Direkt zum Hauptbereich

Erkenntnis und "Schwurbler".

Ist das Zeitalter des Glaubens vorbei?
Es geht im Gegenteil immer nur um Glauben bzw. Vertrauen.
Was ist denn Wissen anderes als darauf zu vertrauen, dass diese oder jene Nachricht stimmt, wobei der Leumund des Verkünders und die vermeintlich logisch-schlüssige Argumentation das Vertrauen bestärken. Aber Dein Ich ist immer nur hier und jetzt, bzw. es schafft diese, und jedes "woanders" und "wann anders" ist auf Dein Vertrauen angewiesen.
Schon mal von Phlogiston gehört? Was könnte man daraus für heute ableiten?
Die Krux ist, dass jede Seite sich auf der Seite der Wahrheit, der Rechtschaffenheit wähnt, und jeder anderen Seite unterstellt, Irrtümern auf den Leim gegangen zu sein und/oder bewusst unlautere Ziele zu verfolgen.
Gemäß Platons Höhlengleichnis glaubt jeder Mensch, derjenige zu sein, der den Ausweg, die Wahrheit gefunden hat, während er diejenigen, die ihn vermeintlich nicht verstehen, zu den noch in der Höhle Gefangenen zählt. Das machst Du mit den "Faktenprüfern", das machen die "Faktenprüfer" mit Dir.
Descartes sagte, dass nichts so gerecht verteilt sei wie der Verstand, denn jede:r glaube, genug davon zu haben.
Und für den Dunning-Kruger-Effekt findet sich in Zeiten solchen Ringens um die vermeintlich besseren oder wahrhaftigeren[sic] Argumente ein weites Forschungsfeld.
Ich finde, am vernünftigsten können wir nur quasi agnostisch vorgehen, können Plausibilitäten folgen, sie mit dem so genannten gesunden Menschenverstand abgleichen, und ansonsten demütig auch stets uns selbstreflektierend hinterfragen, ob womöglich wir selbst Irrtümern aufgelaufen sein könnten, und was mögliche Ursachen dafür wären.
Wer meint, mit der Lanze der Erkenntnis in der Hand durch die Welt zu gehen und sich selbst den größten Verstand zu attestieren, der ist mir tatsächlich, und ich glaube, aus gutem Grund, sehr suspekt und gelegentlich sogar unsympathisch. "Schwurbler" sehe ich dann gerne so...

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Kynosarges 2501

Es ist der 20. Januar, seit Ende Dezember des vergangenen Jahres, also seit dem letzten Beitrag ist sehr viel passiert, das es mir schwer macht, es alles in ein Bild zu bekommen. Ich las den Roman "Die Vermessung der Welt" von Daniel Kehlmann, der sich abwechselnd mit Humboldts Forschungsreise und Gauss' Forschungsdenken befasst, eine lohnende Lektüre, wenn ich das sagen darf, während ich letzte Woche verreist war. Die Wahl dieser Lektüre als Reisebegleitung war ziemlich zufällig, stellte sich jedoch als ziemlicher Katalysator heraus. Ziemlich mittig im Buch, im Kapitel "der Berg", äußert sich Humboldts Begleiter Bonpland über die bisherigen Reiseerlebnisse wie folgt: "Denke er an die vergangenen Monate, so sei ihm, als habe er dutzende Leben hinter sich, alle einander ähnlich und keines wiederholenswert. Die Orinokofahrt [Expedition des Vorjahres] scheine ihm wie etwas, wovon er in Büchern gelesen habe, Neuandalusien [heutiges Venezuela] sei eine Legende a...

Sexualverhalten

In den Medien wird derzeit ein Mann kritisch beleuchtet, der sich einen Namen machen konnte als satirischer Sprücheklopfer des linken und feministischen Spektrums. Er äußerte sich, sich selbst beschuldigend, dass er sich in seinen Beziehungen oft nicht entsprechend der Maßstäbe verhalten habe, die er durch seine öffentliche Arbeit setzte, sondern mehrere seiner Partner:innen sogar schlecht behandelt habe. Zum Einen wird er nun von den Massen verrissen, die von vornherein Wokeness und Feminismus gegenüber feindlich eingestellt waren, mit einer gewissen Häme, wie man erwarten kann, wenn man jemanden von einem hohen Ross herunterzerren kann. Zum Anderen verreisst ihn auch das linke Spektrum als scheinheilig und Verräter der eigenen Werte. Dazwischen gibt es Stimmen, die fragen, welcher Mensch mit öffentlichem Vorbildcharakter privat ohne Fehler ist wie auch, warum die Gesellschaft gerne Menschen überhöht, denn letztlich sind wir doch alle Menschen und scheitern regelmäßig an unseren Schwä...

Kynosarges 2507

Sonntag Abend, 6. April, und mir kommt ein neuer Schreibimpuls. Am 1. April hatte mich die Uni tatsächlich aus dem System genommen, weil eine Überweisung wegen des Semesterbeitrags auf ihrer Seite falsch verbucht wurde. Allerdings ließ sich dies bereits am 2. erfolgreich klären und am 3. war wieder alles repariert. 2. und 3. verbrachte ich mit kleinen Ausflügen mit meiner Mutter, das herrliche Frühlingswetter bot dies an. Am zweiten dieser beiden Tage waren wir in einer schönen kleinen Bibliothek eines milliardenschweren Fabrikanten. Die ausgestellten Bücher weckten in mir einerseits einen Schreibimpuls, andererseits wuchs auch erneut mein Interesse, in die geistigen Streifzüge anderer Jahrhunderte und Jahrtausende einzutauchen und zu sehen, was Menschen jener Zeiten uns heute Wahres und Relevantes sagen können per gedanklicher Zeitreise. Am 4. dann machte ich mich auf den Weg zunächst nach Stuttgart, um eine meiner Schwestern mit ihren Kindern zu sehen - ein verhältnismäßig kurzer Bes...