Das vergangene Wochenende mit Kind war schön. Aus dem Couchsurfing-Gast wurden spontan zwei, der zweite konnte auf meinem kürzlich gebauten Dachboden schlafen, mit etwas Wehmut von meinem Kind wahrgenommen, denn es war schon öfter dessen Plan, dort zu schlafen, doch es kam bisher noch nicht dazu. Demnächst sind Sommerferien, dann werden wir das nachholen. An Einstein, wartend auf einen Termin mit dem Professor, der nicht zustande kam, habe ich nicht weitergearbeitet, muss ich zu meiner Schande gestehen; Vermeidungsstrategie, Prokrastination usw. ist das wohl. Allerdings war ich auch viel arbeiten, nämlich seit dem letzten Eintrag vom 27. Juni - heute ist der 07. Juli - ganze 84 Stunden (gerade bin ich in einer Schicht, bis ich fertig geschrieben habe, werden es also schon 85 oder 86 Stunden sein). Für den hochbetagten Freund konnte ich schließlich die Reise terminlich festsetzen: Sie wird 1. bis 8. August stattfinden. Außerdem hatte ich ganz kurzfristig einen Couchsurfer, der im März schon einmal da war - unten dazu mehr - und aktuell, während ich auf der Arbeit bin, ist seit gestern eine weitere, schon seit ein paar Wochen angekündigte Couchsurferin bei mir, die Bonn und Köln kennenlernen möchte. Und für mein Ideengewitter vom letzten Eintrag kam ich ins Gespräch mit dem MakerSpace - dadurch sind die Ideen schon nicht mehr aktuell:
Die Kombination eines schwimmfähigen Camping-Velomobils mit einem zerlegbaren Katamaran ist zunächst vom Tisch, denn beides scheint kaum realisierbar, mindestens der Katamaran als Fahrradanhänger mit etwa 1t Gewicht ist mehr als utopisch. Schade, denn mir gefiel die große Plattform von 9m×6m, die er bieten würde, sowie vier getrennte Multifunktions-Kabinen. Vielleicht komme ich ja später mal darauf zurück, wer weiß. Das Leitra-Velo zu bauen wäre auch etwas zu utopisch geworden, wie ich wehmütig einsehen musste, denn das Ideengewitter war durchaus bemerkenswert; alles zu schwer, zu kompliziert.
Die neue Idee, etwas weniger gewitternd, weniger beeindruckend, weniger beigeisternd, nüchterner, aber realistischer, ist wie folgt: An erster Stelle soll das leichte Wasserfahrzeug stehen, wirklich leicht, höchstens im Bereich von 100-200kg insgesamt, also einfach zB ein Kanu aus einem Holzgerüst, über das eine wasserdichte Haut gespannt wird. Als Mehrrumpfboot käme dann eine Proa infrage, das ist im weitesten Sinne eine Abwandlung eines Katamarans, indem ein langes Kanu mit Segel an der windzugewandten Seite (luv) einen Ausleger mit Schwimmkörper bekommt. Über Kanu und Ausleger ließe sich eine Plattform einrichten zB aus Bambusmatten, das Segel am Kanu könnte ein Krebsscherensegel sein, für das bei "Wenden" der Segelfuß von der einen Kanuspitze zur anderen umgesetzt wird und das Kanu damit in die Gegenrichtung fährt. Anders als bei klassischen Booten, bei denen vorn immer vorn bleibt und die Windseite luv/lee wechselt, bleiben bei Proas luv und lee immer konstant, dafür wechselt vorn und hinten. Weil Proas sehr leicht sind, erreichen sie bei verhältnismäßig kleinen Segeln hohe Geschwindigkeiten, und mit einigen Vorrichtungen werden sie sogar sehr kenterstabil, zB kann dies ein leeseitiger zusätzlicher Auftriebskörper verhindern, für den ich mir bereits ausgedacht habe, dass der mein "Gewächshaus" beherbergen soll. Bewohnbare Aufbauten sollen zeltartig sein, also Stoff und Stangen, und Baumaterialien sollen nachwachsende Naturmaterialien oder recycelte sonstige Materialien sein, gerne auch was andere als Müll erachten. Der Kanu-Rumpf soll aus vier etwa 1,80m langen, 1m breiten prismaförmigen Segmenten bestehen plus an beiden Enden einen spitzen Bug, der zum Wellenbrechen nach oben zeigt und damit insgesamt auf über 8m Länge kommen. Der Ausleger kann durchaus 4m weit sein, dann müssten die Stangen aus Segmenten miteinander verbunden werden. Der Schwimmkörper besteht aus zwei je 1,80m langen, befüllbaren Hohlkörpern, die längs miteinander und an den offenen Enden mit wellenbrechenden Spitzen verbunden werden. Die Plattform würde neben den Auslegern noch Trampolin-Netze beinhalten und somit ein Trapez von etwa 8,50m an der einen und etwa 4m an der anderen parallelen Seite bei 4m Breite aufspannen, also etwa 25m² in der Fläche betragen. Das ist nur noch halb so viel wie beim Katamaran, aber hoffentlich ausreichend.
Die vier Rumpf-Segmente lassen sich für die Velo-Variante in- und übereinander stapeln, mit Plexiglasscheiben vorn und hinten spitz und an der Seite Zeltbahn verschlossen, so dass darin ein Hohlraum entsteht, in welchem man sitzen und radeln kann, vorzugsweise mit Kurbelwelle, vorn mit kurzer Kette an die Achse der zwei Räder, während hinten das einzelne Rad wie ein Steuerruder gelenkt wird. Über allem thront ein Solarpaneel, das in der Proa zB das Zeltdach wird.
Für den Transport zB in der Bahn lässt sich alles zusammenrollen, zusammenfalten und in den vier ineinander gestapelten Rumpfsegmenten unterbringen, vielleicht auf den zwei Rädern rollbar, mit den Leinen fest verzurren als ein Paket und im Fahrradabteil aufrecht stellen. Dieser Gedanke war vor allem ausschlaggebend für 1,80m Länge der Segmente, denn länger würde in einigen öffentlichen Verkehrsmitteln kaum vernünftig gehen - 1,90m vielleicht noch, aber 2m wäre gewiss zu viel.
Vieles ist an diesem Vehikel noch unausgegoren, aber erfreulich ist, dass so aus ursprünglich zwei Vehikeln nur noch eines wird, das möglicherweise einfacher zu bauen und, darauf freue ich mich, wohl im Rhein oder anderen Gewässern in der Nähe leicht zu testen sein wird. Außerdem bieten sich noch einige weitere Bauvarianten aus den gleichen Segmenten an. Zunächst kann die Velo-Variante auch schon im Wasser schwimmen und man könnte in ihr übernachten zu Land und zu Wasser. Des Weiteren ließe sich aus je zwei Rumpfsegmenten rechts und links weiterhin ein Katamaran bauen, dann allerdings nur ein kleiner mit knapp 5m Länge. Außerdem ist denkbar, wenn sich zwei solche Velos zusammentun, dass sie dann doch auch wieder einen größeren Katamaran werden bauen können. Zudem bleiben etliche Ideen aus dem Ideengewitter noch beim VeloProa erhalten, wie zB die Seilwinde, die Pedalbohrmaschine uvm. Größere Bauchschmerzen macht mir vor allem, wie sich große Wellen auf die Zeltaufbauten auswirken würden, insbesondere, wenn man darin zu schlafen versuchen würde. Der, die oder das Proa vermag mir bislang noch nicht das Gefühl eines sicheren Unterschlupfes vermitteln, von dem aus man geschützt das Treiben der See beobachten kann, sondern ich würde mich damit den Elementen deutlich mehr ausgesetzt fühlen. Aber vielleicht hat das noch einen zusätzlichen Reiz. Zumindest sind schon seit tausenden Jahren Polynesier damit weite Strecken von Insel zu Insel und teils auch zum Festland gefahren und auch heute noch tun einige dies. Würde ich das Vehikel vergrößern, stabiler/massiver bauen, würden schnell Gewicht und Größe der Velo-Variante und der Bahn-Mitnahme im Weg stehen, also werde ich zunächst in den beschriebenen Dimensionen experimentieren.
Der spontane Gast, der schon im März da war, entwickelte sich für mich als unerfreuliche Gesellschaft. Er war freundlich und zuvorkommend, lud mich zu orientalischem Essen ein und teilte mehrere Stunden des Gesprächs mit mir, allerdings waren die Themen teils irritierend für mich, da er sich als großer Verehrer Andrew Tates äußerte, meiner Ansicht nach eine kriminell misogyne Enddarmöffnung in Menschengestalt, sowie auch in Achilles und Mike Tyson große Idole sieht. Sein Ziel ist, weltgrößter Influencer zu werden, denn er glaubt, dass er die Wahrheit über das Leben begriffen habe, während fast alle anderen Menschen nur passive Mitläufer seien. Dabei definiert er "Logik" als das, was er seinem eigenen Gefühl nach für gut empfindet, äußert sich teils über Frauen wie Incel oder andere frauenverachtende Männer es tun, steckt voller Widersprüche und scheint einfachste Argumente nicht zu begreifen. All dies ist natürlich sein gutes Recht auf freie Meinung, solange er niemandem ernsthaft damit Schaden zufügt. Dennoch hatte ich mehrfach das Gefühl, einem wandelnden Beweis des Dunning-Kruger-Effekts gegenüber zu sitzen. Ich habe ihm das nicht so gesagt, dennoch habe ich ihm mehrfach seine Fehlschlüsse, ungerechten Prämissen usw. in leicht verständlichen Argumenten vor Augen zu führen versucht. Ich hatte ihn letztlich bestärkt, seine Wünsche in die Tat umzusetzen nicht etwa, weil ich glaube, dass er großen Erfolg darin haben bzw. Schaden damit verursachen würde, sondern weil ich glaube, dass er dann durch das echte Leben einiges lernen würde, was ihm seine Social-Media-Quellen bisher offenbar nicht zeigen konnten.
Allerdings hatte ich auch öfters während dieser Begegnung das Gefühl, dass mir ein Spiegel vorgehalten wird. Ja, natürlich sind Tate usw. nicht meine Richtung, aber bin ich nicht genauso ein großer Träumer teils verworrener, widersprüchlicher Konzepte, der viel, teils unmögliches tun will und letztlich kaum etwas tut? Ich glaube zwar nicht, übermäßig klug zu sein und besonders viel und fundiert zu wissen, dennoch halte ich mich gelegentlich doch für recht klug und wissend, erzähle gerne in großen Bildern von vielen Aspekten der Welt, jedoch ist vieles davon lückenhaftes Halbwissen, so dass ich vielleicht selbst ein Dunning-Kruger-Beispiel, das sein Halbwissen zu großen Teilen aus Social Media generiert und zudem dort viel Zeit verschwendet, statt sich ausreichend dem echten Leben, ja wenigstens dem eigenen Haushalt zu widmen. Vielleicht bin ich also dem Gast gegenüber unfair und viele Urteile, die ich über ihn fälle, müsste ich genauso über mich selbst fällen. Ziemlich sicher bin ich von der gleichen Selbstgerechtigkeit durchzogen, die ich bei anderen sehe.
Hiermit komme ich zur Schlusspassage, zwei Stunden später und inzwischen nach Mitternacht, also schon am 08. Juli, wenn ich mir bis zum nächsten Eintrag diverses vornehmen möchte. Der aktuelle Arbeitseinsatz geht noch anderthalb Tage (36h) weiter, dann bin ich für zehn Tage mit meinem Kind in den Ferien, die zunächst zuhause und dann in Süddeutschland u.a. an meinem Boot und der weiteren Familie stattfinden werden. Außerdem findet ein Treffen der weiteren Verwandtschaft statt kommenden Samstag. Am Boot möchte ich eine Siebdruckplatte am Heck anbringen, damit dort ein Außenbordmotor befestigt werden kann für alle Fälle, außerdem will ich die Takelage in die Waschmaschine packen - dafür muss sie natürlich gut markiert und dokumentiert werden - denn sie ist nach vier Jahren voller Bewuchs. Vielleicht gelingt es mir auch schon, einen gebrauchten Außenborder zu besorgen mit bis zu 10PS. Für Einstein muss ich sehen, wann ich Zeit finde. Etwas daran tun sollte ich ohne Frage. Und für die Reise später mit dem hochbetagten Freund sollte ich weitere Daten klären und Zugtickets, Hotels, ein Auto und einen Rollstuhl buchen. Nach diesen zehn Tagen Ferien werden weitere Gäste zu mir kommen und ich wieder eine Schicht arbeiten, aber bis dahin ist wahrscheinlich schon der nächste Eintrag erfolgt.
Soweit...
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