Ich kam heute etwas früher von der Arbeit, hole mir noch ein Abendessen von einem Imbiss und setze mich damit in die Stadt.
Neugierig verfolge ich aus dem Augenwinkel eine Polizeistreife zu Fuß, die zu viert durch die Stadt schlendert: Gemütlich geht sie über einen belebten Busbahnhof, hält am anderen Ende an, ein Polizist schert aus. Was hat der wohl gewittert? Aber nein, der geht nur zu einem Geldautomaten, holt sich etwas Geld, kehrt zurück. Die Streife dreht, schlendert wieder über besagten Busbahnhof und ich packe flink mein Abendessen zusammen und beschließe, ihr einfach mal hinterherzuschlendern und eine Weile zu beobachten, was sie so macht.
Die Polizeistreife macht ihren Weg in den Bahnhof, läuft an allen möglichen Leuten vorbei - da, eine Personenkontrolle. Zuerst sehe ich es von Weitem nicht, aber als ich näher komme: Die einzige dunkelhäutige Person auf dem ganzen Bahnsteig wurde gerade von dieser Polizeistreife kontrolliert, die nun durch die Unterführung unter den Bahnhof weiterschlendert - ich folge ihr. Nächste Personenkontrolle: Nordafrikanisch/Arabisch aussehende Person, inmitten vieler anderer "weißer", deutsch aussehender Menschen.
Inzwischen ging ich an der Streife vorbei, traf ein paar Meter weiter einen Bekannten und unterhalte mich mit ihm, die Polizei kommt an uns vorbei und stoppt als nächstes einen augenscheinlich Obdachlosen, der auf flinkem Weg zur Bahn unterwegs ist, und niemanden sonst, sondern geht dann noch in einem Supermarkt einkaufen, der sich im Untergeschoss des Bahnhofs befindet.
Das hat mich nur etwa 10-15 Minuten gekostet. Einfach mal selbst machen, nicht zu offensichtlich, aber für eine Zeit das Tun der Polizeistreifen beobachten. Es ist echt krass, da kann niemand leugnen, dass das überdeutlich nach Racial Profiling aussieht.
In den sozialen Medien erzähle ich von dieser Sache.
Gleichzeitig erfahre ich von einer weiteren:
Ein Kind, 13 Jahre, mit dunkler Hautfarbe wird abends aus der Bahn geworfen, weil es den zu seinem Schülerticket nötigen Schülerausweis nur digital auf dem Smartphone hat, dessen Akku leer ist, weil die zubegleitende Person es unglaubwürdig findet, dass das so aussehende Kind einen "deutschen" Namen hat. Die herbeigerufene Polizei nimmt das Kind auf die Wache, findet schließlich nach Laden des Akkus heraus, dass das Kind den Ausweis tatsächlich auf dem Smartphone hat, und bringt es noch später am Abend zurück zum Bahnhof um es dort sich selbst zu überlassen.
Auf meine Unterstellung von "Racial Profiling" wird mir geantwortet, dass die Polizei nur nach Statistik gehe und dass zB bei Krawallen in Stuttgart 80% Menschen mit Migrationshintergrund beteiligt gewesen seien.
Allerdings bin ich klar der Ansicht, dass "einen Migrationshintergrund zu haben" außer genau das, nämlich dass die Vorfahren migriert sind, nichts über eine Person aussagen dürfte, weil das Individualität auf menschenverachtende Weise negiert.
"Menschen mit Migrationshintergrund" ist ja auch nur eine Art zu sagen "die sind keine von uns". Der Mensch möchte aber gerne irgendwo Anschluss finden. Wenn der verwehrt wird und der Mensch immer weiter mit Othering konfrontiert wird bei gleichzeitiger Forderung sich zu integrieren, was in seinem unmittelbaren Widerspruch meist nicht einmal erkannt wird, ist wenig verwunderlich, dass dies zu Frust und Ärger führen wird. Außerdem: "80% hatten Migrationshintergrund, daher ist es nur richtig, dass die Polizei "solche" kontrolliert" - und 90-95% trugen Jeans und/oder Turnschuhe. Aber die Polizei kontolliert nicht gezielt Turnschuh- und/oder Jeansträger, oder Menschen mit dem Merkmal "kurze Haare", die bestimmt auch statistisch häufiger durch Gewalt und Kriminalität auffallen. Warum nicht? Es ist einfach das, was es ist: eine dem Rassismuss zuzuordnende Art Menschen zu diskriminieren und zu schikanieren und sie spüren zu lassen, dass man sie pauschal für schlechter hält.
...und wer einen Migrationshintergrund aus, sagen wir, Norwegen, Frankreich, Japan oder Kanada hat, wird ja auch nicht verstärkt kontrolliert. Es bleibt immer wieder am Rassismus und damit verbundenen Erwartungshaltungen an Menschen, die man in dieses Raster presst, hängen.
Was die Chancen erhöht, dass jemand gewalttätig/kriminell wird:
- zu geringe sozioökonomische Teilhabe in Form von
- - Mangel in Nahrung und anderen notwendigen Ressourcen
- - Mangel in Obdach und anderer Sicherheit
- - Mangel in Bildung und Perspektiven
- Erfahrung von Traumata
- Psychopathie und vergleichbare Persönlichkeitsstörungen
- Männlichkeit bzw. höherer Testosteronanteil
Was damit nichts tun hat:
- Herkunft und Ethnie
- Religion und Weltanschauung
- Aussehen und Kleidungsstil
- Gender und sexuelle Orientierung (abgesehen von möglicherweise höherem Testosteronanteil)
Um Gewalt und Kriminalität zu vermeiden, kann man
- durch entsprechende Gegengewalt im Sinne eines Gleichgewichts des Schreckens z.B. durch Polizei agieren, nicht besonders nachhaltig, aber möglichweise für akute Fälle nötig, oder
- durch Beseitigung der Mängel und Schutz vor Traumata möglicherweise nachhaltiger etwas erreichen.
Neugierig verfolge ich aus dem Augenwinkel eine Polizeistreife zu Fuß, die zu viert durch die Stadt schlendert: Gemütlich geht sie über einen belebten Busbahnhof, hält am anderen Ende an, ein Polizist schert aus. Was hat der wohl gewittert? Aber nein, der geht nur zu einem Geldautomaten, holt sich etwas Geld, kehrt zurück. Die Streife dreht, schlendert wieder über besagten Busbahnhof und ich packe flink mein Abendessen zusammen und beschließe, ihr einfach mal hinterherzuschlendern und eine Weile zu beobachten, was sie so macht.
Die Polizeistreife macht ihren Weg in den Bahnhof, läuft an allen möglichen Leuten vorbei - da, eine Personenkontrolle. Zuerst sehe ich es von Weitem nicht, aber als ich näher komme: Die einzige dunkelhäutige Person auf dem ganzen Bahnsteig wurde gerade von dieser Polizeistreife kontrolliert, die nun durch die Unterführung unter den Bahnhof weiterschlendert - ich folge ihr. Nächste Personenkontrolle: Nordafrikanisch/Arabisch aussehende Person, inmitten vieler anderer "weißer", deutsch aussehender Menschen.
Inzwischen ging ich an der Streife vorbei, traf ein paar Meter weiter einen Bekannten und unterhalte mich mit ihm, die Polizei kommt an uns vorbei und stoppt als nächstes einen augenscheinlich Obdachlosen, der auf flinkem Weg zur Bahn unterwegs ist, und niemanden sonst, sondern geht dann noch in einem Supermarkt einkaufen, der sich im Untergeschoss des Bahnhofs befindet.
Das hat mich nur etwa 10-15 Minuten gekostet. Einfach mal selbst machen, nicht zu offensichtlich, aber für eine Zeit das Tun der Polizeistreifen beobachten. Es ist echt krass, da kann niemand leugnen, dass das überdeutlich nach Racial Profiling aussieht.
In den sozialen Medien erzähle ich von dieser Sache.
Gleichzeitig erfahre ich von einer weiteren:
Ein Kind, 13 Jahre, mit dunkler Hautfarbe wird abends aus der Bahn geworfen, weil es den zu seinem Schülerticket nötigen Schülerausweis nur digital auf dem Smartphone hat, dessen Akku leer ist, weil die zubegleitende Person es unglaubwürdig findet, dass das so aussehende Kind einen "deutschen" Namen hat. Die herbeigerufene Polizei nimmt das Kind auf die Wache, findet schließlich nach Laden des Akkus heraus, dass das Kind den Ausweis tatsächlich auf dem Smartphone hat, und bringt es noch später am Abend zurück zum Bahnhof um es dort sich selbst zu überlassen.
Auf meine Unterstellung von "Racial Profiling" wird mir geantwortet, dass die Polizei nur nach Statistik gehe und dass zB bei Krawallen in Stuttgart 80% Menschen mit Migrationshintergrund beteiligt gewesen seien.
Allerdings bin ich klar der Ansicht, dass "einen Migrationshintergrund zu haben" außer genau das, nämlich dass die Vorfahren migriert sind, nichts über eine Person aussagen dürfte, weil das Individualität auf menschenverachtende Weise negiert.
"Menschen mit Migrationshintergrund" ist ja auch nur eine Art zu sagen "die sind keine von uns". Der Mensch möchte aber gerne irgendwo Anschluss finden. Wenn der verwehrt wird und der Mensch immer weiter mit Othering konfrontiert wird bei gleichzeitiger Forderung sich zu integrieren, was in seinem unmittelbaren Widerspruch meist nicht einmal erkannt wird, ist wenig verwunderlich, dass dies zu Frust und Ärger führen wird. Außerdem: "80% hatten Migrationshintergrund, daher ist es nur richtig, dass die Polizei "solche" kontrolliert" - und 90-95% trugen Jeans und/oder Turnschuhe. Aber die Polizei kontolliert nicht gezielt Turnschuh- und/oder Jeansträger, oder Menschen mit dem Merkmal "kurze Haare", die bestimmt auch statistisch häufiger durch Gewalt und Kriminalität auffallen. Warum nicht? Es ist einfach das, was es ist: eine dem Rassismuss zuzuordnende Art Menschen zu diskriminieren und zu schikanieren und sie spüren zu lassen, dass man sie pauschal für schlechter hält.
...und wer einen Migrationshintergrund aus, sagen wir, Norwegen, Frankreich, Japan oder Kanada hat, wird ja auch nicht verstärkt kontrolliert. Es bleibt immer wieder am Rassismus und damit verbundenen Erwartungshaltungen an Menschen, die man in dieses Raster presst, hängen.
Was die Chancen erhöht, dass jemand gewalttätig/kriminell wird:
- zu geringe sozioökonomische Teilhabe in Form von
- - Mangel in Nahrung und anderen notwendigen Ressourcen
- - Mangel in Obdach und anderer Sicherheit
- - Mangel in Bildung und Perspektiven
- Erfahrung von Traumata
- Psychopathie und vergleichbare Persönlichkeitsstörungen
- Männlichkeit bzw. höherer Testosteronanteil
Was damit nichts tun hat:
- Herkunft und Ethnie
- Religion und Weltanschauung
- Aussehen und Kleidungsstil
- Gender und sexuelle Orientierung (abgesehen von möglicherweise höherem Testosteronanteil)
Um Gewalt und Kriminalität zu vermeiden, kann man
- durch entsprechende Gegengewalt im Sinne eines Gleichgewichts des Schreckens z.B. durch Polizei agieren, nicht besonders nachhaltig, aber möglichweise für akute Fälle nötig, oder
- durch Beseitigung der Mängel und Schutz vor Traumata möglicherweise nachhaltiger etwas erreichen.
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