Das Jahr 2022 war für mich ziemlich wechselhaft und ereignisreich, daher möchte ich es zum Jahresende mit einem Rückblick versuchen, der monatsweise auf bestimmende Elemente eingeht.
Der Januar war geprägt von langen Dialogen auf Distanz mit einer Person, die mir innerhalb kürzester Zeit sehr wichtig, vielleicht zu wichtig geworden war. Was mir dabei besonders gefiel, war der tiefgründige wie auch sehr persönliche Gedankenaustausch über relevante Themen des Lebens, der teils wie ein Pingpongball hin und her gespielt werden konnte und mir einige fruchtbare Impulse im Leben gab. Dieser Austausch ging noch weit in den Februar hinein, ebbte dann allerdings durch innere und äußere Umstände geschuldet allmählich ab und ist bis heute so gut wie eingeschlafen, auch die Impulse, wenngleich auch nicht ganz abgebrochen. Zudem nahm im Januar die Aussicht auf ein schönes Segelboot, die sich im Vorjahr ergeben hatte, eine Hurley 30 in Ostfriesland, ein jähes, trauriges Ende, weil das Boot, über das ich mit dem Eigentümer bereits Kaufvereinbarungen hatte, hinter dem Rücken des Eigentümers durch den Segelverein verkauft wurde. Dadurch wurden große Segelträume aus dem vorherigen Jahr erst einmal beerdigt - erst einmal, denn im späteren Verlauf des Jahres sollten sich die Dinge ändern.
Im Februar stand, rückblickend, ein Ausflug mit der Arbeit nach Nürnberg hervor. Just am Tag der Hinfahrt fand der Überfall auf die Ukraine statt, der mich an jenem und den folgenden Tagen ziemlich betroffen machte und in Beschlag nahm. Zusätzlich hatte sich im Nachhall der intensiven Gespräche aus dem Januar bei mir spontan das Bedürfnis entwickelt, mir seelische Hilfe zu suchen, weswegen ich für März einen Termin bei einem Therapeuten bekommen konnte. Ich hatte schon seit geraumer Zeit das schleichende, ab und zu auch erdrückende Gefühl, dass bei mir etwas nicht in Ordnung sein könnte. Zumindest läuft schon seit geraumer Zeit vieles im Leben nicht so geschmeidig, wie ich es mir gerne wünschen würde, um nicht zu sagen, dass vieles in Chaos und Verwahrlosung begraben sein könnte. Mit Verdacht auf Depression durch asperger-autistische und/oder ADHS-Episoden meldetev ich mich an, weil ich schon länger das Gefühl einer inneren Lähmung, einer so genannten exekutiven Dysfunktion mit mir trage - die Gesprächsperson aus dem Januar beeindruckte mich mehrfach dadurch, dass sie sehr engagiert Pläne macht und umsetzt, während ich nur träumerisch Pläne mache und, statt sie umzusetzen, neue, andere Pläne mache, und darin eine Kette kontinuierlichen Versagens in meinem Leben sehe.
Beim Termin im März kam der Therapeut ziemlich schnell darauf, mir eine vulnerabel narzisstische Persönlichkeitsstörung zu attestieren. Zunächst war ich davon überrascht und lehnte diese Diagnose ab. Aus heutiger Sicht allerdings teile ich sie und sehe immer mehr bestätigende Anzeichen dafür: Schon seit Anfang 20 habe ich für mich die Vorstellung, einmal sowas wie ein moderner Leonardo da Vinci zu sein. Nicht unbedingt, was seine Großartigkeit und weitreichende Bedeutung angeht - dann wäre ich per Definition grandios narzisstisch - sondern die Vielseitigkeit im Künstlerischen wie auch im Naturwissenschaftlich-Technischen und Philosophischen ist es, die mich schon lange fasziniert. In all diesen Bereichen würde ich gerne flexibel tätig sein. Persönlichkeitstests liefen bei mir öfter auf einen Visionär hinaus, nur habe ich bisher noch keine Wege gefunden, dies wirksam beruflich umzusetzen. Im März noch nicht, aber rückblickend heute sehe ich, dass das, was ich mir als mein Talent vorstelle, und das, was tatsächlich herauskommt, wenn ich irgendwas beginne, sehr weit auseinander klafft. Mir ist zwar klar, dass bei jedem Talent, wenn man es entwickeln will, sehr viel kontinuierliches Üben und sehr viel Scheitern involviert sind. Die narzisstische Störung in mir allerdings impft mir den Anspruch ein, in vielen Bereichen mehr als durchschnittlich gute Ergebnisse zu erzielen wie auch den Glauben, dies ohne allzu große Anstrengung erreichen zu können, weil die Fähigkeit dazu bereits in mir schlummert und nur geweckt werden muss. Dabei gibt es tatsächlich einige Momente, in denen mir vieles schnell und erstaunlich gut von der Hand geht, wodurch dieser Glaube genährt wird, wohingegen es deutlich mehr Momente des alltäglichen Lebens gibt, in denen mir Alltägliches überhaupt nicht gelingt, in denen ich also grandios scheitere, was von mir aber oft vermieden wird zu sehen. Trotzdem nährt dieses grandiose Scheitern kontinuierlich Selbstzweifel bis hin zu depressiven Episoden. Außerdem sehe ich zu selten, dass viele andere Menschen wohl ähnliche Daseinskrisen durchleben und dass ich darin wie in allem anderen wohl nicht so speziell bin. Vulnerablen Narzissmus zu therapieren, so der Therapeut, würde vieler, vieler Sitzungen und hoher Regelmäßigkeit bedürfen, doch war er zum damaligen Zeitpunkt ausgebucht und ich befürchtete, durch eine erfolgreiche Therapie könnten meine schillernden Träume, Utopien und Visionen verloren gehen. Dass ich allerdings aus der Trägheit heraus und ins Tun kommen müsste, das war und ist mir dennoch klar. Oft fehlt es mir jedoch an Ehrgeiz und Entscheidungswille, insbesondere, weil ich befürchte, mich auf eine Sache zu konzentrieren und diese zu entwickeln könnte mich von vielen anderen Sachen wegbringen, gleichsam, als ob ich mich für immer von jenen verabschieden müsse. Und so verharre ich meist in der Unentschiedenheit während ich mir vorstelle, wie toll alles sein könnte, oder ich plane Projekte, die dadurch, dass ich möglichst viele Ideen auf einmal in ihnen verwirklichen möchte, direkt so komplex und kompliziert werden, dass ich in Erwartung weiteren Scheiterns lieber gleich die Finger davon lasse. Weiterhin im März hatte meine Tochter ihren sechsten Geburtstag, den sie an einem Tag auch bei mir feierte und dabei ein Puppenhaus bekam, das sie fortan bei mir ließ, um immer dann, wenn sie bei mir ist, damit spielen zu können. Es ist schön, zu erleben, wie sie nach und nach Raum nicht nur in meinem Leben, sondern auch in meiner Wohnung einnimmt.
Der April brachte zwei Reisen mit sich: Zunächst eine Woche um Ostern nach Wien und Bratislava, um meine gehbehinderte Mutter zu begleiten, was mit Museumsbesuchen und Donaurundfahrt, aber auch mit abgeschlepptem Wagen eine kurze und erlebnisreiche Reise wurde, dann mit der Arbeit zwei Tage spontan in Hamburg, was für die Kürze der Zeit und die Umstände ebenfalls erlebnisreich wurde.
Anfang Mai kam ich online in Kontakt mit einem Bootseigner aus Süddeutschland, dessen recht große Yacht in Holland steht und der sich für ein paar Reparaturarbeiten meine Hilfe gut vorstellen konnte. Bereits Ende Mai war ich trampend unterwegs zu ihm, wobei ich dafür zwei Tage plus einen Nachtmarsch quer durch Amsterdam bis nach Monnickendam brauchte. Mit dem Eigner und seinem Kollegen verstand ich mich ziemlich gut und die Instandsetzungsarbeiten liefen uns zu dritt gut von der Hand. Die Arbeit am und das Übernachten auf dem Boot für über eine Woche bis in den Juni hinein war schon so ein Hochgefühl für mich, dass ich mich meinen eigenen Segelträumen, wenngleich auch bislang noch ohne echtes Segeln, schon sehr nahe fühlte.
Der Juni begann auf dem Boot in Monnickendam, ansonsten gab es an einem Tag über den Kindergarten meiner Tochter Schultütenbasteln, was ich für sie machte, denn dieses Jahr sollte sie eingeschult werden.
Anfang Juli, nach einem kurzen Besuch beim CSD in Köln, machte ich mich erneut auf nach Holland, diesmal mit einem anderen Segler, einem Profi, der seine Renn-Segelyacht top ausgestattet zu höchsten Geschwindigkeiten brachte, auf der Überfahrt von Lelystad über das IJsselmeer nach Medemblik, nebst Sonnenbrand aus Unbelehrbarkeit. Danach wollte ich noch einmal nach Monnickendam zum bereits bekannten Bootseigner, doch war der noch nicht dort, so dass ich zwei Tage couchsurfend in Zaandam verbrachte und dabei einiges mir bislang Unbekanntes über diese Stadt, über Amsterdam und das einstige Weltreich Niederlande erfuhr. Zwischendurch überging ich erfolgreich meinen Geburtstag. In Monnickendam auf dem Boot gab es weiterhin noch manches zu tun, aber wir fanden auch gute Gelegenheiten für den einen oder anderen Ausflug an Land oder mit dem Dingi. Von Holland ging es direkt nach Süddeutschland zu einem Treffen des Familienverbands. Zum Monatsende besuchte ich mit meiner Tochter meine Familie in Süddeutschland. Währenddessen, leider in wenig erfreulichen Begleitumständen, erfuhr ich eher zufällig vom Tod meines Vaters, der wenige Tage zuvor verstorben war. Das warf mich emotional etwas aus der Bahn und brachte ungute zwischen eine Schwester und mich.
b August nahmen nichtsdestotrotz einige meiner Träume Gestalt an: Der Bootseigner in Monnickendam besaß noch eine weitere, etwas ältere und kleinere Segelyacht am Bodensee, für die mein Interesse wuchs. Anfang August machte ich mich mit dem 9-Euro-Ticket, das ich auch schon in den beiden vorherigen Monaten fleißig genutzt hatte, zu ihm nach Süddeutschland auf. Zusammen fuhren wir zu jenem Boot, er zeigte mir alles und ließ mich dann allein darin und darauf Zeit verbringen. Während jener Tage machte ich noch Bekanntschaft mit einem anderen Segler, der mich für einen Törn auf dem Bodensee mitnahm, und besuchte des Weiteren meine Mutter in ihrer Kur in Konstanz, was meine Mutter und ich als Gelegenheit nutzten, uns mit langjährigen und inzwischen hochbetagten Freunden aus St. Gallen zu treffen. Dann fand die Einschulung meiner Tochter statt, an einer katholischen Grundschule, ein Minuspunkt, doch fußläufig für sie erreichbar, was wohl als genügend rechtfertigend gesehen werden kann. Zur Monatsmitte wurden der Bootseigner und ich uns einig über einen Kaufvertrag, zum Monatsende war ich erneut einige Tage beim Boot, inzwischen meinem Boot. Auf der Rückfahrt nutzte ich das 9-Euro-Ticket bis zur allerletzten Minute in häufig vollgestopften Zügen aus, fing mir dabei wohl CoViD-19 ein und kam nach Mitternacht bei mir zuhause an, um eine Couchsurferin zu empfangen, die bis dahin auf mich gewartet hatte. Übrigens eine von insgesamt 22 Übernachtungsgästen für insgesamt 258 Übernachtungen bei mir dieses Jahr, einige davon zeitgleich mit anderen, einige davon während ich selbst entweder arbeitsbedingt oder sogar durch die Segel- und anderen Reisen gar nicht zuhause übernachtete. Bei mir ist es zwar weit davon entfernt, behaglich zu sein, doch stand und steht meine Wohnung vielen Menschen ohne große Einschränkung schon seit inzwischen 15 Jahren zur Verfügung. Mit meinem Boot möchte ich das beibehalten.
Der September begann also mit schwerer Atemwegserkrankung, was dazu führte, dass meine arbeitsbedingte Reisebegleitung zur Ostsee, auf die ich mich schon länger gefreut hatte, ausfallen und ich vertreten werden musste. In der zweiten Monatshälfte, inzwischen genesen, begab ich mich für einige Arbeiten zum Boot.
Die ersten zwei Oktoberwochen waren Herbstferien, wovon ich die erste mit meiner Tochter bei meiner Mutter in Süddeutschland verbrachte und von da aus mit beiden drei meiner Geschwister mit ihren Familien besuchte. Zum Monatsende bis in den November hinein war ich noch einmal bei meiner Mutter für diverse wichtige Termine und um mit ihr einen weiteren langjährigen und hochbetagten Freund zu besuchen.
Im November hatte meine Tochter von der Schule aus eine Zirkusvorstellung, die zu besuchen für mich von mehreren Komplikationen begleitet wurde. Ansonsten fuhr ich erneut wegen Komplikationen letztlich nur für ungelogen zehn Minuten zum Boot, um dort eine Heizung abzuliefern. Wegen eines Wasserschadens in einer Nachbarwohnung war meine Wohnung schon seit Oktober etwas betroffen. Weil der Vermieter sich aber nicht rechtzeitig gekümmert hatte, war der Schaden inzwischen zu einem Durchbruch in der Decke übergegangen.
Mitte Dezember folgte eine erneute, eher kurze Reise zum Boot, um die Heizung zum Test in Betrieb zu nehmen. Denn für Ende Dezember, wenn ich ein paar Tage dort verbringen will, soll sie zuverlässig funktionieren. Ansonsten verbrachte ich zwei Adventswochenenden mit meiner Tochter, eines davon zusammen mit ihrer Mutter und Großmutter in einer Jugendherberge mit einem Weihnachtsprogramm. Weihnachten selbst verbrachte ich durchgehend nur mit Arbeit. Dabei wurde mir wie schon oft bewusst, dass die Kehrseite davon, schlimmem Konsumterror und scheinheiligem Feiern sowie den darin involvierten Menschen aus dem Weg zu gehen, leicht dazu führen kann, dass man einsam wird bis dahin, dass Anregungen, abseits davon im Kreis der Familie wenigstens feierlicher Musik gemeinsam Raum zu geben, ausgeschlagen werden. Den Jahreswechsel werde ich allein auf dem Boot und am Bodensee verbringen. Im kommenden Jahr soll es mit dem Boot endlich zur Donau und über sie hinab ins Schwarze und ins Mittelmeer gehen.
Ergänzung: Erkältungsbedingt ließ ich Silvester auf dem Boot ausfallen und verbrachte es bei meiner Mutter, nachdem wir zwischen den Feiertagen erneut meine Geschwister mit ihren Kindern besuchten. Außerdem gab es mit der einen Schwester in Bezug auf den Tod unseres Vaters eine Aussöhnung. So ging ein durchwachsenes Jahr doch irgendwie noch halbwegs mit guten Aussichten zuende.
Ausblick: Im Januar des neuen Jahres, trotz hohen Arbeitspensums, hoffe ich, zu einem großen Teil meine Wohnung ausmisten zu können, weil Anfang Februar Sperrmüll abgeholt wird. Ebenfalls im Februar möchte ich mein Boot transportieren und Ende März/Anfang April endlich losfahren. Außerdem findet im April ein Familienausflug statt. Ende Mai/Anfang Juni wird ein Ausflug in die deutsche Romanik und Gotik mit einem hochbetagten Freund stattfinden, im Juli finden die Sommerferien meiner Tochter statt, weiter ist noch nichts fest geplant, doch hoffe ich, im Laufe des Jahres kontinuierlich mit dem Boot weiterzukommen. Außerdem werde ich versuchen, unter Zuhilfenahme der künstlichen Intelligenz "ChatGPT" einige meiner Projekte auf den Weg zu bringen.
Der Januar war geprägt von langen Dialogen auf Distanz mit einer Person, die mir innerhalb kürzester Zeit sehr wichtig, vielleicht zu wichtig geworden war. Was mir dabei besonders gefiel, war der tiefgründige wie auch sehr persönliche Gedankenaustausch über relevante Themen des Lebens, der teils wie ein Pingpongball hin und her gespielt werden konnte und mir einige fruchtbare Impulse im Leben gab. Dieser Austausch ging noch weit in den Februar hinein, ebbte dann allerdings durch innere und äußere Umstände geschuldet allmählich ab und ist bis heute so gut wie eingeschlafen, auch die Impulse, wenngleich auch nicht ganz abgebrochen. Zudem nahm im Januar die Aussicht auf ein schönes Segelboot, die sich im Vorjahr ergeben hatte, eine Hurley 30 in Ostfriesland, ein jähes, trauriges Ende, weil das Boot, über das ich mit dem Eigentümer bereits Kaufvereinbarungen hatte, hinter dem Rücken des Eigentümers durch den Segelverein verkauft wurde. Dadurch wurden große Segelträume aus dem vorherigen Jahr erst einmal beerdigt - erst einmal, denn im späteren Verlauf des Jahres sollten sich die Dinge ändern.
Im Februar stand, rückblickend, ein Ausflug mit der Arbeit nach Nürnberg hervor. Just am Tag der Hinfahrt fand der Überfall auf die Ukraine statt, der mich an jenem und den folgenden Tagen ziemlich betroffen machte und in Beschlag nahm. Zusätzlich hatte sich im Nachhall der intensiven Gespräche aus dem Januar bei mir spontan das Bedürfnis entwickelt, mir seelische Hilfe zu suchen, weswegen ich für März einen Termin bei einem Therapeuten bekommen konnte. Ich hatte schon seit geraumer Zeit das schleichende, ab und zu auch erdrückende Gefühl, dass bei mir etwas nicht in Ordnung sein könnte. Zumindest läuft schon seit geraumer Zeit vieles im Leben nicht so geschmeidig, wie ich es mir gerne wünschen würde, um nicht zu sagen, dass vieles in Chaos und Verwahrlosung begraben sein könnte. Mit Verdacht auf Depression durch asperger-autistische und/oder ADHS-Episoden meldetev ich mich an, weil ich schon länger das Gefühl einer inneren Lähmung, einer so genannten exekutiven Dysfunktion mit mir trage - die Gesprächsperson aus dem Januar beeindruckte mich mehrfach dadurch, dass sie sehr engagiert Pläne macht und umsetzt, während ich nur träumerisch Pläne mache und, statt sie umzusetzen, neue, andere Pläne mache, und darin eine Kette kontinuierlichen Versagens in meinem Leben sehe.
Beim Termin im März kam der Therapeut ziemlich schnell darauf, mir eine vulnerabel narzisstische Persönlichkeitsstörung zu attestieren. Zunächst war ich davon überrascht und lehnte diese Diagnose ab. Aus heutiger Sicht allerdings teile ich sie und sehe immer mehr bestätigende Anzeichen dafür: Schon seit Anfang 20 habe ich für mich die Vorstellung, einmal sowas wie ein moderner Leonardo da Vinci zu sein. Nicht unbedingt, was seine Großartigkeit und weitreichende Bedeutung angeht - dann wäre ich per Definition grandios narzisstisch - sondern die Vielseitigkeit im Künstlerischen wie auch im Naturwissenschaftlich-Technischen und Philosophischen ist es, die mich schon lange fasziniert. In all diesen Bereichen würde ich gerne flexibel tätig sein. Persönlichkeitstests liefen bei mir öfter auf einen Visionär hinaus, nur habe ich bisher noch keine Wege gefunden, dies wirksam beruflich umzusetzen. Im März noch nicht, aber rückblickend heute sehe ich, dass das, was ich mir als mein Talent vorstelle, und das, was tatsächlich herauskommt, wenn ich irgendwas beginne, sehr weit auseinander klafft. Mir ist zwar klar, dass bei jedem Talent, wenn man es entwickeln will, sehr viel kontinuierliches Üben und sehr viel Scheitern involviert sind. Die narzisstische Störung in mir allerdings impft mir den Anspruch ein, in vielen Bereichen mehr als durchschnittlich gute Ergebnisse zu erzielen wie auch den Glauben, dies ohne allzu große Anstrengung erreichen zu können, weil die Fähigkeit dazu bereits in mir schlummert und nur geweckt werden muss. Dabei gibt es tatsächlich einige Momente, in denen mir vieles schnell und erstaunlich gut von der Hand geht, wodurch dieser Glaube genährt wird, wohingegen es deutlich mehr Momente des alltäglichen Lebens gibt, in denen mir Alltägliches überhaupt nicht gelingt, in denen ich also grandios scheitere, was von mir aber oft vermieden wird zu sehen. Trotzdem nährt dieses grandiose Scheitern kontinuierlich Selbstzweifel bis hin zu depressiven Episoden. Außerdem sehe ich zu selten, dass viele andere Menschen wohl ähnliche Daseinskrisen durchleben und dass ich darin wie in allem anderen wohl nicht so speziell bin. Vulnerablen Narzissmus zu therapieren, so der Therapeut, würde vieler, vieler Sitzungen und hoher Regelmäßigkeit bedürfen, doch war er zum damaligen Zeitpunkt ausgebucht und ich befürchtete, durch eine erfolgreiche Therapie könnten meine schillernden Träume, Utopien und Visionen verloren gehen. Dass ich allerdings aus der Trägheit heraus und ins Tun kommen müsste, das war und ist mir dennoch klar. Oft fehlt es mir jedoch an Ehrgeiz und Entscheidungswille, insbesondere, weil ich befürchte, mich auf eine Sache zu konzentrieren und diese zu entwickeln könnte mich von vielen anderen Sachen wegbringen, gleichsam, als ob ich mich für immer von jenen verabschieden müsse. Und so verharre ich meist in der Unentschiedenheit während ich mir vorstelle, wie toll alles sein könnte, oder ich plane Projekte, die dadurch, dass ich möglichst viele Ideen auf einmal in ihnen verwirklichen möchte, direkt so komplex und kompliziert werden, dass ich in Erwartung weiteren Scheiterns lieber gleich die Finger davon lasse. Weiterhin im März hatte meine Tochter ihren sechsten Geburtstag, den sie an einem Tag auch bei mir feierte und dabei ein Puppenhaus bekam, das sie fortan bei mir ließ, um immer dann, wenn sie bei mir ist, damit spielen zu können. Es ist schön, zu erleben, wie sie nach und nach Raum nicht nur in meinem Leben, sondern auch in meiner Wohnung einnimmt.
Der April brachte zwei Reisen mit sich: Zunächst eine Woche um Ostern nach Wien und Bratislava, um meine gehbehinderte Mutter zu begleiten, was mit Museumsbesuchen und Donaurundfahrt, aber auch mit abgeschlepptem Wagen eine kurze und erlebnisreiche Reise wurde, dann mit der Arbeit zwei Tage spontan in Hamburg, was für die Kürze der Zeit und die Umstände ebenfalls erlebnisreich wurde.
Anfang Mai kam ich online in Kontakt mit einem Bootseigner aus Süddeutschland, dessen recht große Yacht in Holland steht und der sich für ein paar Reparaturarbeiten meine Hilfe gut vorstellen konnte. Bereits Ende Mai war ich trampend unterwegs zu ihm, wobei ich dafür zwei Tage plus einen Nachtmarsch quer durch Amsterdam bis nach Monnickendam brauchte. Mit dem Eigner und seinem Kollegen verstand ich mich ziemlich gut und die Instandsetzungsarbeiten liefen uns zu dritt gut von der Hand. Die Arbeit am und das Übernachten auf dem Boot für über eine Woche bis in den Juni hinein war schon so ein Hochgefühl für mich, dass ich mich meinen eigenen Segelträumen, wenngleich auch bislang noch ohne echtes Segeln, schon sehr nahe fühlte.
Der Juni begann auf dem Boot in Monnickendam, ansonsten gab es an einem Tag über den Kindergarten meiner Tochter Schultütenbasteln, was ich für sie machte, denn dieses Jahr sollte sie eingeschult werden.
Anfang Juli, nach einem kurzen Besuch beim CSD in Köln, machte ich mich erneut auf nach Holland, diesmal mit einem anderen Segler, einem Profi, der seine Renn-Segelyacht top ausgestattet zu höchsten Geschwindigkeiten brachte, auf der Überfahrt von Lelystad über das IJsselmeer nach Medemblik, nebst Sonnenbrand aus Unbelehrbarkeit. Danach wollte ich noch einmal nach Monnickendam zum bereits bekannten Bootseigner, doch war der noch nicht dort, so dass ich zwei Tage couchsurfend in Zaandam verbrachte und dabei einiges mir bislang Unbekanntes über diese Stadt, über Amsterdam und das einstige Weltreich Niederlande erfuhr. Zwischendurch überging ich erfolgreich meinen Geburtstag. In Monnickendam auf dem Boot gab es weiterhin noch manches zu tun, aber wir fanden auch gute Gelegenheiten für den einen oder anderen Ausflug an Land oder mit dem Dingi. Von Holland ging es direkt nach Süddeutschland zu einem Treffen des Familienverbands. Zum Monatsende besuchte ich mit meiner Tochter meine Familie in Süddeutschland. Währenddessen, leider in wenig erfreulichen Begleitumständen, erfuhr ich eher zufällig vom Tod meines Vaters, der wenige Tage zuvor verstorben war. Das warf mich emotional etwas aus der Bahn und brachte ungute zwischen eine Schwester und mich.
b August nahmen nichtsdestotrotz einige meiner Träume Gestalt an: Der Bootseigner in Monnickendam besaß noch eine weitere, etwas ältere und kleinere Segelyacht am Bodensee, für die mein Interesse wuchs. Anfang August machte ich mich mit dem 9-Euro-Ticket, das ich auch schon in den beiden vorherigen Monaten fleißig genutzt hatte, zu ihm nach Süddeutschland auf. Zusammen fuhren wir zu jenem Boot, er zeigte mir alles und ließ mich dann allein darin und darauf Zeit verbringen. Während jener Tage machte ich noch Bekanntschaft mit einem anderen Segler, der mich für einen Törn auf dem Bodensee mitnahm, und besuchte des Weiteren meine Mutter in ihrer Kur in Konstanz, was meine Mutter und ich als Gelegenheit nutzten, uns mit langjährigen und inzwischen hochbetagten Freunden aus St. Gallen zu treffen. Dann fand die Einschulung meiner Tochter statt, an einer katholischen Grundschule, ein Minuspunkt, doch fußläufig für sie erreichbar, was wohl als genügend rechtfertigend gesehen werden kann. Zur Monatsmitte wurden der Bootseigner und ich uns einig über einen Kaufvertrag, zum Monatsende war ich erneut einige Tage beim Boot, inzwischen meinem Boot. Auf der Rückfahrt nutzte ich das 9-Euro-Ticket bis zur allerletzten Minute in häufig vollgestopften Zügen aus, fing mir dabei wohl CoViD-19 ein und kam nach Mitternacht bei mir zuhause an, um eine Couchsurferin zu empfangen, die bis dahin auf mich gewartet hatte. Übrigens eine von insgesamt 22 Übernachtungsgästen für insgesamt 258 Übernachtungen bei mir dieses Jahr, einige davon zeitgleich mit anderen, einige davon während ich selbst entweder arbeitsbedingt oder sogar durch die Segel- und anderen Reisen gar nicht zuhause übernachtete. Bei mir ist es zwar weit davon entfernt, behaglich zu sein, doch stand und steht meine Wohnung vielen Menschen ohne große Einschränkung schon seit inzwischen 15 Jahren zur Verfügung. Mit meinem Boot möchte ich das beibehalten.
Der September begann also mit schwerer Atemwegserkrankung, was dazu führte, dass meine arbeitsbedingte Reisebegleitung zur Ostsee, auf die ich mich schon länger gefreut hatte, ausfallen und ich vertreten werden musste. In der zweiten Monatshälfte, inzwischen genesen, begab ich mich für einige Arbeiten zum Boot.
Die ersten zwei Oktoberwochen waren Herbstferien, wovon ich die erste mit meiner Tochter bei meiner Mutter in Süddeutschland verbrachte und von da aus mit beiden drei meiner Geschwister mit ihren Familien besuchte. Zum Monatsende bis in den November hinein war ich noch einmal bei meiner Mutter für diverse wichtige Termine und um mit ihr einen weiteren langjährigen und hochbetagten Freund zu besuchen.
Im November hatte meine Tochter von der Schule aus eine Zirkusvorstellung, die zu besuchen für mich von mehreren Komplikationen begleitet wurde. Ansonsten fuhr ich erneut wegen Komplikationen letztlich nur für ungelogen zehn Minuten zum Boot, um dort eine Heizung abzuliefern. Wegen eines Wasserschadens in einer Nachbarwohnung war meine Wohnung schon seit Oktober etwas betroffen. Weil der Vermieter sich aber nicht rechtzeitig gekümmert hatte, war der Schaden inzwischen zu einem Durchbruch in der Decke übergegangen.
Mitte Dezember folgte eine erneute, eher kurze Reise zum Boot, um die Heizung zum Test in Betrieb zu nehmen. Denn für Ende Dezember, wenn ich ein paar Tage dort verbringen will, soll sie zuverlässig funktionieren. Ansonsten verbrachte ich zwei Adventswochenenden mit meiner Tochter, eines davon zusammen mit ihrer Mutter und Großmutter in einer Jugendherberge mit einem Weihnachtsprogramm. Weihnachten selbst verbrachte ich durchgehend nur mit Arbeit. Dabei wurde mir wie schon oft bewusst, dass die Kehrseite davon, schlimmem Konsumterror und scheinheiligem Feiern sowie den darin involvierten Menschen aus dem Weg zu gehen, leicht dazu führen kann, dass man einsam wird bis dahin, dass Anregungen, abseits davon im Kreis der Familie wenigstens feierlicher Musik gemeinsam Raum zu geben, ausgeschlagen werden. Den Jahreswechsel werde ich allein auf dem Boot und am Bodensee verbringen. Im kommenden Jahr soll es mit dem Boot endlich zur Donau und über sie hinab ins Schwarze und ins Mittelmeer gehen.
Ergänzung: Erkältungsbedingt ließ ich Silvester auf dem Boot ausfallen und verbrachte es bei meiner Mutter, nachdem wir zwischen den Feiertagen erneut meine Geschwister mit ihren Kindern besuchten. Außerdem gab es mit der einen Schwester in Bezug auf den Tod unseres Vaters eine Aussöhnung. So ging ein durchwachsenes Jahr doch irgendwie noch halbwegs mit guten Aussichten zuende.
Ausblick: Im Januar des neuen Jahres, trotz hohen Arbeitspensums, hoffe ich, zu einem großen Teil meine Wohnung ausmisten zu können, weil Anfang Februar Sperrmüll abgeholt wird. Ebenfalls im Februar möchte ich mein Boot transportieren und Ende März/Anfang April endlich losfahren. Außerdem findet im April ein Familienausflug statt. Ende Mai/Anfang Juni wird ein Ausflug in die deutsche Romanik und Gotik mit einem hochbetagten Freund stattfinden, im Juli finden die Sommerferien meiner Tochter statt, weiter ist noch nichts fest geplant, doch hoffe ich, im Laufe des Jahres kontinuierlich mit dem Boot weiterzukommen. Außerdem werde ich versuchen, unter Zuhilfenahme der künstlichen Intelligenz "ChatGPT" einige meiner Projekte auf den Weg zu bringen.
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