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Kleinstlebewesen in und um uns

"Würden alle Viren und Bakterien aus unserem Körper entfernt, würden wir nur sehr kurz überleben", schreibt ein Bekannter in einem sozialen Netzwerk.

Wie kommt er darauf?
Ich meine, klar ist das so, bei Bakterien, da viele von denen unseren Stoffwechsel tatkräftig unterstützen - man denke an unsere Darmflora.
Aber bei Viren?
Inwiefern nützen sie uns?
Viren verstoffwechseln nichts. Sie docken an Zellen an und stören deren inneren Ablauf derart, dass die Zelle alle ihre bisherigen Aufgaben fallen lässt und all ihre Energie und Ressourcen dafür verwendet unzählige Kopien des ursprünglichen Virus' anzufertigen und dann zu sterben und die Viren-Kopien auszuschütten.
Inwiefern kann dies als nützlich betrachtet werden?
Der einzige Nutzen könnte lediglich darin liegen, dass einige Viren womöglich einige uns schadende Bakterien angreifen.

Er verweist auf ein spannendes Buch zum Thema: "Viren: Supermacht des Lebens" von der emeritierten Virologie-Professorin Karin Mölling.
Auf dem Buchrücken heißt es:
Corona, AIDS und Ebola: Wir kennen Viren vor allem als Krankmacher. Die meisten Viren aber sind nicht unsere Feinde. Die bekannte Viren- und Krebsforscherin Karin Mölling weiß Erstaunliches aus der Welt der Viren zu berichten. Viren sind allgegenwärtig in den Ozeanen, unserer Umwelt, in Tieren, Pflanzen, Bakterien, in unserem Körper, ja selbst in unserem Erbgut, sie beeinflussen unser Wetter, können zur Kontrolle des Übergewichts beitragen und lassen sich sogar gegen bedrohliche multiresistente Bakterien einsetzen. Die Geschichte der Viren begann vor mehr als 3,5 Milliarden Jahren in der Morgenstunde des Lebens, als es noch nicht einmal Zellen gab. Sie sind eine Supermacht.

Das mit den Bakteriophagen für die Bekämpfung von multiresistenten Bakterien behandelt ein Video, das ich in meiner vorherigen Antwort verlinkt hatte.
Bakteriophagen sind es wohl auch, die man bevorzugt für CRISPR/Genschere heranzieht.

Wir müssen vielleicht annehmen, dass es mindestens drei grundverschiedene physische Lebenswelten in eng verzahnter Interaktion gibt, nämlich zum Einen die der Eukaryoten, Zellen mit vielfältigen Entfaltungsmöglichkeiten, weil ihr Energiehaushalt durch Mitochondrien bereitgestellt wird, das sind eigenständige Strukturen mit eigener DNA und eigener Zellteilung innerhalb der Hauptzelle. Zur Familie der Eukaryoten gehören viele Einzeller und insbesondere alle mehrzelligen Organismen wie Pflanzen, Tiere und natürlich auch der Mensch. Nicht nur durch mehrzellige Kleinstlebewesen in uns wie Milben usw., einzellige wie Bakterien und sich fortpflanzende nicht-lebendige Strukturen wie Viren haben wir mehr Fremd-DNA als Eigen-DNA in uns, nein, auch durch die Mitochondrien in unseren eigenen Zellen haben wir "Fremd-DNA" in uns. Interessant ist auch, weil die Mitochondrien nicht in der Spermazelle väterlicherseits, sondern nur in der wesentlich größeren Eizelle mütterlicherseits vorkommen und weitergegeben werden, dass wir über sie ziemlich weit reichende Erblinien der Mütter nachvollziehen können wie zB den Umstand, dass vorkolonialistisch alle Menschen außerhalb Afrikas, von Peking bis Lissabon, von Alaska bis Feuerland, wohl mehr oder weniger auf ca. 20 Mütter zurückgehen, die mit ihrer Sippe in vorhistorischer Zeit aus Afrika kommend am Sinai vorbei die restliche Welt bevölkerten, während gleichzeitig die Vielfalt der Mitochondrien-DNA innerhalb eines kleinen Dorfes in Afrika viel größer sein kann. Man sagt, dass Mitochondrien ursprünglich zur nächsten Lebenswelt gehört haben könnten, nämlich zu der der Prokaryoten.
Prokaryoten sind im Prinzip auch Einzeller, verfügen über eigene DNA, betreiben Stoffwechsel, sind aber deutlich kleiner als Eukaryoten und üblicherweise einfach nur rund, weil sie keine Mitochondrien haben und ihr Stoffwechsel alle Energie verbraucht, dass mehr Ausgestaltung und Größe nicht möglich ist. Dafür gibt es sie in so großer Varianz, was ihren Stoffwechsel und ihre Lebensräume angeht, dass es zumindest auf der Erde bislang kaum Orte gibt, an denen sie nicht vorkommen. Natürlich leben sie in großer Zahl in und um alle mehrzelligen Organismen, aber auch in für unser Verständnis lebensfeindlichen Umgebungen großer Kälte, Hitze oder anderer chemischer oder Strahlenbelastung. Manche meinen sogar, und ich schließe mich dieser Meinung an, dass sie der Grund sind warum es Menschen nicht möglich sein würde restlos alles Leben zu vernichten, denn selbst bei Zündung aller verfügbarer Bomben zum Zweck mehrerer großer Vulkaneruptionen oder gar des Zerstückelns des gesamten Erdkörpers, was wohl den Tod alles eukariotischen Lebens zur Folge hätte, gäbe es gewiss noch viele biologische Nischen, in denen bestimmte Prokaryoten gut gedeihen könnten. Eine weitere Lebenswelt, so möchte ich das bezeichnen, auch wenn die Mehrheit der Wissenschaftler*innen ihnen kein eigentliches Leben zuschreibt, ist die der Viren. Und indem ich dies schreibe, muss ich schon zweifeln, weil es vielleicht sein kann, dass es in der Welt der Viren Unterschiede geben könnte wie zwischen Eukaryoten und Prokaryoten - mir ist dies tatsächlich viel zu wenig bekannt - und ich quasi taxonomisch falsch wie zwischen Eseln und Vögeln oder Heuschrecken und Fischen vergleiche. Phagen sind im oben genannten Video gut beschrieben, Coronaviren sind uns durch die Ereignisse der letzten Monate wohl halbwegs bekannt, sehr viel mehr weiß ich bislang eigentlich nicht, darum habe ich ein bisschen recherchiert und viel Spannendes gefunden:
Wenngleich vieles noch Theorie ist, deutet vieles darauf hin, dass sich Bakterien und Viren gemeinsam entwickelt haben, und während die einen einen Weg fanden "zu leben", was einfach bedeutet, eine innere Organisation selbstständig aufrecht zu erhalten, fanden die anderen einen Weg sich diesen Selbstorganisationsprozess der einen für sich zunutze zu machen. Man geht davon aus, dass Bakterien und Viren/Viroide zu etwa gleichen Teilen und "symbionthisch" (sie "bekriegen" sich eher) in nahezu allen Bereichen der Welt vorkommen und dass Viren, indem sie Bakterien töten, aus den Bakterienresten wieder die Grundsubstanzen werden lassen, durch die weitere Bakterien verstoffwechselnd und zellteilend entstehen können.
Dieses Hin und Her besteht seit wahrscheinlich Milliarden von Jahren, ist wechselseitig ziemlich mutationsanfällig/-freudig und steht im Verdacht, sich an das makroskopische Leben der Eukarioten und damit auch an unsereins sehr gut anpassen zu können und uns damit auch ziemlich zu beeinflussen. Tatsächlich scheinen unsere Körperzellen u.a. auch davon zu leben, dass Viren Bakterien (und manchmal auch unsere Zellen) angreifen und somit für neue Stoffwechselsubstanzen sorgen.
Ich stöbere noch weiter in dieser Thematik und bin erstaunt, was man da noch alles herausfinden kann.

Wenn Materie gewissermaßen "geronnener Geist" sein soll, welche Rückschlüsse auf das Geistige lassen diese materiellen Vorgänge zu?

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