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Schwanen-Abgründe (TW!)

Neulich, vor einiger Zeit, es muss im Sommer vor Corona gewesen sein, war ich mit meiner Tochter am Sandstrand an unserem Fluss. Eine kleine Gruppe von Schwänen machte dort auf sich aufmerksam und lockte mehrere Besucher an. Schließlich betrat einer der Schwäne, der größte von ihnen, das Ufer und ging neugierig auf die Menschen zu. Viele von diesen zogen sich daraufhin zurück. Meine Tochter allerdings, mit mir an ihrer Seite, ging, ebenfalls neugierig, auf ihn zu. Der Schwan baute sich vor uns auf, breitete die Flügel aus und nahm eine drohende Haltung ein, die wohl Eindruck machen sollte. Die letzten der anderen Menschen waren dadurch inzwischen weggelaufen. Also kam er so auf uns zu. Ich hielt sein Näherkommen aus, schob lediglich meine Tochter leicht hinter mich. Wie er in greifbarer Nähe war, kam mir ein frecher Gedankenblitz und... ich griff mit meiner Hand um seinen Hals, einfach so. Das ging ohne Weiteres, fühlte sich weich an und man spürte, dass der große Vogel deutlich weniger wog als wonach er aussah. Außerdem spürte ich, wie sein vorher angriffslustiges Adrenalinkorsett in diesem Moment in sich zusammenfiel. Als ich losließ, zog er sich kleinlaut zurück.
Diese Begegnung war für mich wie ein Schlüsselerlebnis.
Schon vorher hatte ich mich häufiger mit dem Gedanken getragen, dass ein Hund, der einen anzugreifen versucht, selbstverständlich in puncto Jagdinstinkt und körperlicher Geschwindigkeit und Zielsicherheit einem Menschen überlegen sein könnte (es sei denn, der Mensch hat sehr viel Zeit damit verbracht, seinen eigenen Jagdinstinkt und seine Geschwindigkeit zu trainieren). Aber worin der Hund dem Menschen nicht überlegen ist, das ist das menschliche Potential, die Gesamtsituation geistig zu beherrschen. Aber dafür muss der Mensch diese geistige Beherrschung wohl erüben. Dann wäre es doch denkbar, den angreifenden Hund bis zum richtigen Moment herankommen zu lassen und ihn dann beherzt mit einem Tritt oder Faustschlag zu stoppen. Ja, der Hund wird nach dem Fuß oder der Faust zu schnappen versuchen, und vorsichtshalber sollte man seine eigene Kehle schützen, die der Hund wohl primär bzw. mit größtem zu erwartenden Erfolg anzugreifen versuchen wird. Aber selbst wenn der Hund dann nach dem Arm beißt, bleibt immer noch, sich mit ganzem Gewicht auf den Hundekörper zu werfen und dabei gezielt in kauf zu nehmen, dass seine Rippen dabei brechen. Sollte er den Biss nicht freigeben, kann man zusätzlich den Kopf des Hundes wiederholt gegen den Boden, Steine oder andere harte Oberflächen schmettern. Das klingt alles sehr brutal. Aber das eigene Leben zu schützen erlaubt einiges an Brutalität.
Wahrscheinlich mag der eine oder andere Mensch erwidern, dass solch beschriebenes Szenario recht blauäugig und naiv sei. Ja, das ist durchaus so. Der Hund ist von Geburt an instinktiv darauf eingestellt Beutegreifer zu sein. Manchen Hunden wurden durch Züchtung oder Sozialisierung einige Grundlagen dafür ziemlich zerstört, aber spätestens auf der Straße lebend finden die meisten zu ihrer ursprünglichen Natur zurück. Wir Menschen hatten übrigens wohl auch einst so eine oder eine ähnliche Natur, aber Kultur und Zivilisation drängen diese fast täglich erfolgreich in uns zurück. Und daher ist das beschriebene Szenario gar nicht komplett irrational. Ja, man muss geistesgegenwärtig sein und vor allem bleiben. Man muss beherzt bleiben, darf die Selbstbeherrschung nicht verlieren und muss notfalls, wenn sich der Hund beispielsweise im Arm verbeißt, furchtbare Schmerzen ertragen und trotzdem geistesgegenwärtig bleiben. Aber alles dies ist nicht unmöglich.
Und noch etwas: Indem man sich dieses allein schon theoretisch vergegenwärtigt und sich dadurch theoretisch eine nicht ganz unrealistische Chance ausrechnet diese Situation zu meistern, dann wird dies bereits im Vorfeld einen Effekt haben, der einerseits die Körperhaltung und andererseits die Hormonausschüttung im eigenen Körper entsprechend beeinflussen wird, und beides wird der Hund instinktiv wahrnehmen und verstehen, dass er keine leichte Beute vor sich hat. Allein dies kann schon dazu führen, dass die beschriebene Situation gar nicht erst eintritt und es ist schon allein für diesen Effekt es wert, das Szenario einige Male geistig durchzuspielen.
Kommt es allerdings zur beschriebenen Situation, so besteht auch eine gute Chance, dass, ähnlich wie oben beim Schwan, das Adrenalinkorsett des Hundes in sich zusammenfällt. Durch die Situation mit dem Schwan kam mir die Ahnung, dass jeder Beutegreifer, jedes Wesen, das in Angriffsmodus schaltet, dies dadurch tut, dass es vorher einen entsprechenden Adrenalinpegel aufbaut. Nun ist mir durchaus klar, dass der bei einem Schwan durchaus weit weniger stabil sein könnte als bei einem naturgemäßen Beutegreifer, dass also das Adrenalinkorsett beispielsweise eines Wolfes in Angriffsmodus gewiss nicht ganz so leicht zu erschüttern ist. Aber es IST erschütterbar, behaupte ich. Denn sein Aufrechterhalten kostet viel Energie, und solange der Wolf satt ist und ruht, ist es inaktiv. Als Mensch kann man durch geistige Überlegenheit den Knackpunkt finden, den es zum Erschüttern bringt, selbst bei größeren Beutegreifern, auch wenn dazu wesentlich mehr Geistesgegenwart, Übung und am Ende wohl trotzdem auch noch sehr viel Glück nötig ist. Bei einem Hund allerdings sollte ein Mensch nach etwas Übung die Oberhand nicht allzu schwer gewinnen können. Vielleicht ist ein beherzter Griff in seinen Nacken, so wie es die Mutter bei Welpen macht, schon der Punkt, der den Hund aus dem Jagdmodus heraus- in die Welpen-Erinnerung wirft? Wenn ich mich in diesen Gedanken vertiefe, ihn in mir groß werden lasse, welchen Effekt wird allein dies schon auf den Hund haben?
Spinnerei und Esoterik! Das mögen einige nun denken. Doch glaube ich, dass das Materielle, Körperliche, also die Muskeln, die Zähne, die Knochen und auch das Adrenalin zwar existiert, aber möglicherweise "nachrückend", gewissermaßen zur Bestätigung. Das klingt verwirrend, daher möchte ich es versuchen zu erklären:
Mein Punkt ist, dass sich möglicherweise Handlungen in erster Linie geistig vollziehen und Tatsachen in erster Linie geistiger Natur sind, so wie es Begriffe ohnehin schon sind. Aber um Handlungen in ihrer Wahrheit, Tatsachen in ihrer Tatsächlichkeit akzeptieren, begreifen, nachvollziehen zu können, bedarf es einer Versicherung über die Sinnlichkeit. Damit wir solche Abfolgen "glauben", also unseren Zweifel daran besiegen können, müssen wir sie sehen, fühlen, hören usw. Aber geschehen, das werden sie möglicherweise immer schon vorher geistig. Mich inspiriert dabei z.B. die chinesische Bogenschuss-Meditation, laut derer ich gedanklich den Pfeil bereits im Ziel sehe bevor ich ihn abschieße und er dann auch zweifellos im Ziel landet. Ich behaupte, dass ich einerseits wochen- und monatelang mit einem Basketball üben kann ihn zuverlässig in den Korb zu werfen, oder dass ich einfach entsprechend der Bogenschuss-Meditation, auch vollkommen ohne jede vorherige Übung, ihn mir bereits vor dem Wurf sicher im Korb vorstelle, und dann wird er auch sicher im Korb landen. Dabei muss das Vorstellen von einer Art sein, dass es nicht nur als Möglichkeit, sondern sich als feste Überzeugung ohne jeden Zweifel einstellt. Denn der Zweifel ist es, der uns scheitern lässt, und wenn wir etwas wochen- und monatelang üben, dann eigentlich nur, um unseren starken Zweifel nach und nach abzubauen, zu schwächen, also um über unsere Sinneserfahrung uns selbst immer mehr von der nachvollziehbaren Versicherung zu geben, dass es uns immer besser gelingt. Es würde uns aber bereits von Anfang an gelingen, würden wir nur nicht daran zweifeln. Und so genanntes "Anfängerglück", meine ich, funktioniert möglicherweise auch einfach nur genau deswegen, weil der Anfänger zuerst den Zweifel noch nicht hat. Und den Zweifel zu besiegen ist gar nicht so leicht, denn je mehr man an ihn denkt, umso mehr nährt man ihn. Man muss also an das Gelingen, an den Erfolg denken.
Und wenn Dir das zuverlässig gelingt, bist Du womöglich vielen Lebewesen, auch einigen menschlichen, in vielen Situationen überlegen.
Auch einem Hund.
Und einem Schwan sowieso.
Ich meine, nicht etwa mein Griff um seinen Hals hat sein Adrenalinkorsett zusammenfallen lassen, sondern bereits mein frecher Gedankenblitz. An dem hatte ich irgendwie nicht die Spur eines Zweifels.

Ich möchte nun im Folgenden vorsichtig aus dem Vorherigen weitere Überlegungen ableiten. Es werden u.a. Themen sexueller Gewalt behandelt werden, die für manche Menschen (re-)traumatisierend sein können. Dies bitte ich zu beachten. Ich werde aber versuchen, sie so nüchtern und inexplizit wie möglich zu halten.
Es wurde oben ja bereits die Möglichkeit der Überlegenheit durch Geistesgegenwart gegenüber einigen Menschen kurz erwähnt. Viele Menschen, wenn sie rein aus hohem Adrenalinpegel in Angriffsmodus schalten, erwecken oft den Eindruck, nicht (mehr) besonders geistesgegenwärtig zu sein. Ihre kämpferischen Instinkte sind dann möglicherweise geschärft, aber es sollte gleichzeitig nicht allzuschwer sein, ihnen geistig eins auszuwischen. Angefangen durch Geschwindigkeit und Wendigkeit - darin behalte ich meist die Oberhand und das Überraschungsmoment auf meiner Seite, selbst wenn meine reine Körperkraft auch nicht zu unterschätzen ist - kann man sie auch anderweitig schwächen, beispielsweise durch verbale Provokation, die zusätzlich ihre Besonnenheit schmälert. Ja, ich schreibe hier über Menschen wie oben über Tiere und ich muss mir wohl gefallen lassen, dass mir dies als menschenverachtend vorgeworfen werden kann. Wir Menschen sind alle zu einem Teil, auf unserer biologischen Seite, menschliche Tiere, und wenn wir das, was uns insbesondere zu Menschen macht, nämlich das Geistige, zu sehr vernachlässigen, generell oder in bestimmten Situationen, halte ich es für gerechtfertigt, auf die, ich möchte es mal so nennen, "eher tierhafte Ebene" von uns allen Menschen einzugehen.
Und so ist es hier an dieser Stelle gemeint. Einen Menschen in Angriffsmodus, insbesondere in sexuellem Übergriffsmodus, also von stumpfer, sexueller Begierde getrieben, der alle oder zumindest die meisten zivilisatorischen Gepflogenheiten bereit ist über Bord zu werfen oder der sie bereits über Bord geworfen hat, kann man auf die bisher beschriebene Weise auch zu stoppen versuchen. Aber hier ergeben sich wohl noch einige weitere Möglichkeiten, die besonders viel Geistesgegenwart, Selbstbeherrschung und wohl auch einer gewissen Tollkühnheit bedürfen. Mir ist bewusst, dass ich als männlich gelesene Person unter dem Schirm derjenigen Privilegien stehe, die mich so gut wie nie in die Opfersituation bringen und dass es vor allem diejenigen Personen mit diesen Privilegien sind, von denen in den allermeisten Fällen die Täterschaft ausgeht und dass es daher unangebracht wirken kann, dass ich mich weiter zu solchen Themen äußere. Ich bitte um Verzeihung, falls dadurch Irritationen aufkommen, wie ich hier weiterschreibe.
Man stelle sich vor, die Person, auf die sich der Übergriff richtet, überwindet ihre Abscheu, ihre Panik, die aufkommenden Stresshormone, und geht bewusst und geistesgegenwärtig dazu über, "gute Miene zum bösen Spiel" zu machen und neugierige Erwartung, ja sogar Lust auf den Übergriff vorzuspielen. Bereits hier kann diese Haltung zum Abbruch der Situation führen, weil etliche solche Übergriff-Personen ihre stimulierende Energie daraus beziehen, dass die andere Person Abscheu, Angst und Panik zeigt. Mit Zustimmung rechnen sie schon gar nicht. Diese überzeugend gespielt kann also ihr Adrenalinkorsett zusammenfallen lassen und sie nehmen Reißaus. Andere wiederum lassen sich dadurch nicht beirren und bleiben weiterhin in Wallung. Hier erfordert es wohl schier unmenschliche Selbstbeherrschung, nun weiterhin mit gespielter Lust vorzugehen und möglicherweise gespielt lüstern die Kleidung der Person zu öffnen, insbesondere die Beinkleidung. Einerseits könnte das die gespielte Lust überzeugender erscheinen lassen, andererseits macht man die Person dadurch angreifbarer. Dies kann im geeigneten Moment für einen beherzten Schlag oder Tritt ausgenutzt werden - Absatzschuhe sind gute Waffen! - außerdem bleiben mehr Sekunden zur Flucht, wenn die Person auf die Knie zusammensackt und mit heruntergelassenen Hosen zu rennen versucht. Auch hier meine ich, kann es wahrscheinlich allein schon hilfreich sein solche Situationen zu vermeiden, indem man sich seine eigenen Chancen im Vorfeld vergegenwärtigt, weil auch Menschen, insbesondere im Rausch ihrer Triebe, viel mehr auf Körpersprache und Hormone ansprechen als bei vollem Bewusstsein (Studien zeigen eine Häufung solcher Übergriffe auf Personen, die eher weniger selbstbewusstes Auftreten zeigen).
Der nächste Abschnitt nun hat noch größeres (Re-)Traumatisierungspotential.
Es kann nun dennoch geschehen, leider, und ich bedauere diese Situation zutiefst und möchte mich dafür einsetzen, dass das zurückgeht, das Geschehen, dass der Übergriff in vollem Maße vollzogen wird. Die Person, der ein solcher Übergriff widerfährt, wird für den Rest ihres Lebens drastisch dadurch betroffen sein. Die Person, die ihn vollzieht, möglicherweise auch, aber das sei nur dahingestellt. Mir kam nun eine, zugegeben ziemlich krude, Idee, die, behutsam mal als Möglichkeit betrachtet, vielleicht für manche Personen ein Ausweg oder ein Umgang mit einer solchen Erfahrung darstellen könnte: Ein Mensch, der das meiste vernünftig-menschliche an sich abgelegt hat und offen sein triebhaftes, sein möglicherweise bestialisches Wesen zeigt, das ist eine für die meisten Menschen, mindestens für jemanden mit meinen Privilegien, nur schwer oder gar nicht erfahrbare Situation. Ja, es ist krude, aber vielleicht hilft es, sich die Furchtbarkeit der Situation als "Chance" für eine seltene Erfahrung umzudeuten und aus dem Ausgeliefertsein ein Bejahen der Studie dieser Erfahrung und dieser Bestialität zu machen. Gewissermaßen "neugierig in den sich öffnenden menschlichen Abgrund zu blicken" und zu ergründen versuchen, wie es da so aussieht. Dadurch suggeriert man sich, möglicherweise, die Situation zu kontrollieren, zu bestimmen, und schützt sich davor, möglicherweise, ein Leben lang dies als grausame Verletzungserfahrung mit sich herumzutragen. Krude Theorie, man mag sie mir um die Ohren schlagen. Aber vielleicht, vielleicht kann bereits die theoretische Auseinandersetzung damit bewirken, dass es entweder gar nicht dazu kommt oder dass mögliche Traumata schwach oder ausbleiben.
Aus den kruden Theorien von eben möchte ich noch eine weitere, nicht mehr ganz so krude Theorie flechten und anknüpfen. Diese spielt in sexuelle Grenzerfahrungen in gegenseitigem Respekt und Konsens hinein und hat in diesem Kontext auch, streng genommen, mit Gewalt, erlaubter, gewünschter Gewalt zu tun, wie sie beispielsweise im Feld des BDSM anzutreffen ist. Gemeinhin, zumindest von weniger erfahrener Seite, wird angenommen, dass der so genannte dominante Part der stärkere und der submissive der schwächere sei. Vielleicht ist es oft so, dass Menschen mit persönlichen Schwächen, wenig Selbstwertgefühl oder gar mit Traumataerfahrung dazu neigen, sich auf der submissiven Seite wiederzufinden. Ich halte dies in den meisten Fällen für ungesund, fast pathologisch, und würde, sofern man meiner Ansicht Aufmerksamkeit schenken möchte, davon abraten, genauso wie davon, dass Menschen mit eher rücksichtslosen Tendenzen im Alltag die dominante, sadistische Seite einnehmen. Dies vorweg berücksichtigt, möchte ich darstellen, warum ich die submissive Seite für die stärkere halte: Diese gibt sich einer Situation hin, in der sie einen Möglichkeitsraum eröffnet, in der sich der dominante Part ausprobieren kann. Die submissive Seite lässt zu, gibt Kontrolle ab, abgesehen vom Safeword, mit dem sie dennoch die Gesamtsituation in der Hand hat. Die submissive Seite stellt sich ihren Ängsten, ihren Schmerzen, und nimmt all dieses in sich auf. Dagegen wirkt der dominante Part oft klein, sein aktives Tun eher oberflächlich (und ja, ich weiß, dass für viele nicht natürlicherweise sadistisch orientierte Menschen viele Dominanz-Praktiken auch große Überwindung und Grenzerfahrung bedeuten).
Oft wird nach traditioneller Lesart der Geschlechter die submissive Seite mit der Weiblichkeit, die dominante eher mit der Männlichkeit assoziiert. Ich stelle vehement eine solche traditionelle Lesart infrage. Dennoch kann man aus dieser Lesart extrahieren, dass das gemeinhin als "starkes Geschlecht" verstandene biologische Geschlecht der Männer* eher schwach und umgekehrt das als "schwaches Geschlecht" verstandene der Frauen* eher stark ist. Dazu finden sich viele Bestätigungen, die ich hier nur kurz auflisten möchte: Alle Chromosomen kommen ursprünglich paarweise vor, genauso das X. Das Y-Chromosom ist ein durch Mutation zerbrochenes bzw. verkümmertes ehemaliges X-Chromosom. Y-Chromosom-Träger haben dadurch bedingt ein tendenzielles Hormon-Ungleichgewicht bzw. Testosteron-Übergewicht, was dazu führt, dass sie sich tendenziell weniger mit ihren Gefühlen auseinandersetzen können und eher zu Grenzüberschreitung und Rücksichtslosigkeit neigen. Von zwei ansonsten gleichen Babys, lediglich durch XX bzw. XY voneinander unterschieden, würde, beide in gleicher Weise vernachlässigt, das mit XX mit größerer Wahrscheinlichkeit später noch einen Weg in die Gesellschaft, das mit XY eher aus ihr heraus finden, behaupte ich. Die große Mehrheit der durch sozial nicht tragbaren Verhaltens auffälligen Menschen hat das XY. Dies zeigt sich in Gefängnisstatistiken, aber bereits darin, wie mit den kulturellen Herausforderungen z.B. in der Schullaufbahn zurechtgekommen wird, lässt sich eine Tendenz erkennen. Und auch die Zahlen gewaltsamer Übergriffe zwischen XX und XY zeigen dies deutlich.
XY werden zudem häufiger krank allein schon deswegen, weil einige Erbkrankheiten am X hängen und XX größere Sicherheit bietet als XY.
XX ist der Archetyp. Ein Mensch ohne jede Hormonzufuhr in seiner embyonalen Entwicklung wird fortpflanzungsunfähig, entwickelt körperlich aber weiblich gelesene Organe (Vulva, Brüste). Erst dadurch, dass Testosteron zugeführt wird, ändert sich diese ursprüngliche Entwicklung und wird "auf männlich umgebogen". Damit war der erste, ursprüngliche Mensch der Bibel, wenngleich eher mythologisch, "weiblich", und, da "Ebenbild Gottes", müsste dies streng genommen auch für die Göttlichkeit gelten, ebenfalls mythologisch, und es ergibt auch in der Hinsicht Sinn, dass die Weiblichkeit Leben hervorbringt. Ein Blick in die Natur zeigt also, dass ein Blick in die Bücher der massiv patriarchal geprägte Religionen Lügen findet, aber ich halte diesen massiven Irrtum vor allem auch für hauptursächlich für viele unserer Probleme heute und in früheren Zeiten. Leider haben wir alle allerdings dies mehr oder weniger verinnerlicht, denn wenn wir aufgefordert werden, uns einen Menschen vorzustellen, also ohne irgendwelche Zusätze einfach ein Mensch, so wird dieser bei den allermeisten Menschen, auch wohl bei fast allen Frauen*, als ein Mann vorgestellt werden. Skizzieren wir Menschen in einfachsten Strichzeichnungen, würden die allermeisten den Mann* als das übliche "Strichmännchen" nehmen und bei der Frau* Accessoires wie Zöpfe, einen Rock oder Brüste hinzufügen, also derart, dass der Mann* als das "Normale" und die Frau* als das "Andere" gelesen wird. Dieser Irrtum sitzt also bei uns allen sehr sehr tief.
Männer* gehen tendenziell eher in die konfrontatorische Abspaltung, Frauen* eher ins verbindende Gemeinschaftliche. Männer*, übertrieben gesagt, gehen schon an einem Schnupfen zugrunde, und meist genügen leichte Berührungen ihrer Genitalien, dass sie nervös werden oder sogar in die Knie gehen, obwohl Hoden gegensätzlich dazu als Zeichen für Härte benutzt werden, während Frauen* die monatlichen Zyklen und den Geburtsschmerz ertragen, mit Tränen, aber das gehört zur emotionalen Verarbeitung, und ihr Geburtsorgan erträgt massivste Dehnungen, obwohl Vulvae gegensätzlich dazu als Zeichen für Schwäche benutzt werden.
Der Mensch ist zwar vor allem ein geistiges und da dann auch ein geschlechtsunabhängiges Wesen, aber mit dieser Darstellung möchte ich zeigen, dass zu dieser Menschwerdung durchaus verschiedene biologische Voraussetzungen herhalten müssen, die sich möglicherweise auf die Disposition des Menschseins auswirken können bzw. die bei den schwächeren XY-Voraussetzungen mehr gesamtgesellschaftliche Fürsorge erforderlich machen, weil dort das Potential des Scheiterns größer ist.
Ich möchte nun nach alledem hier noch einmal zur krudesten Theorie weiter oben zurückkehren, daher Triggerwarnung: Gelänge es der Person, die einen massiven Übergriff erfährt (diese Person wäre in den allermeisten Fällen eine Frau und die übergriffige Person ein Mann), diesen Übergriff im Sinne eines "aktiv submissiven sich Stellens den Ängsten und Schmerzen" umzudeuten, was zugegeben quasi übermenschliche Selbstbeherrschung voraussetzt, so hätte dies möglicherweise die Chance, dass sie tieferen seelischen Verletzungen vorbeugt und sogar "daran wächst", auch wenn mir klar ist, dass das wie Hohn klingen mag gegenüber all denjenigen, die an solchen Erfahrungen schwerstens traumatisiert wurden.
Ich halte so etwas dennoch für möglich auch in dem Sinne, dass das Geistige das erste ist und die sinnliche Erfahrung und Interpretation erst danach kommt und das Geistige "bestätigt". Man könnte sich dann sagen, dass man sich aus Güte eines sehr unreifen, ungezügelten und gesellschaftlich schwachen Menschen angenommen und sich ihm hingegeben hat und dass man ihm daraus Entwicklung zum guten Menschsein wünscht. Und, wie schon erwähnt, bringt womöglich schon die rein theoretische Auseinandersetzung mit diesen Schilderungen eine Entwicklung hervor.

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