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Kynosarges 2525

Nachdem die letzten Einträge etwa jede Woche kamen, habe ich mir nun mal wieder etwas Zeit gelassen. Nach den Ereignissen um den letzten Eintrag, die ihn mehrmals um einen Nachtrag verlängerten, wollte ich mir etwas Ruhe gönnen. 
Es ist inzwischen Montag, der 29. September am Abend und ich sitze im Zug von meiner Mutter zurück zu mir nach Hause. Einige Dinge waren geschehen die vergangenen Tage und einige Gedanken kamen mir dazu. Doch zunächst möchte ich die Chronik der vergangenen Tage fortsetzen.
Am Mittwoch, 17. September vormittags beendete ich ja den längeren Reiseeinsatz und hatte das positive Telefonat mit dem Arbeitgeber. Zwar hatte ich mir vorgenommen, nachdem ich mich bei Kaffee und Buch entspannt hatte, an der Stichwahl zum Bürgermeisteramt teilzunehmen, doch da ich mich abends für eine Verteilaktion gemeldet hatte und daher die Verteilboxen noch reinigen musste, verpasste ich die Zeit, die das Wahlbüro geöffnet war, und beschloss, dies am Folgetag zu tun. Zur Verteilung kamen zunächst fast keine Personen, weil die Verteilung angeblich abgesagt worden war, aber nach und nach kamen doch noch einige, so dass ich letztlich alle Sandwiches und Brötchen loswerden konnte. 
Am nächsten Tag nach der Wahl war ich teils in der Stadt unterwegs, teils verbrachte ich den Tag zuhause mit Videos. In einem begegnete mir ein Satz, der mir ins Mark ging: Die Unentschlossenheit, also keine Entscheidungen zu treffen, ist oft schlimmer, als falsche Entscheidungen zu treffen.
Freitag wurde wärmeres, sonnigeres Wetter erwartet, doch blieb ich zunächst bei den Videos und wollte dann in die Bibliothek, um mich mit Einstein, Zeichnen, Drehbüchern und Schreiben zu beschäftigen und angenehm in der Sonne zu lesen, so dass für meinen Plan, ein letztes Mal im Fluss schwimmen zu gehen, keine richtige Zeit mehr blieb, nur noch für einen Spaziergang zum Strand, um dort weiterzulesen, umgeben von einigen Menschen, die den Tag zum Baden genutzt hatten. 
Doch für den nun kommenden Samstag nahm ich mir dafür umso fester vor, ihn am Strand zu verbringen und dabei auch im Fluss baden zu gehen. Der Strand war wieder gut besucht. Eine Gruppe von Touristen war ebenfalls dort, bei der ich zunächst vermutete und später darin bestätigt wurde, dass zumindest einige unter ihnen polyamor miteinander verbunden waren, was mir bittersüße Empfindungen machte, einerseits, weil ich mich für ihr Liebesglück freute, andererseits, weil sie mich daran erinnerten, dass ich seit inzwischen wohl über 20 Jahren in der Polyamorie ein Ideal für mich sehe, das ich bislang kaum richtig erreichen durfte. Als abends leichter Regen aufkam, der sich zum Regen in meiner Seele gesellte, verließ ich den Strand und ging nach Hause. 
Sonntag dann machte ich mich auf den Weg zu meiner Mutter, um Montag, inzwischen am 22. September, mit ihr für einen Familienausflug nach Dessau zu fahren. Ein weitläufiger Vorfahr von uns lebte und wirkte dort ab 1800 als Maler und wurde Direktor der Akademie in Dresden. Auf dessen Spuren - Herzogin Luise von Anhalt-Dessau war ihm eine gewogene Förderin - wollten wir zusammen mit anderen entfernten Verwandten wandeln und verbrachten so fast eine Woche dort. 
Schon während der Hinfahrt wollten meine Mutter und ich interessante Kunstschätze besichtigen und machten in diesem Sinn einen Zwischenstopp in Naumburg, um die Domfiguren zu sehen - zwei Jahre zuvor war ich mit dem hochbetagten Freund schon dort gewesen wie auch an vielen anderen Orten der romanischen Baukunst in Sachsen-Anhalt. Auf der Weiterfahrt von Naumburg aus gab es allerdings etliche wegen Baumaßnahmen gesperrte Straßen, so dass meine Mutter und ich bald die Lust auf weitere Städte verloren und auf direktem Weg zum Hotel fuhren. 
Am darauffolgenden Tag gesellte sich ein sehr weitläufig verwandtes Familienmitglied zu uns und begleitete uns auf einem Ausflug nach Halle, Merseburg und Köthen und am Mittwoch ebenfalls auf einem Ausflug zum Wörlitzer Park, sehr schön angelegt - schon Goethe wandelte darin - , bei dem ich mich fragte, ob man wilde Natur belassen oder so stark künstlich wie in diesem Park gestalten sollte; zuerst war ich für ersteres, verstand aber bald, dass durch die Gestaltung auch etliche mögliche Barrieren und Gefahren beseitigt werden und Natur,  zumindest ein kleiner Ausschnitt davon, dadurch für alle zugänglich gemacht würde, denn innerhalb der gestalteten Zonen würde ja nach wie vor Natur sich frei entfalten. Nach dem Besuch im Park ging es über eine kleine Fähre nach Coswig, dort war nicht viel zu sehen, und dann nach Wittenberg, wo auch Luther einen Namen gemacht hat. 
Dieser wirklich nur sehr weitläufig Verwandte ist ein Unikat: Mal jovial bis fast anbiedernd freundlich, dann wieder wehklagend über tatsächliche oder hypochondrische Zipperlein, sorgte er fast unentwegt dafür, im Gespräch zu bleiben und nicht übersehen zu werden. Im Großen und Ganzen war seine Gesellschaft dennoch überwiegend angenehm. Als wir am frühen Abend schließlich wieder im Hotel ankamen, waren die weiteren Familienmitglieder auch dort eingetroffen - meine Mutter und ich, und auch dieser sehr weitläufige Verwandte, hatten individuell beschlossen, zwei bzw. drei Tage vor den anderen bereits diese Reise zu machen.
Ab Donnerstag also fand der eigentliche Grund der Reise statt. Wir fuhren zunächst alle zusammen nach Dresden, um in der städtischen Galerie Gemälde unseres Vorfahren anzusehen und die Stadt, die Frauenkirche usw. zu besichtigen. Freitag dann galt den Bildern in Dessau im Georgium und im Luisium, nebst umfangreicher Einbettung in die historischen Begebenheiten bei den Herzögen. Am Abend hielten wir im Hotel noch eine Vereinssitzung ab, denn unser Familienverband war zur besseren Archivpflege seit bald 25 Jahren ein eingetragener Verein. Samstag besichtigten wir weitere Schlösser in der Umgebung und verbrachten den Nachmittag in Dessau in der Innenstadt. Sonntag war die Rückfahrt. 
Insgesamt waren wir auf der Reise acht Personen gewesen, doch zum Familienverband gehören etwas über 100 lebende Mitglieder. Die meisten davon, die zu den Treffen kommen, sind älter als 60 Jahre. Die Vorsitzende, inzwischen Mitte 70, hofft darauf, dass ich im kommenden Jahr den Vorsitz übernehme. Sie ist eine Person, die selten freundlich und sanft, sondern meistens hart, unbeholfen bis hin zu garstig wirkt, die sich in beachtlicher Weise um den Familienverband verdient gemacht hat, aber darüber hinaus selten Sympathie findet. Während des Ausflugs hat sie mehrfach teils hässlich gegen ein Mitglied ausgeteilt, wobei sie zB sie Situation "lediger Kinder" als unverzeihlichen Makel ankreidete oder wenn jemand sparsam zu sein versuchte. Dabei gibt es in ihrer nächsten Verwandtschaft und in ihrer eigenen Biographie genügend Elemente, die sie dann weitaus stärker verurteilen müsste, hierfür aber gerne Rechtfertigungen findet. Ob ich den Vorsitz im nächsten Jahr übernehme, darüber denke ich bereits nach. Wenn ich einige Aufgaben delegieren kann, könnte ich es mir durchaus vorstellen. 
Auf der Rückfahrt begegneten meine Mutter und ich auf der Autobahn einem Fahrzeug, das acht große Fliegerbomben auf einem Anhänger transportierte und so zumindest etwas verwunderlich wirkte. Montag dann versuchten wir das werkseitige Navigationssytem in ihrem Auto zu aktualisieren, nur um festzustellen, dass der Zugang dazu regelrecht vernagelt ist: Man muss sich ein Programm des Herstellers auf dem Computer installieren, über das und nur über das man die Updates über eine sehr sehr langsame Verbindung und mehrere Gigabytes groß auf den Computer und von dort mit dem genannten Programm und nur mit diesem auf einen USB-Stick übertragen kann. Um die Updates im Auto zu installieren, war es erforderlich, dauerhaft den Motor laufen zu lassen. Mich ärgerte dieses System, außerdem hatte ich für dieses zeitaufwändige Verfahren nicht mehr genug Zeit, wollte ich doch noch abends mit dem Zug zu mir nach Hause fahren. Meine Mutter holt sich vielfach solche "vernagelte" Technik ins Haus, hat sich zB ein iPhone statt Android-Mobiltelephon geholt und will ständig meine Hilfe bei ihren Druckern mit gechipten Patronen, statt dass sie meinem Rat folgt, sich Technik aus einer Generation zu besorgen, in der diese Schikanen und geplante Osoleszenz noch nicht so weit entwickelt waren. Sie glaubt allerdings, dass sie mit älterer Technik nicht zurecht käme, ohne zu sehen, dass es mir der neuen ja genauso ist. 
Inzwischen ist Dienstag Abend, 30. September. Die Fahrt gestern mit dem Zug verlief unproblematisch, aber etwas ärgerte mich, dass bei der Stichwahl der Gegenkandidat gewann. Den heutigen Tag über allerdings war ich fast durchgehend Str erschöpft und schlief gelegentlich sogar ein, wenn auch nur für einen leichten Schlaf. Vielleicht beginne ich bald ebenfalls hypochondrisch zu schwächeln, jedenfalls sollte ich bald einen Termin für die Therapie finden und dort nach Verhaltenstherapie fragen, um Verbindlichkeit, Disziplin und Verantwortung besser zu kultivieren. Denn ich denke, vor allem darum geht es bei mir, und zwar bereits seit meiner Kindheit, nicht erst, seit ich das Internet nutze; letzteres nutze ich nur als Vermeidungsstrategie.
Ein wenig habe ich die Tage auch weiter im Buch der Germanen lesen können. Inzwischen bin ich beim Jahr 800 bei Karl dem Großen. Zwei Aspekte sind mir dabei aufgefallen: Früher war es wohl so, und unser Besuch in Dessau auf den Spuren der Herzogin zeigt dies ja auch noch, aber eigentlich beziehe ich mich auf die ersten nachchristlichen Jahrhunderte, dass im Prinzip nur eine kleine Oberschicht tatsächlich Geschichte schrieb und hierfür auf die Arbeit und das Leben unzähliger Untergebener, Sklaven und anderweitig Unfreier, zurückgriff, über deren Namen und individuelles Schicksal heute und wohl auch schon damals nichts bekannt war, die als Individuen keine, sondern nur als Volk oder Heer eine gewisse Rolle spielten. Über das späte Mittelalter und erst recht über die Neuzeit war es zwar mehr und mehr Individuen auch aus der nicht besitzenden Klasse möglich, Rang und Namen zu erreichen und Geschichte zu schreiben, in der Politik wie auch in der Kunst oder als Unternehmer, dennoch hat die besitzende Klasse nach wie vor viel zu viel Macht und, was mich bei einer Polit-Talkshow die vergangenen Tage erstaunte, auch noch das Bewusstsein, dass sie über die Massen frei verfügen können, als es darum ging, ob in Deutschland wieder die allgemeine Wehrpflicht eingeführt werden sollte und ein Gesprächsteilnehmer wie selbstverständlich davon ausging, dass er viele junge Männer einziehen und für seine Sache in den Kampf schocken könne, ja sogar müsse. Er versuchte nach Kritik zwar seine Sache auch zur Sache der jungen Männer zu erklären, doch da er und seine Politik dafür bekannt sind, vor allem ihre Klientel politisch zu begünstigen und junge Menschen meist sogar zu benachteiligen, war diese seine Erklärung wenig glaubwürdig. Natürlich kann es gerechtfertigt sein, gemeinschaftlich die Werte der Gemeinschaft zu verteidigen, durchaus auch kämpferisch, doch wenn die nicht besitzende Klasse nicht den Wohlstand der besitzendenn Klasse verteidigen möchte, ist das nicht nur verständlich, sondern sogar unterstützenswert solange, wie die besitzende Klasse weiterhin die besitzende Klasse bleiben will. 
Und immer mehr, weiterhin im Kontext dieses Buches, wenn ich von den frühen Missionaren in Deutschland lese, aber auch meines Nomadentums, kristallisiert sich heraus, dass ich eine Art "Wanderprediger" sein möchte, so etwas in der Art, vielleicht ein bisschen wie Birkenbiehl, aber eher eine Mischung aus Bettelmönch, Tempelritter, Kyniker, Fragesteller, quasi ein "Kirk in gut", d.h. nicht einfach Debatten gewinnen des Gewinnens wegen, sondern Konsens und Lösungen finden für konkrete lokale, kommunale, aber auch globalere Probleme, vielleicht mit "Jüngern" dabei, die hatte nicht nur Jesus, sondern schon lange vorher auch griechische Philosophen wie zB Pyrrhon von Elis, also Menschen, die mithelfen, die durchaus gemeinsame, gemeinsam entwickelte Botschaft weiterzutragen und auch tatkräftig umzusetzen, durch Einsatz von Hilfe von lokalen Zentren, quasi von "Klöstern" aus, als "Priester-Druiden", die dort weitere Mönche ausbilden und für ein nomadisches Leben Kutten bzw. Nomaden-Anzüge, Tarp-Systeme, Flaschen-Velo-Proas usw. herstellen und Rhetorik/Philosophie lernen und lehren, Musik machen, in einer Verwaltungsstruktur, die auf Anarchie plus Verantwortung und Pflicht aufbaut, später auch mit "Klöstern" als Oasen und Atolle, wie sie hier früher schon einmal genannt wurden. Doch womit beginne ich? Vielleicht mit einem Tarp im öffentlichen Raum nach Genehmigung, darunter eingerichtet eine Werkstatt/Atelier/Klause, damit ich dort Dinge bauen kann, zB Sandalen aus alten Reifen, mit einer warmen Kutte wie in Marokko üblich könnte ich dort sogar nächtigen, dazu könnte ich mich mit Solar ausstatten und Livestreams abhalten davon, wie ich mit Interessierten ins Gespräch komme und nach und nach die Ausrüstung erstelle.
Was bleibt für die nächsten Tage? Inzwischen ist Mittwoch früh, ich bin auf dem Weg zur Arbeit für eine 24h-Schicht. Mein ehemaliger Langzeitgast war gestern mal wieder in meinem Haus, wollte verschiedene Dinge regeln, Kleidung wechseln. Seine Eltern hatten mich in den letzten Wochen mehrfach nach ihm gefragt, doch ich hatte ihn nicht gesehen. Aus dem Wirrwarr, das er mir mitteilte, könnte man schließen, er sei einige Zeit in Haft gewesen. Montag hat er einen Termin beim Amt, um seinen Aufenthaltstitel zu verlängern, Sonntag Abend möchte er dafür Papiere bei mir abholen - falls er das nicht verpennt. Arbeit scheint er wohl nach wie vor nicht zu haben, also mal sehen, ob ich dann wenigstens seine Eltern überzeugen kann, mir nach und nach seine Schulden zurückzuzahlen. 
Nach der Schicht, morgen Mittag, arbeite ich mal wieder unterstützend für den Messeauftritt der Firma der Großmutter meines Kindes, das kann bis in den Abend gehen. Freitag habe ich mein Kind für das Wochenende, Montag habe ich frei, Dienstag und Mittwoch arbeite ich mit, den Messeauftritt wieder abzubauen, hoffentlich bekomme ich dann erneut eine große Menge leerer pfandfreier Flaschen, außerdem treffe ich Mittwoch früh meinen Anwalt, Donnerstag bin dann für das ganze Wochenende bis Montag arbeiten, dann einige Tage frei, dann wieder Freitag das ganze Wochenende bis Montag arbeiten, dann, inzwischen am Montag, 20. Oktober, habe ich mein Kind für eine Woche, wir werden zusammen zum Boot fahren und zumindest einen Teil der Strecke nach Nancy machen, dann noch meine Schwestern und meine Mutter besuchen, das wird hoffentlich alles schön, und dann sind nur noch wenige Tage vom Oktober übrig, für die ich noch nichts geplant habe. 
Außerdem erwarte ich seit Juli eine recht hohe Steuerrückzahlung, bei der ich mich bald mal erkundigen sollte, wo sie bleibt, für den hochbetagten Freund ist inzwischen seine Kindheitsfreundin gefunden und informiert worden, da hoffe ich, dass der Kontakt zustande kam, dann bleibt noch, wie erwähnt, eine geeignete Therapie zu finden, in deren Folge hoffentlich einiges besser auf den Weg kommt, sowie die Sache mit dem Erbe zu klären, für das just heute eine mögliche Ausgleichszahlung im Raum steht, zumindest in der Kommunikation mit meiner Schwester. 
Soweit...

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