Direkt zum Hauptbereich

Trautes Heim 2) 14.-17. November

Etwa eine Stunde später war er zuhause.
Sein Couchsurfer war gerade entweder nicht da oder am Schlafen, denn es war still in seiner Wohnung, was ihm zur Entspannung sehr gelegen kam.
Er machte es sich bequem, legte sich ins Bett und holte sich seinen Laptop dazu. Für die nächsten Stunden würde er so auf Youtube Videos schauen, die sich mit internationaler Politik, Segeln, Kanus aus Plastikflaschen, Kanus mit Pedalantrieb für Wasser und Land, Elektromobilität, Solarenergie und mit diversen anderen Videos dazwischen zur Unterhaltung befassten. Dabei spürte er häufiger einen Impuls, aus dem soeben Gesehenen zeichnerisch oder sogar durch Basteln seinen Ideen Ausdruck zu verleihen, verwarf aber letztlich diese Impulse. Ein bisschen tat ihm das allerdings leid, denn er fühlte, dass er auf diese Weise kaum vorankommen würde. Auch musikalische Impulse kamen in ihm auf. Unter den Videos waren nämlich auch welche einer jungen südostasiatischen Multiinstrumentalistin, die er vor einigen Wochen für sich entdeckt hatte und deren Werk elektronischer Tanzmusik ihn wehmütig an die Zeiten erinnerte, als er selbst in diesen Feldern kreativ war. Und für einigermaßen multiinstrumentalistisch begabt und in elektronischer Tanzmusik versiert hielt er sich auch.
Sein Couchsurfer rührte sich; er hatte also die ganze Zeit geschlafen. Er war ein Mann Mitte 30 aus Indien mit Namen Amar, der vor einem Jahr nach Deutschland gekommen war, um im Rahmen seiner Studien zu Neurowissenschaften an einem Universitätsinstitut zu arbeiten, war dabei allerdings wohl gescheitert, seit vier Monaten ohne wirkliche Perspektive und seit beinahe zwei, seit Anfang Oktober, Henriks Gast, der gemäß den Regeln von Couchsurfing kostenlos bei ihm wohnte. Dass sein Aufenthalt bereits so lange war, war allerdings nicht ganz im Sinne von Couchsurfing, denn üblicherweise blieben Übernachtungsgäste nur für eine, vielleicht zwei oder drei Nächte. Weil finanziell ganz auf dem Trockenen, hatte Amar Henrik bereits einen Tag vor seiner Ankunft, dazu hatten sich beide in der Stadt getroffen, um 50€ gebeten, da er mit seiner vorigen Unterkunft noch Dinge zu klären habe. Henrik, Amars Beteuerungen glaubend, das Geld so bald wie möglich zurückzubekommen, hatte es ihm geliehen, auch am darauffolgenden Tag weitere 50€, als Amar meinte, weitere finanzielle Verpflichtungen erfüllen zu müssen. Wieder einen Tag später, spät in der Nacht, kam Amar verzweifelt auf Henrik zu: Ihm sei in der Stadt sein Handy gestohlen worden und er habe jemanden bei sich, der ihm möglicherweise würde helfen können es zurückzukaufen. Hierfür, so leid es ihm auch tue, würde er erneut Henriks Unterstützung erbeten. Es war weit nach Mitternacht, Henrik war längst in Schlafmodus und über diesen Zwischenfall sehr verärgert, konnte sich auch nicht vorstellen, wie und wo Amar sein Handy angeblich würde zurückkaufen können, aber weil Amar glaubwürdig verzweifelt war und die ihm verloren gegangenen Daten auf seinem Handy als essentiell für seine berufliche und sonstige Entwicklung darstellte, kleidete sich Henrik wieder an, holte 150€ aus einem nahegelegenen Geldautomaten und gab dieses Geld mit deutlichen Bauchschmerzen Amar. Seitdem kam Amar in unregelmäßigen Abständen wieder und wieder zu Henrik, um ihn um Geld zu fragen, das Henrik ihm inzwischen per PayPal zukommen ließ, um die Summe letztlich besser nachvollziehen zu können, denn sie belief sich inzwischen auf über 1.500€. Damit hatte sich Henrik leider in eine Zwickmühle gebracht, denn auch wenn er inzwischen Amars Aufenthalt bei sich längst beendet sehen wollte, fürchtete er, dass Amar dann, sobald er weg sei, seine Henrik gegebenen Versprechen zur Rückzahlung der Summe vergessen und auf Nimmerwiedersehen verschwinden würde.
Wieder fragte Amar nach Geld. Er sei hungrig und außerdem krank und müsse sich etwas zu essen und Medikamente kaufen. Henrik fragte zwar, wo denn die zuletzt gegebenen Summen geblieben seien - bereits aufgebraucht - und überwies trotz Magenschmerzen eine weitere Summe. Henrik hatte vor wenigen Wochen seine Steuererklärung für die vergangenen drei Jahre gemacht und insgesamt etwa 4.500€ Steuerrückzahlung bekommen, insofern war er immerhin nicht in Geldsorgen, selbst wenn er dieses Geld natürlich nicht wegwerfen und verlieren wollte. Tief im Inneren wollte er Amar glauben, dass er es zurückzahlen würde. Außerdem hatte Henrik dadurch, dass Amar nach dem Verlust seines Handys über das von Henrik mit Amars Eltern Kontakt aufgenommen hatte, noch deren Kontaktdaten und sich, als die geliehene Summe 1.000 überschritt, von Amars Eltern versichern lassen, dass notfalls sie ihm das Geld zurückzahlen würden. Henrik hatte dies ohne Amars Wissen, geschweige denn Zustimmung getan, also mit Amars Eltern Kontakt aufgenommen, was Amar, nachdem er davon erfuhr, sehr verärgert hatte. Henrik hatte argumentiert, dass ihm bei diesen Summen eine weitere Sicherheit zusätzlich zu Amars Wort notwendig erschien, Amar hatte dies hingenommen, es blieb ihm ohnehin ja nichts anderes übrig. 
Henrik hatte schon viele Couchsurfer bei sich gehabt. Um die 400 verschiedene Menschen von allen Kontinenten waren bei ihm gewesen, die meisten für wenige Tage, aber es war auch schon der eine oder andere Langzeitgast dabei gewesen. Geld verliehen hatte er auch schon, sogar verschenkt, aber maximal im Bereich von 50€, und hatte verliehenes zuverlässig zurückbekommen. Bei diesen Summen allerdings, und das war schon bei den ersten 250€ so, fühlte er sich nicht mehr wohl.
Normalerweise war Henrik nicht besonders aufs Geld fokussiert. Klar, es sollte für ein bescheidenes Leben ausreichen, plus einige Extras hier und da. Er konnte sich vom Gehalt als Pflegeassistent seine Wohnung von 50m² leisten, auch, weil der Mietvertrag schon über zehn Jahre alt war, darüber hinaus die Unterhaltszahlungen für ein Kind, ein Studium, zusätzliche Altersvorsorge plus weiterer regelmäßiger kleiner Rücklagen, konnte sich ein altes Segelboot gönnen und ab und zu günstig ausgehen. Von seinen Rücklagen hatte er sich ein kleines Wertpapierdepot aufgebaut, das sich insgesamt zufriedenstellend entwickelte. Die finanzielle Situation derart, also dass vieles im Hintergrund automatisch lief und er nur gelegentlich nachzusehen brauchte, ob noch alles in Ordnung war, gefiel ihm. Reichtum und Luxus interessierten ihn kaum, denn ansonsten wollte er sich vor allem um Geld keine Sorgen machen müssen, aber vielleicht ist genau das ja auch schon ein Luxus; ziemlich sicher sogar, meinte Henrik schließlich. 
Zu Henriks bescheidenem Leben gehörte neben Couchsurfing, das auch er selbst, als Gast bei anderen, in Anspruch genommen hatte, bei etwa 50 verschiedenen Gastgeber:innen in Europa, dass er überwiegend freegan lebte. Couchsurfing konnte man streng genommen zum Freeganismus hinzuzählen, denn Freeganismus bedeutete für Henrik, seinen Konsum überwiegend auf bereits vorhandene Ressourcen zu beschränken und insbesondere keine oder nur eine geringe Nachfrage nach neuen Ressourcen zu erzeugen. Mit Freeganismus wird gemeinhin Containern in Verbindung gebracht, also dass man nachts loszieht und aus den Mülltonnen vor allem der Supermärkte die entsorgte, dabei noch gut verwendbare Ware rettet. Er hatte dies früher in ziemlich großem Stil getan, hatte oft deutlich mehr gerettet als er selbst hätte konsumieren können und hatte seinen Überschuss Bekannten und seinen Couchsurfern überlassen. Mehrere Tonnen an Lebensmitteln hatte er so erbeutet, denn so müsste man es eigentlich nennen, da nach deutscher Gesetzeslage Containern, also die Mitnahme von Müll, als Diebstahl gewertet wurde. In letzterer Zeit, seit inzwischen einigen Jahren, hatte er dies nicht oder kaum mehr getan. Stattdessen versorgte er sich gerne, wenn auch nur unregelmäßig, über Foodsharing, ein Netzwerk, das unter Absprache Essen rettete und in Umlauf brachte. Darüber hinaus kaufte er vor allem vegane bis vegetarische Prorukte, überwiegend Rohkost, ein, denn ihm war wichtig, mit seinem Konsum und seiner Nachfrage nur einen kleinen ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen; dazu gehörte für ihn auch, nur selten zu kochen und wenn, dann nur mit kleinem energetischen Aufwand. Ihm passte die Vorstellung nicht, dass bei der Versorgung seines Körpers mit Energie mehr Energie in die Vorbereitung floss als letztlich Energie in seinem Körper ankam.
Des Weiteren trampte und campte er gerne, auch das fasste er als Freeganismus auf, allerdings nahm dies, vor allem das Trampen in Deutschland, seit zwei Jahren stark ab, seit er das Deutschlandticket nutzen konnte. Dennoch war sein erster Gedanke, wenn er ans Reisen dachte, ob und wie man dorthin trampen, unterwegs campen und couchsurfen konnte. Viele Reisen, die so jede für sich ein eigenes Abenteuer geworden waren, hatte er so schon verbracht, allerdings bislang alle in Europa. Und er nutzte fast ausschließlich Second Hand für Kleidung, Heimelektronik usw., auch aus den selben freeganen Überlegungen, und war ganz allgemein auf Recycling und Upcycling bedacht, richtete seine Wohnung vor allem mit Fundstücken vom Sperrmüll ein und sammelte diverse Materialien, die sich noch weiterverwenden ließen. Dementsprechend war seine Wohnung meistens eine Mischung aus Gerümpelkammer, Bibliothek, denn er hatte gewiss um die tausend Bücher in einigen Regalen, Musikstudio, denn er spielte zwei Instrumente und sammelte einige mehr, hatte Mischpult und Synthesizer und Plattenspieler herumstehen, und Junggesellen-Chaos. Er war oft Minimalist, wenn es um den Haushalt ging, heißt, was sich aufschieben ließ, schob er auf, häufig über Wochen. Allerdings, wenn Übernachtungsgäste erwartet wurden, Couchsurfer:innen, dann raffte er sich auf und sorgte für ein Minimum an vorzeigbarer Ordnung.
Von dieser Ordnung war dieser Tage nichts mehr zu sehen. Amar machte sich in Henriks Wohnzimmer breit, so dass es kaum mehr begehbar war, außerdem wollte Henrik Amar bei allen Differenzen ein gewisses Minimum an Privatsphäre zugestehen, darüber hinaus gab es auch einige seiner Spuren im Bad, glücklicherweise aber nicht viele, dagegen aber umso mehr in der Küche. Amar kochte gerne täglich, gerne auch etwas aufwendiger, während Henrik seine Verpflegung ja lieber minimalistisch anging. Amar ließ oft Essensreste für einige Tage herumstehen, zB Reis, den er gekocht und nicht vollständig gebraucht hatte, und reinigte auch den Herd nicht nach dem Kochen. Gut, Henrik reinigte ihn auch nicht immer, vor allem nicht gründlich, allerdings verursachte Henriks Gebrauch des Herds nur selten überhaupt dafür, dass Spuren blieben, während Amars Kochroutine viele Spuren auf dem Herd, der Arbeitsplatte und im Spülbecken hinterließ, die Amar selten bis gar nicht beseitigte. Außerdem, wenn er sich Essen zum Mitnehmen bestellte, ließ er die gebrauchten Behälter herumstehen. Essen, das er nicht aufessen wollte oder konnte - für Henrik schwer nachvollziehbar, denn er war so aufgewachsen, dass er immer alles aufzuessen versuchte - , wanderte in den Mülleimer. Nach einigen Tagen gab es einen großen Schwarm Fruchtfliegen in der Küche, die zwar natürlich nicht gefährlich, aber dennoch höchst unerfreulich bis ärgerlich waren. Henrik stellte Amar deswegen zur Rede, forderte ihn auf, seine Essensreste und Hinterlassenschaften besser zu versorgen, und Amar gelobte Besserung.
Eine kleine Anekdote stellte sich dabei noch heraus, zumindest empfand es Henrik als eine solche: Henrik hatte über den Griff seines Backofens Geschirrhandtücher hängen, meistens einmal oder zweimal der Länge nach gefaltet zu einem Streifen, und diesen dann schön säuberlich über dem Griff hängen. Jedes Mal, nachdem Amar ein solches Handtuch benutzt hatte, fand Henrik es zerknüllt zwischen den Griff gestopft, nahm es heraus, legte es sorgfältig in Streifen und wieder über den Griff, nur um es beim nächsten Mal wieder zerknüllt und gestopft zu finden. Dies ging schon seit Tagen, seit Wochen so. Henrik hatte dies nie angesprochen, sondern wunderte sich, wie lange es dauern würde, bis Amar von sich aus bemerken würde, dass die Art, wie er das Handtuch immer wieder vorfindet, und die Art, wie er selbst es zurücklässt, grundsätzlich verschieden ist. Bislang, so hatte Henrik das Gefühl, schien Amar nichts zu bemerken oder es wichtig zu nehmen. Henrik könnte etwas dazu sagen, klar, doch empfand er sich dabei als kleinlich, und irgendwie war die Neugier stärker, zu erforschen, ob und wann Amar von selbst daran etwas ändern würde.
Henrik begegnete Amar kaum während Amars Kochroutinen, da Amar meist den Tag über schlief, abends aufstand, in der Stadt unterwegs war und oft weit nach Mitternacht, wenn Henrik schon am Schlafen war oder es zumindest versuchte, zurückkam und dann im Laufe der Nacht irgendwann zu kochen begann. Gelegentlich wurde Henrik davon wach, darum bat er Amar, nachts keinen Lärm zu machen, und Amar gelobte auch hier Besserung, meist mit nur mäßigem Erfolg: Die nächtlichen Ruhestörungen blieben die ganze Zeit über ein wiederkehrendes Thema und insbesondere, wenn Henrik hoffte, ausgeschlafen zur Arbeit zu kommen, war es für ihn besonders ärgerlich, wenn sein Schlaf unterbrochen wurde und er nicht mehr richtig einschlafen konnte.
Für das nun kommende Wochenende würde Henrik seine achtjährige Tochter Mareike zu Besuch haben. Zu Besuch, nein, seine Tochter war natürlich kein Besuch, sondern Familie. Sie war zuvor schon bei ihm gewesen, während Amar da war, hatte Amar also schon grundsätzlich kennengelernt. Sie war damit groß geworden, dass ihr Vater Henrik immer wieder Couchsurfer zu Gast hatte, und mit vielen hatte sie sogar richtig guten Umgang, Spiel und Spaß finden können, insbesondere, wenn die Sprachbarriere nicht oder nur gering bestand. Mit Amar gab es eine Sprachbarriere, denn das Englisch, das sie seit der dritten Klasse lernte, genügte noch nicht zur Kommunikation, und Amar konnte nur sehr bruchstückhaft deutsch sprechen. Da Henriks Wohlwollen Amar gegenüber über die Zeit nur noch sehr gering ausgeprägt war, bemühte er sich nicht darum, dass sie sich besser austauschen konnten, im Gegenteil, er zog sich mit ihr zurück und beschäftigte sich mit ihr nur zu zweit, sei es, dass sie einen Film schauten oder etwas lasen oder ein Spiel spielten. Aber Amar war ja ohnehin tagsüber die meiste Zeit am Schlafen.
Am Freitag traf Henrik nachmittags seine Tochter, die von ihrer Großmutter in die Stadt begleitet wurde. Er ging mit Mareike in die Bibliothek, denn das war inzwischen schon fast zu einem Ritual geworden. Sie suchten sich in der Kinderabteilung ein Spiel aus, entweder eines, das sie schon kannten und sehr mochten, oder aber, und das war auch dieses Mal der Fall, sie suchten sich ein neues Spiel aus, um es kennen zu lernen. Dieses neue Spiel hieß Akropolis, war ein Strategiespiel eigentlich für Kinder ab 10 Jahren, aber Mareike traute sich gerne zu, Spiele für ältere Kinder zu spielen, insbesondere mit ihrem Vater, der ihr immer gerne half. Ihre Gewinnquote war zwar bei den meisten dieser Spiele für ältere nicht besonders hoch, doch, so dachte Henrik, war es sicherlich auch nicht verkehrt, im Spiel gut verlieren können zu lernen, denn er erinnerte sich lebhaft, wie schwer das für sie war noch vor wenigen Jahren, wie viele Tränen und Wut es damit schon gab. Henrik strengte sich zwar nicht besonders an zu gewinnen, brachte keine besonders ausgeklügelte Taktik ein, aber absichtlich zu verlieren, um sie gewinnen zu lassen, das sah er auch nicht ein, empfand er auch nicht als richtig. Immerhin aber gab er ihr nützliche Tipps, wenn sie einen geschickten Zug versäumte, und ganz allgemein berieten sie sich über gute Taktiken. Er stellte dann regelmäßig fest, und das war vielleicht ein Grund, warum die Spiele ab einem bestimmten Alter empfohlen wurden, dass es für sie schwierig war, verschiedene Taktiken günstig miteinander zu kombinieren. Eine, zwei Taktiken verfolgen, auch erfolgreich, das gelang ihr, aber einen Aspekt ließ sie aus den Augen, der sie am Ende die entscheidenden Punkte kostete; dies zu Strategiespielen. In anderen Spielen, insbesondere in altersgemäßen, da war sie durchaus geschickt und konnte oft gegen ihren Vater gewinnen, selbst dann, wenn Henrik sich anstrengte und wirklich alles versuchte, das Spiel zu gewinnen. Er spielte wirklich gerne mit ihr. Das war nicht nur bloße Beschäftigungstherapie. 
Allerdings, soviel musste er doch eingestehen, war bei einigen Spielen, die er mit ihr spielte, seinerseits ein gewisser pädagogischer Anspruch im Hintergrund. Schon bevor sie zur Schule ging, ließ er sie Punktestände zusammenzählen, um zu ermitteln, wer gewonnen hatte, natürlich nicht, um ihr mitzuteilen, dass das gerade mathematisches Lernen sei, sondern einfach aus der akuten Notwendigkeit des Spiels heraus. Dies zog sich öfter durch ihre Spiele, soweit es eben möglich war, und aktuell spielte sie gerne mit ihm Deutschlandreise, das war ein Spiel, das er second hand besorgt hatte und von dem sie schnell begeistert war. Und er freute sich, dass sie bald immer mehr Städte auf der Deutschlandkarte ohne langes Suchen, sondern aus der Erinnerung wiederfinden konnte und dass sie Kartenlesen und Orientierung auf Karten mit Buchstaben und Zahlen am Rand spielerisch von selbst lernte. Europareise hatte er für später auch noch in petto. Ja, er hatte ein gutes Gefühl, dass sie sich trotz der Umstände ihrer Eltern in einer positiven Entwicklung befand. Und er freute sich, wenngleich er sie nur selten sah, im Schnitt jedes zweite Wochenende, dass auch Teile seiner Erziehung und Prägung Früchte trugen. Ihre Mutter und Großmutter, bei denen sie aufwuchs, hielten nicht viel davon, Sperrmüll zu recyclen. Umso mehr freute sich Mareike, wenn sie sich dann mit Henrik im Sperrmüll auf die Suche machen konnte. Was sie fand, sollte dann allerdings ausdrücklich bei Henrik bleiben.
Als die Bibliothek abends ihre Schließzeit ankündigte, hatten sie das Akropolis-Spiel abgeschlossen und werteten die Punkte aus. In einigen Aspekten lag sie vorn, dafür in anderen, die sie vernachlässigt hatte, zu sehr hinten, so dass schließlich Henrik gewonnen hatte. Das Spiel gefiel ihnen grundsätzlich und sie überlegten, es beim nächsten Mal wieder zu spielen.
Nachdem sie das Spiel weggeräumt hatten, gingen sie noch einkaufen für das Wochenende. Auch hier hatte sich einiges zu einem Ritual entwickelt, denn fast jedes mal gab es für das Frühstück Nougat-Kissen, dazu Eiweißbrot mit Marmelade oder mit Pesto und für die übrigen Mahlzeiten Nudeln, Gemüse und eine leckere Soße. Früher hatten sie gerne noch Limonade und zum Filme schauen Süßkram geholt, doch da hatten sich inzwischen Wasser und Obst oder Studentenfutter gut etablieren können. Die Einkäufe verstauten sie in ihrem Wochenendgepäck, soweit möglich, und trugen sie ansonsten im Karton nach Hause. 
Als Henrik mit Mareike nach Hause kam, hatte Amar eine Person bei sich, über die er Henrik im Vorfeld weder Bescheid gesagt, wegen ihres Besuchs Henrik gefragt hatte, noch dass er sie ihm vorstellte. Henrik versuchte sein Kind abzuschirmen, ging mit Mareike in sein Zimmer und beschäftigte sich dort mit ihr, doch innerlich war er ziemlich erregt, denn wenn seine Gäste ungefragt ihrerseits Gäste mitbrachten, für Henrik fremde Menschen, und die sich dann in seinen Räumen bewegten ohne dass er wusste, wer das war, nein, das machte ihm großes Unbehagen. Allerdings wollte er im Beisein seiner Tochter seiner Erregung nicht Luft machen. Er zwang sich zur Ruhe. 
Mit Mareike hatte sich auf dem Nachhauseweg ein Gespräch entwickelt, bei dem es um Männer mit Röcken und letztlich dann um Schotten gegangen war. Über Videos im Internet wollten sie sich mit der Thematik besser vertraut machen. Einerseits kam das Gespräch dann auf Baumstammweitwurf, andererseits auf den schottischen Tanz. Henrik wollte Mareike ersteres zeigen, sie interessierte sich vor allem für letzteres, war aber kaum beeindruckt vom Tanz, im Gegenteil, sie fand ihn ernüchternd, uninteressant, nicht schön. Dudelsackmusik allerdings gefiel ihr.
Nachdem sie sich bettfertig gemacht hatte, denn der Abend war inzwischen schon fortgeschritten, las er ihr noch aus einer Geschichte von Enid Blyton vor. Die Autorin hatte viele Abenteuerserien geschrieben, aber letztlich mochte Mareike nur die Serie der sechs Spürnasen mit ihren Geheimnissen um diverse Dinge, dieses Mal um eine Tasse Tee. 
Während er ihr also vorlas, klopfte Amar an Henriks Schlafzimmertür. Genervt erhob sich Henrik, sagte zu Amar, er bringe gerade seine Tochter zu Bett. Amar bettelte, ob er nicht etwas Geld bekommen könne, denn er hätte eine Frau gefunden, die mit ihm gekommen sei, sie wollten sich einen schönen Abend machen und es bestünde Hoffnung auf mehr, und weil er ja schon so lange nicht mehr mit einer Frau zu tun hatte, wäre ihm das sehr wichtig, Henrik müsse das doch verstehen. Henrik kochte innerlich, aber mit seinem Kind im Hintergrund und weil er Ruhe wollte, gab er nach, überwies eine gewisse Summe und setzte das Vorlesen fort. Mareike hatte natürlich wahrgenommen, dass Amar etwas wollte, aber weil Henrik so ruhig blieb und die Unterbrechung nur kurz war, nahm sie davon offenbar keine weitere Notiz. Die Geschichte war an einem spannenden Punkt, da war ihr viel wichtiger, dass Papa weiterlas.
Ein, zwei Kapitel später war sie eingeschlafen. Henrik machte sich nun auch bettfertig und beschäftigte sich noch mit den Nachrichten des Tages und diversen anderen Dingen im Internet, da klopfte Amar erneut: Ob Henrik nicht zufällig Kondome übrig habe, die er ihm geben könne, denn nach ihrem schönen Abend ginge es nun wohl bald zwischen Amar und seinem Besuch zur Sache. Henrik war perplex, beinahe sprachlos: Dieser Kerl, der ohnehin schon einen schlechten Stand bei Henrik hatte und der ohne zu fragen fremde Menschen ins Haus brachte, noch dazu, während Henrik mit seiner Tochter da war, der Henriks Abendzeremonie mit ihr störte, fragte jetzt, nachdem sie gerade eingeschlafen war, nach Kondomen, um eine wilde Sexorgie zu veranstalten!? Ernsthaft!? Er hätte ihn am liebsten gepackt und noch in dieser Nacht auf die Straße geworfen, zusammen mit dieser Person, über die Henrik weiterhin nichts wusste, als dass sie fremd in seinem Zuhause war. Aber Mareike war gerade am Schlafen und am nächsten Tag hatte sie einen Theaterkurs. Ruhe bewahren. Ja, das war schwer. Er habe derzeit nur welche, die schon abgelaufen seien. Egal, meinte Amar, Hauptsache Gummi, das wird schon gehen. Er müsse sie erst suchen und sein Kind sei gerade eingeschlafen. Amar verstand den Hinweis nicht; er wolle warten, und ob es schnell ginge, fragte er. Innerlich mit einem Vulkan im Bauch, äußerlich ruhig, gab Henrik Amar zwei Kondome. Er brauchte lange, bis er einschlafen konnte.
Am nächsten Morgen stand Henrik auf, um für ihn und Mareike Frühstück vorzubereiten, und weckte sie dann, damit sie sich fertig machte. Amar und sein Besuch schliefen wohl, waren zumindest nicht weiter bemerkbar. Um die Mittagszeit hatte Mareike einen Theaterkurs. Sie mussten zwar nicht sehr früh aufstehen dafür, aber wenn sie entspannt frühstücken und rechtzeitig ohne Stress dorthin kommen wollten, durften sie auch nicht zu spät aufstehen. Während des Frühstücks, eigentlich eher danach, aber noch am Frühstückstisch, hatten sie so sogar noch Zeit, am Enid-Blyton-Geheimnis weiter zu lesen, bis sie losgehen mussten.
Auf dem Weg zum Theaterkurs kam das Thema auf Werbeplakate und wie diese so groß sein können. Er erklärte ihr, dass sie oft aus mehreren Stücken zusammengesetzt seien und nach einem bestimmten Raster und auch mit viel Geschick beim Ankleben zusammengesetzt würden und dass man gelegentlich, wenn man genau schaue, die Überlappungen erkennen könne insbesondere dann, wenn es beim Ankleben nicht ganz exakt stimmig klappte. Sie fanden unterwegs einige Litfasssäulen und Plakatwände, auf denen sie dies überprüfen konnten wie auch, dass teilweise die dargestellten Bilder leichte Verzerrungen aufwiesen; insbesondere fanden sie am Rand der Plakatteile Nummerierungen und andere Markierungen, die helfen sollten beim Ankleben die einzelnen Teile richtig zu orientieren.
Während sie beim Theaterkurs war, verbrachte er etwa eine Stunde in einem Café und beschäftigte sich teils mit Social-Media-Plattformen, teils versuchte er aber auch, produktiv zu sein und sowohl an der Velo-Proa einige Aspekte zu entwickeln wie auch für seine universitären Angelegenheiten etwas zu recherchieren und zu formulieren. Gegen Ende des Kurses kam er zurück und fand ihn einem Nebenraum ein Klavier stehen und vertrieb sich die Zeit dadurch, dass er einige Melodie und Weisen am Klavier spielte, die er sich selbst angeeignet hatte, zwar nicht richtiges Klavierspiel, wie man es bei einem Lehrer lernen würde, aber dennoch so, dass es durchaus anhörbar und seiner Einschätzung nach hoffentlich nicht zu stümperhaft war.
Schließlich war Mareike fertig und sie machten sich zusammen auf den Rückweg. Sie versuchten eine nur knapp erreichbare Bahn zu erwischen, was allerdings misslang, so dass sie beschlossen, sie allerdings nicht ganz so überzeugt, die Zeit bis zur nächsten Bahn zu nutzen und zu Fuß eine oder zwei Stationen weiter zu gehen. Unterwegs sahen sie noch einige weitere Plakatwände, an denen sie die bisherigen Erkenntnisse in weiteren Abwandlungen bestätigt fanden, außerdem erklärte sie ihm auf seine Fragen bereitwillig, was in ihrem Theaterstück passierte, dann schließlich waren sie für die nächste Bahn rechtzeitig an einer neuen Haltestelle.
Zuhause machten sie Essen und spielten eine Weile am Küchentisch die Deutschlandreise. Amar und sein Besuch verhielten sich die meiste Zeit nicht wahrnehmbar, wahrscheinlich schliefen sie. Nach dem Spielen gingen Henrik und Mareike in sein Zimmer, um auf seinem Laptop einige Aspekte im Spiel MineCraft zu verfolgen, allerdings äußerte Henrik, dass ein Spiel wie dieses viele Stunden an Zeit fressen könne, während man nichts richtiges leiste, sondern sich nur der Vorstellung hingebe, etwas bedeutsames zu leisten, und so beendeten sie nach weniger als einer Stunde dieses Spiel und widmeten sich wieder dem Enid-Blyton-Geheimnis, denn sie hatten sich vor einiger Zeit vorgenommen bzw. es hatte sich von selbst so entwickelt, dass sie pro Wochenende eine solche Geheimnis-Geschichte beginnen und auch abschließen würden, und am Vorabend hatten sie nur die ersten drei Kapitel gelesen, nach dem Frühstück war nur für zwei weitere Zeit gewesen.
Im weiteren Verlauf des Abends war ab und zu etwas von Amar und seiner Begleitung zu hören, wenn sie ins Bad oder zum Rauchen vor die Tür gingen, aber Henrik kümmerte sich nicht darum und Mareike folglich auch nicht. Nach drei weiteren Kapiteln unterbrachen sie das Lesen wieder, aus anfänglichem Kuscheln entwickelte sich eine Kitzelschlacht und ein Gespräch über wilde Tiere, das sie in einem Video darüber kanalisierten. Als Schlafenszeit war, nachdem sie sich bettfertig gemacht hatte, las er ihr noch zwei weitere Kapitel aus dem Buch vor und machte sich dann auch bettfertig. Im Bett verfolgte er vor dem Einschlafen noch die Tagesnachrichten und einige weitere Informationen und versuchte dann einzuschlafen. Amar rumorte inzwischen etwas geräuschvoller im Wohnzimmer und in der Küche, offensichtlich kochte er etwas, aber Henrik ließ sich davon nicht aufregen, wenngleich dies etwas sein Einschlafen störte. Einmal klopfte Amar auch an Henriks Zimmertür und rief flüsternd nach ihm, Henrik beschloss allerdings, denn es war längst nach Mitternacht, nicht zu reagieren und Amar glauben zu lassen, dass er schliefe. Glücklicherweise ließ Amar direkt nach diesem Versuch wieder ab und Henrik fand einige Minuten später seinen Schlaf. 
Am nächsten Morgen konnten sie ausschlafen. Nach und nach wach werdend, begannen sie, wie häufig an solchen Sonntagmorgen, den Tag mit einer Kuschel- und Kitzelschlacht, die schließlich darin mündete, dass er, beide noch im Bett, weitere Kapitel aus dem Buch las. Bis sie hungrig wurde und nach Frühstück verlangte, hatten sie die Geschichte bis auf zwei Kapitel abgeschlossen. Zum Frühstück - es war mittlerweile fast schon Mittagszeit - gab es, wie inzwischen recht häufig, für sie Eiweißbrot mit Pesto oder mit Marmelade und für ihn eine Schale Müsli und eine mit Instant-Cappuccino. Danach spielten sie die Deutschlandreise für einige Runden und Henrik beschloss, auch nachdem Amar und sein Besuch wieder bemerkbarer wurden, die Küche besetzt zu halten, mit freiem Blick auf den Flur, was offensichtlich dazu führte, dass die beiden anderen nur selten das Wohnzimmer verließen, denn offenbar, so kam es Henrik vor, wolle Amar nicht, dass Henrik Amars Besuch sehen konnte, oder der Besuch wollte nicht gesehen werden, oder beides. 
So verging der Nachmittag, Henrik bereitete noch ein Pastagericht für sich und Mareike zu, das sie nach dem Spielen zu sich nahmen, dann las er ihr noch die letzten beiden Kapitel aus dem Buch vor, und schließlich war es Zeit, ihre Sachen zusammen zu packen und sie wieder ihrer Mutter zu übergeben, wie üblich am Abend am Bahnhof. Er bemerkte jedesmal aufs Neue, wie sie im Beisein ihrer Mutter ein anderes Verhalten zeigte, beinahe wie ein anderer Mensch wirkte, als wenn sie bei ihm war. Die Unterschiede und die Hintergründe dazu, so beschloss er, würde er einmal, nicht an jenem Tag, aber bald, untersuchen, vielleicht…
Wieder zuhause, stellte er fest, dass Amar und sein Besuch nicht da waren. Es sollte ihm recht sein. Er beschäftigte sich mit den Tagesnachrichten und mit weiteren Dokumentationen und Publikationen in Videoform zu diversen Themen, spielte zur Entspannung ein digitales Spiel. Am späteren Abend schließlich kam Amar allein zurück.
Henrik kümmerte sich zunächst nicht weiter darum, aber als Amar zu ihm kam und nach Geld fragte, stellte er ihn endlich zur Rede, was ihm einfalle, ungefragt fremde Leute in Henriks Wohnung mitzubringen und sie nicht einmal vorzustellen, dann, während er seine Tochter zu Bett bringt, ihn mehrfach zu unterbrechen, um nach Geld und später sogar nach Kondomen zu fragen, ob er denn nicht merken würde, dass das auf so vielen Ebenen vollkommen daneben sei. Amar bat mehrfach um Entschuldigung, er brauche wirklich das Geld, denn er müsse sich in Indien um eine finanzielle Angelegenheit kümmern, die keinen Aufschub erlaube und andernfalls nachhaltig seine dortige Kreditwürdigkeit beeinträchtige, aber Henrik war noch nicht fertig, ließ weiter seinen Ärger an ihm aus und warf ihm die Tür vor der Nase zu. Amar zog sich kleinlaut zurück. Nach etwa einer Stunde kam er erneut, beinahe weinend, bat erneut um Entschuldigung und fragte nach dem Geld. Wenn es am nächsten Tag auch möglich gewesen wäre, meinte er, würde er an diesem Abend nicht noch einmal kommen, aber es sei eine sehr wichtige Angelegenheit, Henrik möge diesbezüglich doch einmal ein Auge zudrücken.
Henriks Ärger war inzwischen zum Großteil verflogen. Natürlich verband er Amar, seine Anwesenheit und seine Schulden bei ihm, grundsätzlich als Ärgernis, aber der Vulkan, der sich seit Freitagabend aufgebaut hatte, hatte Gelegenheit zum Ausbruch gehabt und genutzt. Er fragte kurz und knapp, um welche Summe es ginge, schickte sie ihm und schloss die Tür wieder. Innerlich ärgerte er sich darüber, dass er dies tat, Amar weiter Geld gab, aber dies war kein Vulkan-Ärger, der sich gegen Amar, sondern ein undifferenzierter, der sich in Teilen gegen Henrik selbst richtete, vor allem dagegen, dass die finanzielle Situation weiter und weiter Ausmaße annahm, die es ihm fast unmöglich erscheinen ließen, ihn auf die Straße zu setzen und gleichzeitig trotzdem eine Rückzahlung seines Geldes erhoffen zu können. Ärgerliche Zwickmühle.
Da er am Folgetag wieder arbeiten musste, versuchte er bald einzuschlafen. Nun ja, Amars, der um diese Zeit erst richtig lebendig zu werden schien, verzögerte dies geräuschvoll in Bad, Flur und vor allem in der Küche. Schließlich aber schlief er ein, innerlich bewegt von den schönen und weniger schönen Ereignissen dieses Wochenendes.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Kynosarges 2409

Heute, am 03. Oktober, geht es nach langer Unterbrechung abends wieder mit der Arbeit los für eine Schicht von knapp 40 Stunden. Die Zeit, die für die Donaufahrt vorgesehen war, die wegen des Hochwassers ausfiel, überwiegend mit Nichtstun bzw. stark überwiegend mit Berieselung und Social-Media-Plattformen zu verbringen, das konnte einerseits zwar Tiefenentspannung bringen, hatte andererseits aber auch ungute, lähmende Auswirkungen, auf die ich weiter unten eingehen möchte nebst auf einige Konsequenzen daraus. Ganz untätig war ich allerdings nicht, denn zum Einen habe ich tatsächlich wie geplant die Steuererklärungen erledigt und warte auf deren Ergebnis, zum Anderen habe ich eine Vereinswebseite neu aufgesetzt und etliche Texte eingepflegt. Außerdem habe ich kleinere Forschungsarbeiten zum Velo-Proa gemacht und bin im Zusammenhang damit zu einigen neuen Ideen gekommen, zusätzlich auch noch zu einigen weiteren. Außerdem habe ich mir wieder Einstein vorgenommen, u.a, durch Ermunterung ei...

Sinn des Lebens erfüllen?

Heute bewegen mich mal wieder, wie tatsächlich häufiger, Gedanken darüber, ob und wenn ja wie eine Biografie gelingt - oder scheitert - und ob und wenn ja wie dies mit dem Sinn des Lebens zusammen hängt und zu jeder Zeit im Leben, mindestens im erwachsenen, beurteilt werden kann und durch wen. Große Fragen, aber einer dem vulnerablen Narzissmus verdächtigen Person vielleicht willkommen. Den Sinn des Lebens hatte ich schon an anderer Stelle versucht zu greifen. Ein älterer Artikel dazu in diesem Blog verweist eher auf den Versuch, göttlichen Sinn zu greifen und führt hier zu weit, daher versuche ich hier aus der Erinnerung zu umreißen, was ich meine: Das Leben im Sinne von belebten Prozessen in Form von Organismen lässt sich grob dazu herunterbrechen, dass sowohl jedes einzelne Lebewesen sich selbst (Selbsterhaltung) als auch die einer bestimmten Art durch Fortpflanzung (Arterhaltung) ihre Art und damit im Prinzip das Phänomen Leben sich selbst erhält. Dies gilt bereits für einfachste p...

Kynosarges 2411

Der Besuch beim hochbetagten Freund bzw. bei seiner Feier anlässlich seines 90. Geburtstags war schön. Weil er von vielen langjährigen Freunden umgeben war, bestand für mich nicht viel Zeit, ihm persönlich zu begegnen, aber wie er die Feierlichkeit musikalisch-künstlerisch gestaltete, das war schön, zum Nachdenken anregend, auch kreativ anregend für mich dergestalt, dass ich mir überlege, bei meiner Musik gelegentlich die Sonatenhauptsatzform zugrunde zu legen. Er spielte die schwierigsten Klaviersonaten von Liszt und Beethoven. Die zwei Doppelschichten verliefen quasi wie im Flug. Wohl waren sie etwas überschattet von einem Todesfall im näheren Kreis der zu pflegenden Person, aber abgesehen davon gab es keine besonderen Vorkommnisse. Mit Einstein kam ich in Bewegung, ich lese weiterhin meine bisherige Lieblingsbiografie über ihn und schreibe darauf aufbauend erste neue Textrümpfe: "Mich interessierten drei Punkte im Besonderen an Einsteins Leben und seiner Forschung: 1. Wie fand ...