Direkt zum Hauptbereich

Klassismus und Macht (1)

Wir alle, oder fast alle, scheinen einen unbewussten Kompass für Klassen bzw. soziale Schichten zu haben. Wobei ich dies noch verfeinern möchte, ohne es bis jetzt gründlicher reflektiert zu haben, sozusagen als Idee, die mir während des Schreibens kommt: "Wir haben ein Gespür für Macht auf verschiedenen Ebenen." Und "unsere eigene Klasse", das ist der soziale Raum, in dem wir etwa so viel Macht haben wie andere. Niedrigere Klassen halten wir auf Distanz, verachten sie möglicherweise, oder beuten sie aus (beobachte mal Dein Alltagsgefühl zB gegenüber "Obdachlosen", "Fußballfans", "Querdenkern", "Hartzern" oder anderen sozialen Gruppen, denen Du glaubst Dich nicht zugehörig zu fühlen). Zu anderen blicken wir auf und möchten gerne wie sie sein oder an ihrem Erfolg teilhaben. Auf keinen Fall wollen wir, dass diese Person merkt, dass wir eigentlich gar nicht zu ihrer Klasse gehören und sie gute Gründe hätte uns abzulehnen, deswegen betreiben wir einigen Aufwand uns so zu geben wie wir es für ihre Klasse für üblich halten oder wie wir glauben, dass sie uns gerne sehen möchte (vgl. "Snobs").

Mit der Person, die wir "in Liebe verehren", ist es ein bisschen ähnlich. Während wir bei den oben genannten Klassen meist rationale Gründe finden, aus denen wir meinen, dass ein Machtgefälle besteht, so spüren wir bei der Person, in die wir verliebt sind, dass sie "Macht über unsere Emotionen" hat, selbst wenn diese Macht lediglich ein Konstrukt unserer Phantasie ist - die emotionale Wirkung spüren wir.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Kynosarges 2411

Der Besuch beim hochbetagten Freund bzw. bei seiner Feier anlässlich seines 90. Geburtstags war schön. Weil er von vielen langjährigen Freunden umgeben war, bestand für mich nicht viel Zeit, ihm persönlich zu begegnen, aber wie er die Feierlichkeit musikalisch-künstlerisch gestaltete, das war schön, zum Nachdenken anregend, auch kreativ anregend für mich dergestalt, dass ich mir überlege, bei meiner Musik gelegentlich die Sonatenhauptsatzform zugrunde zu legen. Er spielte die schwierigsten Klaviersonaten von Liszt und Beethoven. Die zwei Doppelschichten verliefen quasi wie im Flug. Wohl waren sie etwas überschattet von einem Todesfall im näheren Kreis der zu pflegenden Person, aber abgesehen davon gab es keine besonderen Vorkommnisse. Mit Einstein kam ich in Bewegung, ich lese weiterhin meine bisherige Lieblingsbiografie über ihn und schreibe darauf aufbauend erste neue Textrümpfe: "Mich interessierten drei Punkte im Besonderen an Einsteins Leben und seiner Forschung: 1. Wie fand ...

Trautes Heim 1) 12.-14. November

1) 12.-14. November  “Arschloch! Du Arschloch! Und das meine ich ernst. Das kannst Du Dir ruhig zu Herzen nehmen. Ihr seid alle Arschlöcher! Auch Thomas und Jens. - Schaaatz? Komm bitte und mach Du weiter!” Viktoria zitterte am ganzen Leib. Sie hatte Henrik, ihren Assistenten für heute, zu sich gerufen, damit er sie auf Toilette begleite. Er hatte, wie üblich und selbstverständlich, augenblicklich unterbrochen, womit er beschäftigt war - er hatte Informationen im Internet gelesen über den kürzlich neu gewählten Präsidenten der USA und die von ihm zu erwartenden Entscheidungen bezüglich internationaler Politik insbesondere für Deutschland, Ukraine und Naher Osten. Allerdings - das hatte Henrik eigentlich schon erwartet - war außer Spekulationen nicht viel in den Artikeln enthalten, denn Trump als neuer alter Präsident galt als unberechenbar und Vorhersagen hatten den Charakter von Kaffeesatzleserei. Diese Lektüre jedenfalls hatte Henrik unterbrochen, als Viktoria nach ihm gerufen ha...

Culture chauvinism and othering

I often wonder which level of education is necessary to understand that the own standards one is used to aren't more right or more justified or “naturally correct” compared to any others. I know, by nature, that state of mind comes automatically, to believe, only oneself speaks a proper language while all the others are gibberish. Many names for foreign languages came from that understanding, e.g. German, as seen from a Slavic perspective, is called “Nemetski”, referring to them as “those who have no language”, and ancient Greeks called all non-Greeks barbarians which could either refer to them as barbed=uncivilized or as people who only know how to speak “brr brr”. But even with political ideas and religion you find many who consider their own values as true and right and all the others as lies. From one's own perspective everybody considers themselves as freedom fighter, while from others’ perspective one is simply a terrorist. So how can we learn to get over with that chauvi...