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Kynosarges 2533

Zwei Wochen sind vergangen, vieles ist passiert, wovon am positivsten vielleicht steht, dass ich mit der Velo-Proa einen signifikanten Schritt weiter gekommen bin, und am negativsten, dass mein ehemaliger Langzeitgast zumindest den Anschein nach wieder bei mir eingezogen ist, doch unten mehr dazu. 
Heute ist Dienstag, der 02. Dezember, draußen ist es trüb und kalt, ich habe offiziell Urlaub, bin zuhause und mache nicht viel, außer neben einigen Videos zu schauen mich gedanklich mit einem neuen Ansatz bzw. einer Ergänzung zu beschäftigen zu dem Ansatz, einen Sehnsuchtsweg zum Wahren, Guten und Richtigen zu finden, aber auch dazu unten mehr. 
Beim letzten Blogeintrag hörte es damit auf, dass ich aufgrund eines Schlüssels, der mir in den Schlitz zwischen Aufzug und seinem Schacht gefallen war, böse Vorwürfe, vielleicht sogar Hass von Seiten der Klientin entgegen  gebracht wurden. Schon am Folgetag, am Dienstag, 18. November, wendete sich das Blatt durch mehrere Fügungen. Schon am Morgen hatte ich bei der Hausverwaltung erfahren, dass der Hausmeister den Schlüssel aus dem Schacht würde holen können, und dann sogar ohne Gebühren, das sorgte für eine erste Entspannung bei ihr, als nächstes stellte sich heraus, dass wegen immenser Zugverspätung ein Kollege nicht zu meiner Ablösung kommen konnte, weswegen ich bereitwillig einsprang und seine Schicht mit einer meiner späteren tauschte, was weiterhin zur Entspannung beitrug. Im Laufe des Tages, weil nun ich ja da war, wendete sie ihren restlichen Ärger gegen ihren durch seine Arbeit abwesenden Partner, der ja angeblich durch seine aggressive Sprache die Situation mit dem Schlüssel verschlimmert habe, als sie selbst sich eigentlich längst schon beruhigen wollte - tatsächlich war er derjenige, zumindest als ich dabei war, der stets meinte, das ist kein Problem, das sich nicht bald und einfach lösen lässt, während sie in ihrem Ärger verharrte, aber nun ja, sie hat nun diese Erinnerung für sich manifestiert - und ich versuchte behutsam und diplomatisch sowohl sie zu bestätigen als auch ihren Partner in ein besseres Licht zu rücken und die Verantwortung auf mich zu nehmen, was ich mir angesichts ihrer Entspannung erlauben zu können glaubte. Am Nachmittag war der Schlüssel unentgeltlich durch die Aufzugfirma wieder zurückgegeben und alles löste sich in Wohlgefallen auf. Ihre Mutter zeigte sich zudem am Telefon solidarisch, indem sie von eigenen Schlüsselproblemen aus jüngster Zeit erzählte. Jedenfalls gingen wir am Mittwoch Morgen harmonisch in guter Stimmung auseinander. Am Abend machte ich noch eine Essensverteilung und verpasste dabei eine Helferaktion beim alternativen Zentrum in meiner Nachbarschaft, nämlich nach einem Konzert Stühle usw. aufzuräumen - es wird kein Weltuntergang gewesen sein. 
Am Donnerstag, 20. November, war ich schon wieder bei ihr, diesmal wieder offiziell und diesmal auch zum letzten Mal vor der Weihnachtsreise, da ich den Dienst der Folgewoche mit dem Kollegen getauscht hatte, der wegen der Bahn nicht kommen konnte. Obwohl nur einen Tag abwesend, war inzwischen so viel passiert für sie, dass sie mein Wiederkommen als heilsame Stütze empfand: Im angebauten Nachbarhaus hatte es am vorigen Abend in der Tiefgarage gebrannt, alle Bewohner wurden evakuiert, darunter mehrere Menschen mit Behinderung. In ihrem Gebäudeteil war es gerade so noch erträglich mit Rauchentwicklung, dass sie der Auflage, die Fenster und Türen geschlossen zu halten, bleiben konnte; weil die Maßnahmen der Feuerwehr bis weit nach Mitternacht dauerten, hatte sie nur eine kurze Nacht gehabt. Über die Jahre, und insbesondere in den letzten Wochen und Monaten hatte ich immer mehr gelernt, ihre Launen mit Freundlichkeit ausgleichen, denn sie kann nicht anders und überblickt es auch nicht. Dadurch habe ich nun immer öfter schöne Dienste trotz kleiner Missverständnisse. Sie benutzt ihr "Personal", von außen betrachtet, öfter mehr als Lakai und Fußabtreter, teils wohl aus Mangel an anderen Möglichkeiten, und ich lasse dies zu, soweit meine Resilienz dies mir erlaubt. Wahrscheinlich kommt meine Resilienz öfter an ihre Grenzen, wenn ich das Arbeitsklima als toxisch bezeichne, aber insgesamt schule ich dabei ja meine Geduld, meine Toleranz und mein Verständnis von menschlichen Eigenarten, die ich nach wie vor schnell beurteile, dann aber doch immer öfter aus der Urteils-Sphäre in eine der natürlichen Merkmale und Tatsachen sortiere und das Urteilen herausnehme. Das klingt vielleicht viel nach Eigenlob, aber tatsächlich bin ich ja schon sechs Jahre bei dieser Arbeit und es ist ja nur verständlich, nach einer solchen Zeit eine gewisse Entwicklung und Professionalität zu bekommen - das würde bei jedem anderen Beruf auch passieren. 
Während meiner Arbeit hatte sich online ergeben, dass für das Wochenende eine Couchsurferin zu mir kommen würde. Mit der traf ich mich Freitag am Nachmittag in Köln und besuchte mit ihr mehrere Weihnachtsmärkte über die ganze Stadt verteilt bis in den späten Abend. Samstag besuchten wir meine Stadt einschließlich Weihnachtsmarkt, dann machte sie sich allein auf nach Düsseldorf für eine Stadtbesichtigung, während ich zur Schule meines Kindes ging, wo ein kleiner Basar stattfand. Für den Abend wollte ich mich mit meiner Klientin auf einem Mittelalter-Weihnachtsmarkt treffen - sie kam dorthin mit Partner, Kollege und Hund - und die Couchsurferin war interessiert, mitzukommen. Als ich allerdings abends dort ankam, war in etwa der gleichen Zeit die Klientin, nachdem sie seit dem Nachmittag da war, schon wieder auf dem Nachhauseweg, während die Couchsurferin von Düsseldorf aus noch in verspäteten Zügen festsaß; dementsprechend war ich einige Zeit erstmal alleine dort und freute mich an diversen Gaukler-Darbietungen mit Feuer und Musik. Schließlich besuchten wir die verschiedenen Stände zu zweit und machten uns nach etwa einer Stunde inzwischen spät abends wieder auf den Weg zu mir. Sonntag dann machte sie sich wieder auf zu sich, allerdings, als Australierin, nicht nach Australien, auch nicht nach Irland, wo sie seit Band drei Jahren schon arbeitete, sondern in die Niederlande, wo sie für diverse Projekte in der Biochemie eingesetzt war. 
Zu meinem Ingenieur-Freund meinte ich bereits die Tage, dass ich nun unerwartet bis zum Wochenende frei sei, ob er eine Idee hätte, was ich tun könnte - ich dachte da eher an eine kleine Reise, an Gedankenaustausch mit ihm usw. Er schlug vor, ich solle alle meine Flaschen, Netze und sonstige Materialien einpacken und mich zu ihm auf den Weg machen, auch mit der Aussicht, dort zu übernachten. Mir gefiel die Idee unmittelbar, dennoch war ich am Sonntag, inzwischen 23. November, noch sehr träge bis in den Abend und verschob das auf Montag. 
Montag allerdings - ich hatte schon einiges für dieses Projekt bereitgelegt - klingelte es an meiner Haustür: Mein ehemaliger Langzeitgast kam frierend herein, wollte mit seinen Eltern telefonieren, die ihn schließlich erfolgreich dazu überreden konnten, dass er nach Indien zurückkommt, und die daraufhin mich zu überreden versuchten, ihn für zwei Tage bei mir schlafen und packen zu lassen, bis sie für ihn ein Flugticket organisiert haben würden. Ich ließ mich nach einigen Hin und Her und in Rücksprache mit dem Ingenieur-Freund breitschlagen und einiges von dem Stress, den ich früher schon durch ihn hatte, stellte sich unmittelbar wieder ein, als er direkt nach Geld und sonstigen Zuwendungen fragte. Angesichts des Rückflugs war allerdings sein Pass noch bei der Ausländerbehörde. Er wollte sich Dienstag darum kümmern, konnte ihn aber nicht bekommen, ging nachmittags noch einmal weg, angeblich um Medizin zu besorgen, und kam erstmal nicht mehr. Ich war einerseits froh, dass er nicht kam, aber auch etwas verwundert über seine fast kindliche Hilflosigkeit, mich nicht erreichen, nicht einmal mir eine handschriftliche Nachricht im Briefkasten hinterlassen zu können oder nicht auf die Idee zu kommen, wo er überall in der Stadt kopieren, E-Mails lesen und schreiben könnte etc., und dazu gleichzeitig dieses stetige Anspruchsdenken zu haben, dass ich ihm schon alles erklären und bereitmachen werde, oder seine Eltern oder wer auch immer. So richtig Verantwortung für sich selbst schien er nicht übernehmen zu können. 
Am Dienstag Abend war ich noch einmal Essen verteilen und konnte auf dem Weg dorthin in Erfahrung bringen, wo und wann sich ein alternatives Zentrum, mit dem ich früher öfter involviert war, vom Stadtrand wieder Richtung Innenstadt umzog und mit dem ich in Zukunft wieder mehr zu machen hoffte. Am späten Abend danach kam er immer noch nicht.
Am nächsten Tag, Mittwoch, 26. November, ging ich vormittags zu meiner Klientin, um sie in meiner Freizeit unentgeltlich zu einer Arztpraxis nebst Weihnachtsmarktbesuch und spätem Frühstück zu fahren - ich war einer von wenigen, die eine offizielle Erlaubnis hatten, ihr Fahrzeug zu fahren. Als ich am Nachmittag zurückkam, war immer noch keine Spur von ihm. Ich wollte also nicht mehr länger warten, packte meine Materialien zusammen und wollte mit meinem Auto losfahren - es war aber kein Auto mehr da! In der Nähe fand ich eine Polizeistreife, bei der erfuhr ich, dass es aufgrund einer Baustelle, für die es im Weg stand, von der Stadt abgeschleppt worden war. Ich erfuhr den Standort, zu dem es gebracht worden war, und konnte noch für den Abend einen Abholtermin vereinbaren. Ich erinnerte mich, schon vor Tagen eine Beschilderung wegen einer kommenden Baustelle gesehen zu haben, hatte dieser aber keine größere Notiz geschenkt, sie mich nicht betreffend interpretiert, und hatte nun den Salat. Ich machte mich auf, den Wagen zu holen, musste aber noch einmal zu mir zurück, um den Autoschlüssel zu holen, aber schließlich lief alles glimpflich, ich konnte die Materialien einpacken und noch am Abend zum Ingenieur-Freund fahren. 
Nach einem gemeinsamen Abendessen gingen wir verschiedene Pläne durch und machten uns dann an die Arbeit. Ein erster Versuch schlug fehl, aber schließlich fanden wir eine Vorgehensweise, die zwar umständlich war, aber zum Ziel führen konnte. Ich nähte mit einem Stock, der schließlich zu einem Weberschiffchen wurde, zwei Lagen Netz in gleichmäßigen Bahnen zusammen und hatte so mehrere miteinander verbundene Netzschläuche, in die ich die Flaschen füllte. Für diesen Prototypen arbeiteten wir noch nicht derart in Segment-Bauweise, wie ich es für mein finales Projekt vorgesehen hatte, sondern machten für eine Art Kanu die rechte und linke Hälfte, die ich Donnerstag Abend wieder zu mir nach Hause nahm und Freitag, inzwischen 28. November, bei mir miteinander zu einen Kanu zusammennähte, das erstaunlich stabil wurde. Indem ich hier darüber schreibe, kommt mir noch die Idee, dass ich im Unterwasserteil des Bootes weiterhin in dieser Art arbeiten, also einen von vorne bis hinten durgehend stabilen Rumpf aus einem Stück bauen, und erst für die Seiten über Wasser die Wände in trennbarer Segment-Bauweise aneinander fügen würde, so dass ich dort pro Segment zB eine Wochenration an Wasser und Essen usw. unterbringen kann, und diese dann nach und nach durchtausche. Gleichzeitig würde meine Akku-Flasche wohl unabhängig davon untergebracht werden, vielleicht in Bug und Heck, genauso wie andere Materialien, die ich in einmaliger Ausführung und möglicherweise dauerhaft brauche. Außerdem konnte ich mich mit ihm von der Notwendigkeit einer Standbohrmaschine an Bord verabschieden - die würde ich mir eher an Land bzw. an der Küste bez Bedarf einrichten - Standbohrmaschine soll hier stehen für eine Apparatur, die durch Fahrradpedale angetrieben einen Generator, eine Schiffsschraube oder eben eine Vorrichtung wie eine Bohrmaschine etc. betreiben kann. Ich hatte zwar gleichzeitig eine Idee, wie ich das Fahrrad an Bord stabil in Betrieb nehmen kann, nämlich am Mast aufgehängt, und hatte auch Ideen, die wohl insgesamt drei Fahrräder an Bord in wasserdichten Hüllen unter den Mittelsteg zu hängen und diesen dadurch zusätzlich zu stabilisieren, aber in einer Flaute und im Hafen genügt ein Paddel und bei Dunkelflaute kann ich auch von Hand Strom generieren - allerdings, wenn ich ohnehin einen Windgenerator an Bord habe, was ich für plausibel halte, ließe sich der dennoch besser, schneller, per Fahrrad antreiben. Nun ja, ich behalte es mal im Hinterkopf. Doch während ich segle, werde ich das Fahrrad sicherlich nicht aufstellen, bohren, mahlen usw., sondern normalerweise in einer ruhigen Bucht oder aber, wenn dringend erforderlich, bei einer Flaute mitten auf dem Ozean. Und mir kam zudem noch eine Idee, wie ich in sich selbst verspannend sowohl Tarp als auch Hängematte ins Kanu hängen kann. Das muss natürlich auch noch erprobt werden. Aber als nächstes würde ich aus Zeltbahn eine Hülle für den aktuellen Prototypen nähen, weitestgehend, aber nicht zwangsläufig 100%, wasserdicht; auch hier stellt sich mir in diesem Moment die Frage, ob ich nicht den Unterwasserteil komplett in Zeltbahn einpacken soll und den segmentierten Überwasserteil getrennt davon. Und bog zuletzt braucht das Kanu in alleiniger Anwendung wohl noch rechts und links Auswölbungen aus weiteren Flaschennetzen, die das Kentern verhindern oder zumindest erschweren, denn ohne Kiel etc. rollt das Kanu wahrscheinlich allen seitlichen Bewegungen hinterher.
Am Nachmittag holte ich mein Kind von der Schule ab, um fürs Wochenende zum Boot zu fahren und eine baldige Untiefe im Kanal umgehen zu können. Mit den Kanalbetreiber:innen hatte ich deswegen schon kommuniziert und sie hatten mir zugesichert, dass für Samstag der Kanalabschnitt noch tief genug sei bzw. dass sie für mich für meine Durchfahrt Wasser einlassen würden. Kind und ich machten uns also auf. Schon in Koblenz gab es etwas Verspätung, so dass der Anschluss nach Luxembourg weg warb und wir den nächsten in einer Stunde hätten nehmen müssen, allerdings die letzte Option, um dann noch in Frankreich von Nancy aus rechtzeitig zum Boot kommen zu können. Wir nahmen in Koblenz sicherheitshalber schon mal einen Zwischenzug bis Trier, um dort den Zug nach Luxembourg nehmen zu können, allerdings verspätete sich dieser dann so sehr, dass der Anschluss nach Nancy verpasst wurde und damit in Nancy auch der Anschluss zum Boot. Wir hätten also irgendwo unterwegs, zB in Nancy, die Nacht verbringen müssen, und alles nur, um ein paar Kilometer mit dem Boot fahren zu können, etwas über Epinal hinaus maximal, wo dann ohnehin der Kanal bis Mitte Februar geschlossen sein würde. Wir beschlossen also kurzfristig, wieder zurück zu fahren und uns ein schönes Wochenende bei mir zu machen. Recht spät kamen wir bei mir an, aßen und spielten und gingen schlafen. 
Am nächsten Morgen gingen wir in die Bibliothek, fanden ein interessantes neues Spiel, das wir mitnahmen, gingen am Nachmittag zur Eislaufbahn, damit mein Kind dort Schlittschuhlaufen konnte, zum ersten Mal im Leben und dank der Erfahrung mit Inlineskating trotzdem auf Anhieb ziemlich sicher. Währenddessen kam ein Couchsurfer zu uns, ein Ukrainer, LKW-Fahrer, der nicht unbedingt eine Übernachtungsmöglichkeit brauchte, da er in seinem LKW schlafen konnte - meine Couch und mein Wohnzimmer waren noch sehr unappetitlich durch den Kram meines ehemaligen Langzeitgastes belegt. Mit dem Ukrainer spazierten wir noch etwas durch die Stadt und gingen abends erneut zum Mittelalter-Weihnachtsmarkt, bis er uns verließ und wir kurz darauf auch wieder nach Hause gingen. In der Bahn nach Hause begegnete mir plötzlich mein ehemaliger Langzeitgast und sagte, er sei bei einem Freund untergekommen, seinen Pass würde nicht er bekommen, sondern der würde ihm quasi erst im Flug nach Hause ausgehändigt und das würde durchaus noch zehn Tage dauern. Was auch immer, dachte ich, schirmte mein Kind von ihm ab und ließ ihn stehen. Trotzdem gab ich die Informationen seinen Eltern weiter. 
Sonntag blieben mein Kind und ich zuhause und spielten der Reihe nach mehrere Spiele durch, bis abends die Mutter mit ihrem Partner kam um es abzuholen.
Montag, inzwischen 01. Dezember, blieb ich den ganzen Tag faul zuhause, meistens im Bett - ich hatte seit dem Wochenende immer wieder latente, leichte Migräne-Episoden; nur abends machte ich mich auf für eine Essensverteilung. Etwas beschäftigte mich, dass es am Wochenende zu Auseinandersetzungen mit der Polizei kam, als Demokraten gegen eine Veranstaltung der Rechtsextremen demonstrieren wollten. Mir machte zu schaffen, dass der Exekutivapparat nicht etwa die Moral und Demokratie, sondern vor allem die Interessen konservatover Eliten schützt. Als im vorigen Jahr Landwirte teils mit massivem Aktionen demonstrierten, ging die Polizei nicht ansatzweise so brutal dagegen vor wie am Wochenende gegen friedliche Demokraten. Vor hundert Jahren suchte das Großkapital schon einmal den Schulterschluss mit den Rechtsextremen - was daraus wurde, wissen wir. Es braut sich schon seit Jahren erneut eine gefährliche Mischung zusammen, vor der das Ausland, auch rechtskonservative Kräfte dort, inzwischen ausdrücklich warnt. Gleichzeitig baut sich Deutschland wieder eine sehr schlagkräftige Armee auf...
Mir kam die Tage u.a. wegen der zuvor genannten Situationen nach und nach eine Vision, die sich erst am Dienstag dann, also heute, zu einem Gesamtbild formte: Schon im Vorfeld des Besuchs bei meiem Ingenieur-Freund überlegte ich, ob es nicht eine Option sein könnte, günstiges Land, zB mit verseuchtem Boden, aufzukaufen, zu renaturieren und einer Stiftung zu übergeben, um es so privatem Zugriff zu entziehen. Diverse der Allgemeinheit nützliche Programme wie Permakultur und Schutzhütten ließen sich darauf ja installieren, auch in Kombination miteinander verknüpft. Diese nach und nach als Vermögen aufbauend, ließen sich damit immer mehr und größere Grundstücke erwerben und schließlich ein kapitales Gewicht mindestens kommunal zu bekommen, um so politisch für das Wahre, Gute und Richtige lobbyieren zu können. Gleichzeitig, und damit verknüpft, ließe sich eine Vereinigung für das Wahre, Gute und Richtige aufbauen, die aus Sehnsucht nach politischer Veränderung finanziell und tatkräftig die kapitale Entwicklung unterstützt. Die Vereinigung kann lose sein, mehr das gemeinsame Verfolgen einer Art Maxime, die jede Person gemäß ihres individuellen Hintergrunds in ihre individuelle Lebensrealität einfließen lassen kann, die Waldorf-Mutter genauso wie der Investmentbanker, die Muslima genauso wie der Obdachlose, alle im Glauben vereint, für sich wie für alle Menschen das Wahre, Richtige und Gute anzustreben und zu unterstützen. Gleichzeitig wären durch Nomaden-Anzug und Velo-Proa nicht nur für mich, sondern für ein paar weitere Mitstreitende einige spezielle Aufgaben übrig, für die wir uns aus dem normalen, geregelten Alltag ausgliedern würden. In der Vision klingt das alles gut, doch wo ich da in der Wirklichkeit anknüpfen kann, das muss ich mir noch erarbeiten, am besten nicht per ChatGPT, denn da bekomme ich nur generische, weichgespülte Antworten, außerdem ist der ökologische Fußabdruck von KI-Modellen unverhältnismäßig groß und ich habe schon viel zu viel damit gemacht. Wahrscheinlich könnte der Ingenieur-Freund sinnvolle Gedanken zu beitragen, oder auch einige der Menschen in den verschiedenen alternativen Zentren. Jedenfalls fühle ich mich insgesamt auf einem guten Weg und vieles von meinen teils wilden Theorien fügt sich für mich mehr und mehr zu einem gemeinsamen Sinn zusammen.
Inzwischen bin ich nach spontaner Entscheidung auf dem Weg mit dem Zug zu meiner Mutter, habe zuvor noch die Sachen meines ehemaligen Langzeitgastes wieder in die Besenkammer geräumt und bin nun durch Verspätung und dann noch Zugausfall mit der erwarteten Ankunft inzwischen zwei Stunden später als ursprünglich geplant. Wahrscheinlich werde ich dort ein paar Tage verbringen, vielleicht bis zum Wochenende. Wenn es mir gelingt, werde ich dort WaRiGu etwas klarer formulieren. 
Im Zug, anknüpfend an die Gedanken im letzten Eintrag, aber gelegentlich auch auf der Straße, ertappe ich mich nun immer wieder dabei, mir Passant:innen oder Passagiere in fiktiver Stammeskleidung und die heutige Infrastruktur und den Handel wie im Mittelalter oder noch früher vorzustellen, vorindustriell jedenfalls, auch vor dem Barock.
Ansonsten werde ich am 09. Dezember mit der Klientin, ihrem Partner, einem Kollegen und Hund einen Freizeitpark besuchen, 12. bis 14. und 19. bis 21. mein Kind bei mir haben mit der Option, am letzten Adventswochenende noch einmal zu versuchen, durch den Kanal zu fahren, bevor ich am 22. wieder zur Arbeit, von dort am 23. nach Teneriffa fliegen und dort bis zum 03. Januar bleiben werde; am 01. oder 02. wird meine Mutter unabhängig auch dorthin reisen und einen Monat bleiben - mal sehen, ob ich wieder dorthin und dann wieder nach Marokko reisen werde oder was ich sonst so noch machen werde. Eigentlich würde ich lieber neue Wege gehen, zumindest nicht noch einmal Teneriffa besuchen, sondern eher direkt noch einmal Marokko und vielleicht noch ein anderes Land in Afrika besuchen, vielleicht entlang der Mittelmeerküste trampen bis Alexandria, zumindest bis Tunis...? Aber Freunde in Casablanca und Tanger würde ich auch wiedersehen wollen. Des Weiteren bleibt abzuwarten, was aus der Klage beim Erbe wird, und mit meinem Kind habe ich vereinbart, dass jeder von uns bis Ende Januar eine Geschichte von mindestens drei Seiten schreibt. Außerdem fehlt dem Kanu eine Hülle, meiner Wohnung die Ordnung, und um Arzt und Psychologen habe ich mich auch noch nicht gekümmert, habe aber auch keinen allzugroßen Leidensdruck derzeit. 
Soweit...

Nachsatz in der Nacht: WaRiGu lässt sich mit dem druidischen Impuls kombinieren, mehrere Religionen und spirituelle Vorstellungen zu erforschen, indem ich mir alle möglichen Weltanschauungen, Ideologien und sonstigen Theorien menschlicher Interaktion zumindest in einem Überblick aneigne, darin das Wahre, Richtige und Gute herauszufinde und deren Vertreter darauf anspreche. Menschen, die sich gesehen und verstanden fühlen, kooperieren bereitwilliger.

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