Direkt zum Hauptbereich

Korrumpierte Menschen und Systeme?

Ein Mitforist meinte:
"Die Bewirtschaftung der Gesundheitssysteme ist von wirtschaftlichen Interessen geleitet, darum bin ich der Auffassung, dass das Gesundheitswesen von Grund auf korrumpiert ist."
Ich konnte das nicht unkommentiert stehen lassen:
"Der Mensch an sich ist darauf aus, seine Komfortzone auszubauen und zu stabilisieren, sein Nest im weitesten Sinne, also die Sphäre, in der er Macht über Ressourcen und Mitmenschen hat oder zumindest nicht unter die Macht anderer gerät.
Dies trifft auf Individuen genauso zu wie auf Familien, Sippen, Interessensverbände, Unternehmen und etliche weitere Systeme usw.
Keines dieser Systeme ist notwendigerweise korrumpierter als der Mensch an sich bzw. als die Menschen, die dieses System bilden.
Es gibt keine "die da oben", weil wir alle, aus einer weniger privilegierten Perspektive als unserer eigenen betrachtet, auch nur "die da oben" sind.
Wenn Menschen "von Grund auf korrumpiert" sein sollen, kann man dafür sicherlich Argumente finden, ich möchte aber ernstlich bezweifeln, ob das eine geeignete, geschweige denn eine vollständige Art und Weise ist, Menschen und ihre Systeme zu beschreiben, und ich glaube, dass man möglicherweise sich selbst die Sicht verbaut, wenn man mit so einem Menschen- und Systembild durch die Welt geht."

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Kynosarges 2501

Es ist der 20. Januar, seit Ende Dezember des vergangenen Jahres, also seit dem letzten Beitrag ist sehr viel passiert, das es mir schwer macht, es alles in ein Bild zu bekommen. Ich las den Roman "Die Vermessung der Welt" von Daniel Kehlmann, der sich abwechselnd mit Humboldts Forschungsreise und Gauss' Forschungsdenken befasst, eine lohnende Lektüre, wenn ich das sagen darf, während ich letzte Woche verreist war. Die Wahl dieser Lektüre als Reisebegleitung war ziemlich zufällig, stellte sich jedoch als ziemlicher Katalysator heraus. Ziemlich mittig im Buch, im Kapitel "der Berg", äußert sich Humboldts Begleiter Bonpland über die bisherigen Reiseerlebnisse wie folgt: "Denke er an die vergangenen Monate, so sei ihm, als habe er dutzende Leben hinter sich, alle einander ähnlich und keines wiederholenswert. Die Orinokofahrt [Expedition des Vorjahres] scheine ihm wie etwas, wovon er in Büchern gelesen habe, Neuandalusien [heutiges Venezuela] sei eine Legende a...

Sexualverhalten

In den Medien wird derzeit ein Mann kritisch beleuchtet, der sich einen Namen machen konnte als satirischer Sprücheklopfer des linken und feministischen Spektrums. Er äußerte sich, sich selbst beschuldigend, dass er sich in seinen Beziehungen oft nicht entsprechend der Maßstäbe verhalten habe, die er durch seine öffentliche Arbeit setzte, sondern mehrere seiner Partner:innen sogar schlecht behandelt habe. Zum Einen wird er nun von den Massen verrissen, die von vornherein Wokeness und Feminismus gegenüber feindlich eingestellt waren, mit einer gewissen Häme, wie man erwarten kann, wenn man jemanden von einem hohen Ross herunterzerren kann. Zum Anderen verreisst ihn auch das linke Spektrum als scheinheilig und Verräter der eigenen Werte. Dazwischen gibt es Stimmen, die fragen, welcher Mensch mit öffentlichem Vorbildcharakter privat ohne Fehler ist wie auch, warum die Gesellschaft gerne Menschen überhöht, denn letztlich sind wir doch alle Menschen und scheitern regelmäßig an unseren Schwä...

Kynosarges 2507

Sonntag Abend, 6. April, und mir kommt ein neuer Schreibimpuls. Am 1. April hatte mich die Uni tatsächlich aus dem System genommen, weil eine Überweisung wegen des Semesterbeitrags auf ihrer Seite falsch verbucht wurde. Allerdings ließ sich dies bereits am 2. erfolgreich klären und am 3. war wieder alles repariert. 2. und 3. verbrachte ich mit kleinen Ausflügen mit meiner Mutter, das herrliche Frühlingswetter bot dies an. Am zweiten dieser beiden Tage waren wir in einer schönen kleinen Bibliothek eines milliardenschweren Fabrikanten. Die ausgestellten Bücher weckten in mir einerseits einen Schreibimpuls, andererseits wuchs auch erneut mein Interesse, in die geistigen Streifzüge anderer Jahrhunderte und Jahrtausende einzutauchen und zu sehen, was Menschen jener Zeiten uns heute Wahres und Relevantes sagen können per gedanklicher Zeitreise. Am 4. dann machte ich mich auf den Weg zunächst nach Stuttgart, um eine meiner Schwestern mit ihren Kindern zu sehen - ein verhältnismäßig kurzer Bes...