Direkt zum Hauptbereich

Scham

Als Menschen gehören wir zu den Herdentieren. In unserer sozialen Organisation liegt auch tatsächlich unser Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Spezies, nicht etwa in unserer Intelligenz oder der außergewöhnlichen Schärfe unserer Sinne oder Stärke unserer Muskelkraft.
Wir verbrauchen nicht nur viel Ressourcen darauf, andere zu beurteilen, sondern auch darauf, darüber nachzudenken, wie andere möglicherweise uns beurteilen könnten. Letzteres machen - außer möglicherweise wenige andere Primaten zu einem deutlich geringeren Grad - außer uns Menschen keine anderen Lebewesen, die wir kennen.
Unser Sozialgefüge setzt uns unter Druck dazuzugehören und wir vermeiden dadurch oft, zu viel von uns selbst zu zeigen aus Angst, andere zu irritieren und dadurch an Ansehen einzubüßen. Dabei passen wir dies, nämlich unsere Scham, immer an unser jeweiliges Umfeld an: Im Beisein guter Freunde haben wir eine andere Scham als im Beisein des Vorgesetzten oder gar, wenn wir uns völlig unbeobachtet fühlen - wobei wir teilweise diese Scham auch auf Tiere übertragen und uns auch dann in gewisser Weise gehemmt fühlen, wenn uns beispielsweise unsere Katze beobachtet.
Oftmals sind diejenigen Menschen erfolgreicher, die ihre Hemmungen, ihre Scham in Teilen oder gar ganz überwinden können. Oftmals stürzen diese aber auch ins Verderben.
Scham als unser Evolutionsvorteil kann also gleichsam Fluch und Segen sein.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Kynosarges 2409

Heute, am 03. Oktober, geht es nach langer Unterbrechung abends wieder mit der Arbeit los für eine Schicht von knapp 40 Stunden. Die Zeit, die für die Donaufahrt vorgesehen war, die wegen des Hochwassers ausfiel, überwiegend mit Nichtstun bzw. stark überwiegend mit Berieselung und Social-Media-Plattformen zu verbringen, das konnte einerseits zwar Tiefenentspannung bringen, hatte andererseits aber auch ungute, lähmende Auswirkungen, auf die ich weiter unten eingehen möchte nebst auf einige Konsequenzen daraus. Ganz untätig war ich allerdings nicht, denn zum Einen habe ich tatsächlich wie geplant die Steuererklärungen erledigt und warte auf deren Ergebnis, zum Anderen habe ich eine Vereinswebseite neu aufgesetzt und etliche Texte eingepflegt. Außerdem habe ich kleinere Forschungsarbeiten zum Velo-Proa gemacht und bin im Zusammenhang damit zu einigen neuen Ideen gekommen, zusätzlich auch noch zu einigen weiteren. Außerdem habe ich mir wieder Einstein vorgenommen, u.a, durch Ermunterung ei...

Sinn des Lebens erfüllen?

Heute bewegen mich mal wieder, wie tatsächlich häufiger, Gedanken darüber, ob und wenn ja wie eine Biografie gelingt - oder scheitert - und ob und wenn ja wie dies mit dem Sinn des Lebens zusammen hängt und zu jeder Zeit im Leben, mindestens im erwachsenen, beurteilt werden kann und durch wen. Große Fragen, aber einer dem vulnerablen Narzissmus verdächtigen Person vielleicht willkommen. Den Sinn des Lebens hatte ich schon an anderer Stelle versucht zu greifen. Ein älterer Artikel dazu in diesem Blog verweist eher auf den Versuch, göttlichen Sinn zu greifen und führt hier zu weit, daher versuche ich hier aus der Erinnerung zu umreißen, was ich meine: Das Leben im Sinne von belebten Prozessen in Form von Organismen lässt sich grob dazu herunterbrechen, dass sowohl jedes einzelne Lebewesen sich selbst (Selbsterhaltung) als auch die einer bestimmten Art durch Fortpflanzung (Arterhaltung) ihre Art und damit im Prinzip das Phänomen Leben sich selbst erhält. Dies gilt bereits für einfachste p...

Kynosarges 2411

Der Besuch beim hochbetagten Freund bzw. bei seiner Feier anlässlich seines 90. Geburtstags war schön. Weil er von vielen langjährigen Freunden umgeben war, bestand für mich nicht viel Zeit, ihm persönlich zu begegnen, aber wie er die Feierlichkeit musikalisch-künstlerisch gestaltete, das war schön, zum Nachdenken anregend, auch kreativ anregend für mich dergestalt, dass ich mir überlege, bei meiner Musik gelegentlich die Sonatenhauptsatzform zugrunde zu legen. Er spielte die schwierigsten Klaviersonaten von Liszt und Beethoven. Die zwei Doppelschichten verliefen quasi wie im Flug. Wohl waren sie etwas überschattet von einem Todesfall im näheren Kreis der zu pflegenden Person, aber abgesehen davon gab es keine besonderen Vorkommnisse. Mit Einstein kam ich in Bewegung, ich lese weiterhin meine bisherige Lieblingsbiografie über ihn und schreibe darauf aufbauend erste neue Textrümpfe: "Mich interessierten drei Punkte im Besonderen an Einsteins Leben und seiner Forschung: 1. Wie fand ...