dienstag Abend, 07. Oktober, und ich bin in der Bahn auf dem Weg zurück von einer Lebensmittel-Messe, bei der ich beim Standaufbau geholfen habe und morgen auch beim Standabbau helfen werde. Ich war nur kurz dort, dienstlich einen Wagen abliefen, so dass ich danach noch etwa eine Stunde durch zwei oder drei Messehallen schlendern und hier und da Kleinigkeiten probieren konnte, leckere Kleinigkeiten, aber nicht unbedingt überraschend. Ebenfalls nicht überraschend, aber doch immer wieder bemerkenswert ist der ganze oberflächliche Schein, der wohl vielfach essentiell zur Welt von Business und Marketing dazugehört, leicht zu durchschauen ist und wohl trotzdem funktioniert und vermisst wird, wenn auf ihn verzichtet, und der auf einer solchen Messe gebündelt zutage tritt. Ein bisschen, so huscht ein Gedanke durch meinen Kopf, könnte man sich hineinversetzen in die Situation, als Jesus mit einer Peitsche die Händler aus dem Tempel vertreibt: Viele dieser Messeleute, und damit meine ich gar nicht unbedingt diejenigen, die echte Produkte herstellen, sondern vor allem diejenigen, die in deren Präsentation, Zurschaustellung, also Marketing im weitesten Sinn arbeiten, sind Meister:innen der Darstellung. Oft, vielleicht sogar in den allerallermeisten Fällen, führt das darauf hinaus, dass nicht diejenigen Produkte die größte Aufmerksamkeit bekommen, die qualitativ hochwertig sind, sondern vor allem diejenigen, die am überzeugendsten über eine behauptete Qualität lügen können, und die besten Umsätze machen die, die am meisten ins Marketing und am wenigsten in tatsächliche Produktqualität investieren, die Mammon anbeten statt im Namen von Anstand und Ehrlichkeit zu agieren. Ja, unanständig kann man viele Aspekte solchen Wirtschaftens und Marketings nennen, angefangen schon mit den Messebauern, die Stände aus Pappe und Sperrholz bauen, die man nach drei, vier oder fünf Messetagen meist nur noch in die Tonne kloppen kann, mit nur wenig Möglichkeiten des Recyclings. 
Am Messeaufbautag am 02. Oktober, unmittelbar nach meiner letzten Schicht, die gut verlief, half ich mit, die letzten Teile in die Transporter zu laden und einen davon zur Messe zu fahren und dort wieder aufzuladen bis in den Nachmittag. Später am Abend, weil auf dem Messestand kein passender Lagerraum vorhanden war, half ich noch mit, aus zwei Transportern die Waren, meist Getränkekisten, in einen Kastenwagen umzuladen, der damit heftigst überladen war, doch ohne Problem, denn bewegt werden sollte er nicht mehr. Und als dies abgeschlossen war, erklärte ich mich bereit, die beiden Transporter nacheinander wieder beim Verleih zurückzugeben, womit ich bis etwa 02:00 in der Nacht beschäftigt war. Schon im Vorfeld zum Messe-Einsatz, bereits bei anderen Einsätzen, an die ich mich erinnerte, als ich per E-Mail meine Einsatz-Einteilung zugesandt bekam, stieß ich mich etwas an dem Gefühl, dass im Rahmen der Messe und ihrem Aufbau quasi zwei Klassen von Menschen tätig waren und sind, nämlich diejenigen, die hinter den Kulissen "im Schweiße ihres Angesichts" alles bereitstellen und diejenigen, die im Rampenlicht mit Anzug und Krawatte als die Herren der ganzen Geschichte präsentieren, und ohne dass ich es mit Bestimmtheit weiß, gehe ich fast automatisch davon aus, dass sich in den Gehaltszetteln diese Klassen widerspiegeln. Schon im vorherigen Beitrag ging ich auf die herrschende/besitzende Klasse und die ihr unterworfene ein, daher will ich das hier nicht weiter breittreten, und auch wenn mir klar ist, dass auch die genannten, im Rampenlicht stehenden Personen mehrheitlich wohl nicht wirklich zur besitzenden Klasse gehören, sondern genauso ihre Zeit und Arbeit für Geld verkaufen und sich nur aufgrund ihres beruflich vermeintlich höheren Status als zu einer höheren Klasse zugehörig empfinden wollen und, um dies zu unterstreichen, sich entsprechend gebahren, und auch wenn ich mich freiwillig in dieses System begeben habe und jederzeit, nun ja, sagen wir beinahe zu jeder Zeit, wenn ich Unbequemlichkeiten inkauf nehme, dieses System verlassen kann, und auch wenn kaum jemand noch während dieses Einsatzes tatsächlich anherrscht, herumkomandiert, im Gegenteil oft sogar sehr freundlich, zuvorkommend und höflich mit mir umgegangen wird, so ist der Subtext des Zwischenmenschlichen doch bemerkenswert, und sei es, dass ich mir vieles davon nur einbilde. Darüber hinaus ist mir natürlich klar, dass repräsentative Arbeit grundsätzlich ihre Berechtigung hat, nicht immer einfach ist, und dass jemand, der sich um langjähriges, tiefes Vertrauen eines Unternehmens bemüht hat, besser belohnt werden kann als jemand, der von außen kommend für eine begrenzte Zeit als Packer und Fahrer eingesetzt wird. Grundsätzlich habe ich da ja nichts dagegen...
Am Freitag, allerdings erst abends, war mein Kind fürs Wochenende bei mir. Donnerstag nach der Schicht vormittags hatte ich meinen Rucksack im Büro der Großmutter meines Kindes gelassen, darin war auch mein Ladegerät für mein mobiles Endgerät. Donnerstag Nacht brachte ich mit nur noch 10% Akku die beiden Fahrzeuge zurück und im weiteren Verlauf der Nacht schrumpfte der Akku auf 1% und blieb so bis Freitag Mittag. Freitag war Feiertag, Tag der deutschen Einheit, aber die Großmutter meines Kindes wollte kurz anlässlich der Messe in ihr Büro und mir rechtzeitig Bescheid geben, damit ich währenddessen den Rucksack entgegen nehmen konnte. Bis Mittag war dies nicht geschehen und der Akku leer, also musste ich eine Lösung suchen, denn ich hatte aktuell kein weiteres geeignetes Kabel zuhause und ohne mobiles Endgerät war die weitere Absprache zur Übergabe meines Kindes sehr kompliziert zB per E-Mail über den Laptop. Also begab ich mich auf eine Odyssee in die Stadt, passierte auch das Büro der Großmutter, das aber erwartungsgemäß geschlossen war, vor allem versuchte ich einen Kiosk zu finden, der solche Kabel im Angebot hatte, wie ich eines brauchte. Eine Powerbank hatte ich bereits mitgenommen. In den Kiosken an und um den Bahnhof wurde ich nicht fündig, auch in der Innenstadt nicht - dort fand eine öffentliche Tagung zur Presse statt, bei der ich ein paar Minuten einem Beitrag von Correctiv zuhörte. Lediglich ein Kiosk an einer Zubringerstraße, inzwischen war ich bestimmt schon zwei Stunden unterwegs auf der Suche, hatte, was ich wollte, so dass ich nun wieder erreichbar sein und das abendliche Treffen planen konnte.
Mit meinem Kind hatte ich ein schönes Wochenende. Freitag Abend ließen wir mit einem lustigen Film ausklingen, Samstag verbrachten wir vor allem in der Bibliothek mit verschiedenen Spielen und Büchern, von denen wir einige nach Hause nehmen und dort weiter lasen bzw. spielten. Sonntag machten wir vormittags Nudeln von Hand für Großmutters Geburtstag am Montag und verbrachten den Nachmittag mit einem Kind aus der Nachbarschaft in der Stadt. Mein Kind war bereits etwas erkältet, als es zu mir kam, und als wir am Sonntag draußen waren, war ich die ersten ein bis zwei Stunden zu leicht angezogen, was dazu führte, dass Sonntag am späteren Abend bereits eine schwere Erkältung im Anmarsch war. 
Für Montag, inzwischen 06. Oktober, hatte ich bis auf eine Essensverteilung am Abend keine weiteren Termine vor, so dass ich, nach einer schwierigen Nacht inzwischen schwer erkältet, beschloss, den Tag auf Basis von Vitamin C und einigen Kräuterpräparaten gut gewärmt im Bett zu verbringen. So war ich immer wieder ein paar Stunden wach und schlief wieder eine oder zwei, bis ich mich abends schließlich, noch immer geschwächt, für die Verteilung aus dem Bett quälte, mich warm anzog und die Verteilung trotz allem durchzog. Danach war ich weiterhin erschöpft und legte mich mit doppelter Bettdecke wieder ins Bett zurück, in der Hoffnung, mein Immunsystem so bei der Arbeit zu unterstützen. 
Dienstag um die Mittagszeit war mein Termin beim Therapeuten, und erstaunlicherweise, weil Montag Nacht noch überhaupt nicht vorhersehbar, ging es mir Dienstag bereits merklich besser. Zwar war ich immer noch erkältet, aber nicht mehr erschöpft, fühlte ich mich durchaus in der Lage, sowohl diesen Termin wahrzunehmen - noch am Vorabend hatten mir das Zusammenspiel aus Krankheit, düsterer Jahreszeit und Wetter und einer allgemeinen selbstzweifelnden Grundstimmung noch sehr schwarze Gedanken gebracht, mit denen ich nicht unbedingt zur Therapie gehen wollte - und wirkte für den Therapeuten wohl auch nicht bedenklich trübsinnig, hatte also meine grundsätzlich optimistische, wenn auch wie erwähnt selbstzweifelnde Grundstimmung wieder. Nach unserem Gespräch wollte er sich für einen weiteren Termin ein genaueres Bild machen und bat mich Bögen im Hinblick auf ADHS auszufüllen, ein Aspekt, den ich seit einiger Zeit auch schon für plausibel halte. Einer der Bögen zielte auf meine Zeit als Kind zwischen 8 und 10 Jahren ab, zu dessen Beantwortung ich meine sieben Jahre ältere Schwester um Rat bat, da meine Erinnerungen an diese Zeit nicht mehr sehr klar sind. Sie war gerne bereit mir zu helfen, war aber vor allem überrascht, warum ich nach einer Verhaltenstherapie suche, wenn ich angesichts unserer schlimmen, gewaltvollen Kindheit doch vor allem wohl eine Traumatherapie suchen müsste. Sinngemäß meinte sie, besser tanzen lernen zu wollen habe wenig Sinn, solange man nicht zuerst die Glasscherben aus dem Schuh entfernt. Hier musste ich ihr recht geben. Nichtsdestotrotz machte ich die Bögen fertig, vermerkte aber auf der Rückseite, dass dieses Thema der gewaltvollen Kindheit nicht nur im Raum steht, sondern wohl auch von großer Relevanz ist. Dass ich dies beim Therapiegespräch nicht erwähnte, ja gar nicht erst im Bewusstsein hatte, so überhaupt nicht, muss wohl ein Zeichen erfolgreicher Verdrängung sein. Jedenfalls holte ich danach noch einen Transporter und brachte ihn wie vereinbart zur Messe, spazierte durch einige wenige Hallen und fuhr dann heim. 
Inzwischen ist Mittwoch, 08. Oktober zur Mittagszeit und ich sitze in der Bibliothek, nachdem ich zuvor einen kurzen Termin mit meinem Anwalt hatte und danach meinen Führerschein in Scheckkartenformat von der Behörde abgeholt habe. Gesundheitlich geht es mir nach wie vor etwas besser, ich bin allerdings weiterhin noch erkältet und habe auch die letzte Nacht warm mit doppelten Bettdecken verbracht und meine Präparate eingenommen. Am frühen Abend werde ich für den Abbau auf der Messe erwartet, was bis zur Einlagerung der Sachen und Fahrzeugabgabe wieder bis Mitternacht oder später dauern kann. 
Morgen, Donnerstag habe ich einen viertägigen Arbeitseinsatz meiner regulären Arbeit. Der Partner der Klientin ist für vier Tage nicht nicht zuhause, so dass ich darum gebeten wurde, mir meiner langjährigen Erfahrung auch die korrekte Lagerung der Klientin für die Nacht zu gewährleisten, was sonst üblicherweise ihr Partner übernimmt. Für mich ist das kein Problem und die vier Tage durchbezahlt, dass Wochenende darauf noch einmal drei, geben mir darüber hinaus viel Freiraum zB für die Bootsfahrt dann mit Kind ab 20. Oktober. Meinen Anwalt werde ich am Montag nach der Arbeit wiedersehen und dann mit ihm das weitere Vorgehen in der Erbsache, eine Eskalationsstufe weiter, vereinbaren. Die Gegenseite wollte um den 20. einen Vorschlag zur Lösung unterbreiten. Da sie wohl vor allem auf Zeit spielen wird, wird mein Anwalt zumindest das Zeitspiel in die Schranken weisen und Tacheles fordern. Ich hoffe, so langsam wird dann auch meine Steuerrückzahlung eintreffen, denn mein ehemaliger Langzeitgast, der den Sonntag Morgen mit meinem Kind störte, weil er von mir Hilfe bei einer Kopfverletzung erwartete, die genäht werden müsste, die er mir auch zeigte, von der ich aber nichts sah und ihn schnell wieder abwies und der Montag einen Termin zur Verlängerung seines Aufenthaltstitels beim Amt hatte und dafür bei mir hinterlegte Papiere abholen und danach wieder hinterlegen wollte, wird wahrscheinlich nicht zeitna in der Lage sein, seine Schulden bei mir zurückzuzahlen, und bezüglich seiner Eltern fehlt mir die Einschätzung. Da ich am Montag schwer erkältet war, ging dies mit den Papieren wenigstens jeweils in wenigen Sekunden und von ihm ohne weiteren Kommentar über die Bühne, immerhin. 
Während ich noch in der Bibliothek sitze, neben mir ein Regal über sexuelle Identität und Orientierung, LGBTQ- und Gender-Aufklärung für Kinder und Jugendliche, und in Erinnerung an eine Dokumentation, die ich vor wenigen Tagen sah über den Verfall verschiedener liberaler Werte in den USA, hier insbesondere Frauenrechte, wie auch in Teilen Europas, und in Erinnerung an den Titel einer weiteren Dokumentation, die ich noch nicht gesehen habe, darüber, wie viel Wissen und Werte des Altertums durch den Brand der Bibliothek von Alexandria verloren gegangen ist, frage ich mich, wenn der deutlich spürbare Rechtsruck in der so genannten westlichen Welt weiter fortschreitet, liberale und aufklärerische Inhalte mehr und mehr bekämpft, zurückgedrängt, verboten bis sogar ausgelöscht werden, wo wird dann der Hort sein, der diese Werte durch diese düstere Zeit hinweg bewahrt, falls erneut eine schwere Zäsur, ein neues Mittelalter kommen und die Menschheit um Jahrhunderte zurückwerfen wird, so dass vieles, was heute selbstverständlich ist, wieder mühsam neu erarbeitet und aufgebaut werden muss? Ich selbst werde dieses potentielle neue Mittelalter wohl nicht erleben, vor allem habe ich die bislang für selbstverständlich gehaltenen Werte so verinnerlicht, dass ich sie selbst in der finstersten Diktatur nicht vergessen würde, und wahrscheinlich hat auch mein Kind schon ausreichend davon mitbekommen, um sie nicht ganz zu vergessen. Jedoch schon eine Generation später wird sie nur noch vom Hörensagen kennen, noch eine später wird sich ihrer einigermaßen entfremdet haben. Sicherheitshalber sollte ich also ernst machen mit meinen Atollen und Oasen, denn wer weiß...
Vielleicht kann ich mich diesbezüglich mit meinem Ingenieur-Freund vernetzen, denn er denkt intensiv darüber nach, wie wir Menschen mehr im Einklang mit der Natur leben können, wohl nicht, oder nicht unbedingt, auf spiritueller Ebene, sondern ganz konkret, ausgehend davon, dass, wenn wir uns eine Behausung bauen wollen, wir ein Stück Natur so sehr mit dem Bulldozer bearbeiten, bis wir ihm gänzlich die Natur ausgetrieben haben, ein tiefes Loch graben und mit Beton undurchdringliche Barrieren für Lebewesen, aber auch für Licht, Wärme, Wasser und Luft schaffen, einen Kasten, in dem wir keine anderen Lebewesen als uns selbst und die für uns angehörig erklärten erlauben, notfalls mit einem Arsenal chemischer Kampfstoffe allen anderen zu Leibe rücken und unter enormem energetischen Aufwand in diesem Kasten eine eigene, von der umgebenden unabhängige Klimazone schaffen. Bei näherer Betrachtung muss einem das falsch, ja sogar regelrecht absurd vorkommen. Er startete dazu einen neuen Kanal auf YouTube, dessen erstes Video ich wie folgt kommentierte:
"So ähnliche Gedanken hatte ich auch schon einmal: Selbst in einem Zelt definieren wir einen Raum für uns, bei dem wir fast alles andere Leben ausschließen und fühlen uns bereits sehr ungemütlich, wenn darin auch eine Fliege oder eine Maus wohnen möchte. 
Aaaallerdings: Wir sind da doch nicht so so so weit von der Natur entfernt: Wenn ein Vogel sein Nest baut, schafft er dafür genauso "im Rahmen seiner Möglichkeiten" Ressourcen teilweise von weit entfernt heran, die Möglichkeiten des Menschen sind eben deutlich größer, und der Dachs tut dies auch, eigentlich fast jedes Lebewesen, zumindest fast jedes tierische, und Eindringlinge, die bei der Brutpflege stören können, versucht auch jedes Lebewesen, mindestens jedes tierische, im Rahmen der eigenen Möglichkeiten zu begrenzen, so wie Menschen auch, lediglich mit deutlich größeren Möglichkeiten, genauso geht es mit Wärmeregelung usw.
Ich verstehe Deinen Ansatz und will ihn Dir nicht abreden, lediglich möchte ich anmerken, dass wir Menschen auf dieser Erde keine Aliens sind, selbst wenn es so scheinen kann, denn selbst Beton usw. besteht aus Stoffen der Erde, die verarbeitet wurden, und lediglich der heutzutage erreichte Verarbeitungsgrad beim Menschen ist deutlich, deutlich weiter als bei jeder anderen irdischen Spezies. Dadurch haben wir uns in gewisser Weise von der Natur entfremdet, "alienatisiert", wenn man so will. 
Mir ist dies mit der großen Distanz zur uns umgebenden Natur schon öfter unangenehm aufgefallen, doch umgekehrt könnte ich mich, glaube ich, nicht, noch nicht, darauf einlassen, mich vollkommen nackt auf den Waldboden oder auf einen Baumast zu legen, um so zu schlafen, quasi als umgekehrtes Extrem. Ich für mich selbst würde im Rahmen meiner Kynosarges-Projekte aber versuchen, ähnlich wie zB Diogenes in Athen, in minimalsten Behausungen, zB nur in einem warmen Kittel unter einem Tarp an Land oder auf halbwegs lose miteinander verbundenen Schwimmkörpern im Wasser zu schlafen. Ein halbwegs sicherer und störungsarmer, trockener und nicht zu kalter, kleiner Schlafraum für mich und vielleicht noch eine bis drei weitere Personen sowie in bestimmten Fällen als Rückzugsort nutzbar scheint mir für Menschen in gewisser Weise essentiell zu sein, ansonsten kann alles andere Leben und Arbeiten sowohl in der Öffentlichkeit als auch inmitten der Natur stattfinden. Ich denke über eine Art "Nomaden-Anzug" nach, der dies als am Leib zu tragende Option bereits bereitstellen würde, angefangen mit dem Schuhwerk und unter Berücksichtigung von Tarp- und Camping-Hängematten-Ideen, bin aber noch nicht an einem Punkt, dass ich in Produktion gehen würde - ich frage mich derzeit zB noch, welche Textilien ich verwenden soll, wissend, dass bestimmte Schafwollsorten zwar warm und atmungsaktiv sind, aber vom Tier, und überlege zudem, ob ich nicht auch mit Kevlarfasern arbeiten möchte, mit Koppel-Tragegestell, Schwimmkörpern usw.
Ich bin gespannt, was für Lösungen Du entwickeln wirst." - und das bin ich wirklich. Dazu gehört vielleicht auch die Überlegung, ob in einem Haus jede Person ihr eigenes Zimmer braucht. Einen eigenen Rückzugsort wohl ja, aber doch kein voll ausgestattetes Zimmer mit Mobiliar, Fernsehgeräten usw., das ließe sich doch immer WG-artig mit anderen teilen, und dass jede Familie einen vollwertigen Spielplatz nur für sich in ihrem eigenen Garten anlegt, statt dass sich alle Kinder auf einem allgemeinen, öffentlichen Spielplatz begegnen, ist genauso eine fragwürdige Absurdität, und natürlich noch vieles weitere mehr. 
Einen Ausblick für die kommenden Tage habe ich oben bereits geschrieben, also werde ich hiermit schließen. 
Soweit... 

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